Paris. Die Hinterbliebenen der Opfer des Absturzes der Air-France-Maschine vom 1. Juni 2009 fühlen sich von den Behörden im Stich gelassen. Ihre Kritik: Sie seien nicht vom französischen Verkehrsministerium über den Leichenfund im Atlantik informiert worden.
Hinterbliebene der Opfer des Flugzeugabsturzes AF 447 Rio-Paris gehen erneut hart mit der französischen Flugunfallbehörde BEA ins Gericht. Als besonders „herzlos“ und „würdelos“ empfinden sie die Tatsache, dass sie nicht unmittelbar von der Behörde über den unerwarteten Fund des Airbus-Wracks unterrichtet wurden.
„Die meisten Angehörigen haben es erst aus der Presse erfahren. Das ist schlechter Stil“, ärgert sich Bernd Gans, der Sprecher der deutschen Hinterbliebenen-Organisation. Auch der kühle Ton, in dem die französische Verkehrsministerin in der Pressekonferenz lapidar über „Leichen auf 4000 Metern Tiefe“ gesprochen habe, sei als „schockierend“ empfunden worden. Gleichwohl seien viele Angehörige erleichtert darüber, dass eine der rätselhaftesten Katastrophen in der Geschichte der Luftfahrt nun möglicherweise aufgeklärt werden kann. Beim Absturz des Air France-Airbus A 330 am 1. Juni 2009 sind alle 216 Passagiere und zwölf Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen. Bislang konnten jedoch erst 51 Opfer geborgen werden.
Hebung der Wrackteile
Nach Angaben der französischen Flugunfallbehörde befindet sich eine bislang unbekannte Zahl von Opfern in den Anfang der Woche gefundenen Wrackteilen. An Bord des Unglücksjets waren Menschen aus 32 Nationen, die meisten kamen aus Frankreich, Brasilien, Deutschland und Italien. In diesen Ländern haben sich unmittelbar nach der Katastrophe fünf Hinterbliebenenverbände gegründet.
Die Hebung der Wrackteile soll in den nächsten vier Wochen erfolgen. Die französische Marine wird sie nach Frankreich bringen. Robert Soulas, der Vorsitzende der französischen Hinterbliebenen-Organisation, wird die Arbeiten an Bord des Bergungsschiffes verfolgen. Der Franzose beklagt den Tod seiner Tochter, die als Passagierin an Bord von AF 447 war, und den seines Schwiegersohnes, der in der Unglücksnacht als Flugbegleiter an Bord war.
Anlässlich des ersten Jahrestages des Unglücks enthüllten die Hinterbliebenen im Juni 2010 auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise einen Gedenkstein.