Istanbul. . Die Türkei hat kurzfristig beschlossen, die Uhren erst einen Tag später auf die Sommerzeit umzustellen. Der Grund: Die mehr als eine Million Schulabgänger, die am Sonntag einen wichtigen Test hatten, sollten nicht durcheinander kommen.

Wer am Sonntag von Deutschland in die Türkei flog, brauchte seine Uhr nicht umzustellen. Düsseldorf und Istanbul, Köln und Antalya lagen in derselben Zeitzone. Ticken die Uhren in Anatolien nun nach der Mitteleuropäischen Sommerzeit? Nein: die Türkei scherte aus, wenn auch nur für 24 Stunden. Während in der EU die Uhren in der Nacht zum Sonntag eine Stunde vorgestellt wurden, verschob die Regierung in Ankara die Umstellung auf die Nacht zum Montag. Der Grund: am Sonntag fanden in der ganzen Türkei Aufnahmeprüfungen für angehende Studenten statt.

Mehr als eine Million Schulabgänger absolvieren jährlich diesen Test, der über die Zulassung zum Universitätsstudium entscheidet. Um zu vermeiden, dass die Schüler wegen der Zeitumstellung verschlafen zu der Prüfung erscheinen oder gar eine Stunde zu spät kommen, entschied die Regierung kurzerhand, die Zeitumstellung erst am frühen Montagmorgen vorzunehmen.

Verwirrung am Istanbuler Flughafen

Längst nicht alle Türken zeigten Verständnis. Probleme befürchtete man vor allem in der Wirtschaft, zumal die Öffentlichkeit von der Entscheidung der Regierung erst vor etwa drei Wochen erfuhr. Anlagen, Laptops und Mobiltelefone sind so programmiert, dass sie in der Nacht zum Sonntag auf die Sommerzeit vorrücken.

Verwirrung gab es Sonntag am Istanbuler Flughafen: wegen der ausnahmsweise fehlenden Zeitdifferenz flogen die meisten Maschinen Richtung Europa eine Stunde früher ab als an normalen Tagen. Die Fluggesellschaften hatten sich zwar bemüht, ihre Passagiere rechtzeitig zu informieren. Trotzdem verpassten viele ihre Maschinen. Das von manchen erwartete landesweite Chaos blieb allerdings aus. Ab Montagfrüh soll alles wieder sein wie es war: in Anatolien ist es eine Stunde später als in Deutschland.

Russland schafft Winterzeit ab

In Russland gilt unterdessen ab sofort dauerhaft die Sommerzeit. Im ganzen Land wurden die Uhren nun das letzte Mal eine Stunde vorgestellt, im Herbst soll nicht wieder auf die Winterzeit umgestellt werden. Präsident Dmitri Medwedew sagte zur Begründung, die Zeitumstellung verursache „Stress und Krankheiten“ und bringe den Biorhythmus durcheinander.