Kiel/Lübeck. .
Eine Anzeige wegen Körperverletzung und möglicherweise eine wegen Tierquälerei: Die Kaninchenschlachtung im Unterricht von Fünftklässlern in Ratekau beschäftigt inzwischen auch die Staatsanwaltschaft Lübeck.
Die Kaninchenschlachtung im Unterricht von Fünftklässlern in Ratekau beschäftigt inzwischen auch die Staatsanwaltschaft Lübeck. Es sei eine Anzeige wegen Körperverletzung gegen den Schulleiter erstattet worden, sagte Sprecher Werner Spohr am Freitag. Gegen den Mann, der das Tier getötet haben soll, liege eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz vor. Die Beschuldigungen gingen von einem Arzt aus, der keinen konkreten Bezug zu den Schülern oder der Schule genannt habe.
Vor teils weinenden Schülern hatten zwei Pädagogen in der vergangenen Woche an der Cesar-Klein-Gemeinschaftsschule in Ratekau (Landkreis Ostholstein) von einem Landwirt ein Kaninchen schlachten lassen und später im Hof gegrillt, wie Medien berichteten. Bei dem Landwirt handelt es sich den „Lübecker Nachrichten“ zufolge um den Vater einer Schülerin. Durch die Aktion hätten die Lehrer veranschaulichen wollen, wie sich Menschen in der Steinzeit ernährten.
Bildungsministerium: Wiederholung ausgeschlossen
Auch Tierschützer erwägen indes eine Klage. Der Bund gegen Missbrauch der Tiere (bmt) prüft rechtliche Schritte gegen die Schule und die verantwortlichen Lehrer, wie er am Freitag in Berlin mitteilte. Besonders empörten sich die Tierschützer darüber, dass die Pädagogen eine Unterschriftenaktion der Schüler zur Rettung des Tieres zurückgewiesen hätten. „Abgesehen davon, dass ich in über 30 Jahren Tierschutzarbeit noch nie erlebt habe, dass Lehrkräfte ihren Unterricht durch die Schlachtung eines wehrlosen Tieres „bereichern“ müssen, ist es pädagogisch geradezu fatal, die Bitte der Schüler auf Schonung des Tieres zu ignorieren“, sagte Petra Zipp, Vorstand des bmt.
Die Schlachtung im Schulunterricht trifft auch im schleswig-holsteinischen Bildungsministerium auf Kritik. „Es ist pädagogisch höchst problematisch, was da stattgefunden hat“, sagte Sprecher Thomas Schunck am Freitag auf dapd-Anfrage. Die Schulaufsicht habe inzwischen reagiert und sichergestellt, dass eine Wiederholung ausgeschlossen sei. Der Schulleiter, der im Vorfeld nicht über die Aktion informiert gewesen sei, habe indes sehr gut reagiert, indem er umgehend zu einem Elternabend geladen habe, sagte Schunck. (dapd)