Essen. . „Völlig harmlos“ sei die Tour durch den Golf von Aden sagt der TV-Produzent Wolfgang Rademann. Das Auswärtiges Amt hingegen warnt eindringlich vor dem Ausflug
Das Traumschiff schippert auf einer „Alptraumtour“. Am kommenden Donnerstag soll der Luxusdampfer, der bis zu 520 Passagiere aufnehmen kann, den Golf von Aden passieren und somit mitten durchs Piratengebiet kreuzen. Nein, Produzent Wolfgang Rademann hat keine neue quotenträchtige Überlebens-Show entwickelt.
Die Filmcrew hat das Schiff bereits vor Wochen verlassen, dreht zurzeit auf Bali eine neue Episode. Die „MS Deutschland“ ist auf einer Kreuzfahrt, auf einer „landschaftlich tollen Route“, wie die Sprecherin der Reederei Deilmann, Kornelia Kneissl, erklärte.
Dass das Auswärtige Amt „eindringlich vor Reisen in die Gewässer vor Somalia warnt“, spielt scheinbar keine Rolle. Auch der Hinweis: „Trotz der internationalen Bemühungen zur Eindämmung der Piraterie bleibt die Zahl der Piratenangriffe unverändert hoch; ein wirksamer Schutz kann nicht garantiert werden“, interessiert kaum. Zum fünften Mal, so Kneissl, soll das Traumschiff das Piratengebiet passieren, und angegriffen wurde es noch nie.
Rademann hat nach Piraten gesucht
„Das ist völlig harmlos“, erzählt TV-Mann Rademann. Er habe vor einigen Jahren die Tour mitgemacht und er habe damals „verzweifelt nach Piraten Ausschau gehalten“. Angst, so Rademann, müsse man nicht haben. Schließlich werde ja nur jedes 2000. Schiff überfallen.
Ganz so locker schätzt man das Risiko bei Deilmann nicht ein. „Wir arbeiten bereits aktuell und bis zum Erreichen des Mittelmeerraums eng mit Militärs zusammen“, erklärt Kneissl. „Wir fahren im Golf von Aden im Konvoi“. Außerdem schütze die zehn Meter hohe Bordwand das Schiff vor Angriffen.
Bundesminister warnen
Mehr über Sicherheitsmaßnahmen wird nicht verraten. Angedeutet wird allerdings, dass deutsche Fregatten aus dem Team Atalanta den Traumurlaub sichern sollen. „Uns ist diese Situation nicht bekannt“, sagt Korvettenkapitän Kohlmorgen auf Anfrage dieser Zeitung. Das Traumschiff werde nicht von deutschen Fregatten begleitet.
Ein solcher Einsatz wäre dem Steuerzahler auch sicher schwer vermittelbar. Denn in der Vergangenheit haben sowohl der frühere Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Jung (CDU) als auch der frühere Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) vor Lustreisen in die Region gewarnt. „Es ist vereinbart, dass Schiffe mit Hilfsgütern für die darbenden Menschen beim Schutz vorn anstehen müssen“, sagte Steinmeier.