Essen. . Der ARD-Sportrechtekoordinator Axel Balkausky lässt ein Türchen für die Leichtathletik-WM offen. Im Gespräch mit Jürgen Overkott sagte er, er sei offen für ein Signal der Funktionäre, aber die Zeit dränge.

Wird das Erste die Leichtathletik-WM doch noch zeigen? Warum gibt die ARD 18 Millionen Euro für Box-Rechte aus? Wird die Bundesliga weiter in der „Sportschau“ laufen? Axel Balkausky stellte sich den Fragen.

Was hat der Quoten-Hit Biathlon, was anderen Sportarten fehlt?

Axel Balkausky: Dreierlei. Erstens, dieser Sport wird nur von ganz wenigen Menschen betrieben...

Wäre das nicht eher ein Grund zu sagen, das interessiert keine Sau?

..nein, nein, so einfach ist das nicht. Dann müsste es auch leichter sein, Handball zu platzieren, oder Golf. Zweitens, die deutschen Athleten sind a) erfolgreich und b) von ihrer Ausstrahlung her natürlich und überhaupt nicht abgehoben. Drittens, diese Sportart ist einfach zu verstehen und spannend. Man muss schnell laufen, aber kann alles wieder verlieren, wenn man daneben schießt und Strafrunden laufen muss. Das hält die Spannung hoch. Und noch etwas: Ich kann als Zuschauer die ganze Zeit sehen, was die Sportler machen; das Fernsehen kommt nah ran.

Das sind Faktoren, die auch für eine gute Spielshow gelten. Sind die Grenzen zwischen Sport und Show fließend geworden?

Nicht ganz. Im Sport gelten immer noch eigene Gesetze. Aber natürlich gibt es Berührungspunkte: Sport ist auch unterhaltend, und Shows können auch sportlich sein.

Quoten-Erfolg ist das eine, Kosten das andere. Ist Wintersport ein billiges Vergnügen?

Die Wintersportarten sind schon seit langem so schlau, sich untereinander abzustimmen und uns ein Gesamtpaket anzubieten, aus dem wir lange und abwechslungsreiche Wintersport-Strecken bauen können. Und dazu gehören auch Sportarten, die für sich allein nicht so erfolgreich wären. Aber in Kombination mit Skispringen und Biathlon sind sie doch zu einer erfolgreichen Marke geworden.

„Wir haben ein hohes Angebot abgegeben“


Die ARD hat die Devise ausgegeben, wir wollen sparen. Und das hieß: Wir sparen uns die Tour de France, und wir sparen uns die Leichtathletik-WM. Gleichzeitig heißt es, das Erste will 18 Millionen Euro pro Jahr fürs Boxen ausgeben. Wie passt das zusammen?

Die von Ihnen genannten Zahlen, werde ich nicht kommentieren. Allerdings muss man sich immer fragen, woran sich der Wert einer Sportart bemisst. Am Zuschauerinteresse, an der sportlichen Qualität eines Ereignisses, an der Fernsehtauglichkeit und natürlich daran, wie die Konkurrenzsituation ist. Deshalb sind Fußball-Rechte teurer als die meisten anderen Rechte; für Fußball gibt es aus verschiedenen Gründen einen schier unersättlichen Markt und damit eine harte Konkurrenzsituation. So ähnlich sieht es beim Boxen aus. Für die Leichtathletik gilt das allerdings nicht. Das muss man sehen. Andererseits muss man auch Folgendes bedenken: Wir haben ein hohes Angebot für den Erwerb der TV-Rechte für die Leichtathletik-WM abgegeben, eines der höchsten außerhalb des Fußballs. Das ist aber auf der Gegenseite nicht angekommen. Das akzeptieren wir. Aber wir haben auch signalisiert, dass wir weiter mit den Verantwortlichen reden wollen. Nur: Niemand spricht mit uns...

...eine Geschichte ohne Happy-End – ist das unausweichlich?

Die Zeit läuft dramatisch an. Ende März endet die Möglichkeit, Produktionstechnik nach Südkorea zu verschicken.

Nun heißt es, Boxen am Samstagabend ist auch wichtig, um „Das Wort zum Sonntag“ anzukurbeln. Vier Fäuste für ein Halleluja?

Nein, nein, nein. Boxen ist interessant, weil wir über diesen Sport jüngere Zuschauer in den neuen Bundesländern erreichen, mehr als in vielen anderen Programmen. Auch diese Gebührenzahler haben ein Recht auf Programm. Und der andere Punkt ist: Wir haben uns mit dem Boxstall Sauerland zusammengetan, unter anderem weil dort exakte Doping-Richtlinien gelten. Außerdem fördert er den Nachwuchs und bietet attraktive Boxkämpfe.

„Wir zeigen pro Jahr über 80 Sportarten“


...dafür, heißt es, fallen Randsport-Arten hinten rüber.

Das stimmt so nicht. In der ARD und in den Dritten zeigen wir pro Jahr über 80 Sportarten, in den regionalen Programmen kommen oft noch Breitensport-Ereignisse dazu. Wir haben uns in der „Sportschau“ sogar breiter aufgestellt und den Fußball zurückgefahren, um anderen Sportarten auch im Hauptprogramm Raum zu geben.

Stichwort Fußball. Demnächst werden die Rechte neu ausgeschrieben, und die DFL signalisiert, die Bundesliga soll samstags erst ab 21.45 Uhr ins frei empfangbare Fernsehen. Ist das für die ARD akzeptabel?

Dies ist anscheinend eines von mehreren Szenarien. Wir empfangen derzeit von der DFL, aber auch von den Vereinen Signale, dass sie mit der „Sportschau“ sehr zufrieden sind. Unser Begehren ist ganz klar: die „Sportschau“ so zu erhalten, dass wir die Bundesliga weiter zeitnah zeigen können. Ich weiß nicht, ob die diskutierten Szenarien wirklich Alternativen zur „Sportschau“ sind. Als die Bundesliga erst nach 20.15 Uhr gezeigt wurde, damals bei „ran“, mit nur 1,3 Millionen Zuschauern, hat dies der Bundesliga nicht gut getan, und dem Sport auch nicht.

Die Öffentlich-Rechtlichen bauen ihre Präsenz im Internet aus. Könnten Sie die Spiele nicht zuerst im Netz zeigen?

Das ist für uns keine Option. Wir möchten weiterhin die Bundesliga live in der Hörfunk-Konferenz präsentieren und die Zusammenfassung der Spiele ab 18.30 Uhr in der „Sportschau“.