Guben. . Schauer und Entsetzen: Leichenpräparator Gunther von Hagens ließ vor Publikum einem toten Löwen das Fell abziehen. Der in einem deutschen Zoo bei einem Kampf mit einem Artgenossen getötete Löwe wird in Kürze seine Reise nach China antreten.

Das Gubener Plastinarium sorgt erneut für Aufregung. Vor mehr als 50 Hoteliers und Tourismusfachleuten aus Brandenburg setzten Mitarbeiter Ende Februar unvermittelt ein Skalpell an einem toten Löwen an und zogen dem Tier das Fell über die Ohren.

„Wir nennen das Abpräparieren“, erläuterte der umstrittene Leichenpräparator Gunther von Hagens diesen Vorgang, der bei manchem Beobachter Schauer und Entsetzen auslöste. Der in einem deutschen Zoo bei einem Kampf mit einem Artgenossen getötete Löwe wird in Kürze seine Reise nach China antreten. In der Dalian Plastination Ltd. werde er weiter präpariert, sagte von Hagens. Mindestens 1.500 Arbeitsstunden soll es dauern, bis der tote Löwe als Plastinat wieder in Guben oder in einer der großen Ausstellungen zu sehen sein wird. Die Plastination von Großtieren bleibe in Guben eine Ausnahme.

„Scheibenplastination komplett eingestellt“

Nach der Entlassung von rund 130 der 180 Beschäftigten Ende Januar arbeite die Gubener Plastinate GmbH mit einem veränderten Konzept, erklärte der an Parkinson erkrankte von Hagens. „Die Scheibenplastination ist komplett eingestellt worden.“ Es erfolge aber noch ein Lagerverkauf der fertigen Plastinate. Die Silikon-Produktion laufe weiter und auch die Forschung für die Fertigung sogenannter Gefäßgestalten.

Schwerpunkt mit den noch verbliebenen 56 Mitarbeitern sei der weitere Ausbau des Plastinations-Kompetenzzentrums und die Vorbereitung einer Anatomie-Kunstausstellung. Sie soll nach von Hagens“ Angaben noch in diesem Jahr zu sehen sein. Auch der Online-Shop mit dem Verkauf von Plastinaten soll weitergeführt werden. „Der Online-Shop läuft zur Zeit noch unbefriedigend“, räumte der Anatom ein. Das sei jedoch normal, denn ein Online-Shop von derart spezifischen Produkten bedürfe einer längeren Anlaufzeit.

Nachfolge geregelt

Bis auf einige Artikulationsschwierigkeiten gehe es ihm den Umständen entsprechend gut, sagte der 66-Jährige. Überwiegend sei er in Guben und arbeite „sehr zurückgezogen“ an wissenschaftlichen Projekten.

Im Spätsommer 2011 soll Volodja Chereminsky die fachliche Leitung der Produktion mit den Schwerpunkten Herstellung von Silikon- und Gefäßgestalt-Plastinaten übernehmen. Für den kirgisischen Staatsbürger laufen bereits die Anträge, wie von Hagens sagte. Chereminsky leitet seit 15 Jahren die Dalian Plastination Ltd. in China und gilt als bisher begabtester Schüler des Plastinators.

Körperwelten kommmen nach Berlin

Chereminsky werde auch an dem toten Gubener Löwen arbeiten, berichtete von Hagens. Das fertige Großtier-Plastinat komme dann ins Plastinarium zurück. Hier sind gegenwärtig unter anderem zwei plastinierte Giraffen und ein Bulle zu sehen.

Unterdessen kündigte der Plastinator an, dass seine Anatomie-Schau menschlicher Körper „Körperwelten - Eine Herzenssache“ ab 27. April in Berlin gezeigt wird. Angesichts seiner Parkinson-Erkrankung wolle er damit ein Zeichen setzen, dass es sowohl mit den Körperwelten-Ausstellungen als auch mit dem Plastinarium weitergehe, erklärte von Hagens. Mehr als 200 Präparate würden den Besuchern einen Blick in das menschliche Innenleben und speziell das Herz gewähren. Die Ausstellung ist den Angaben zufolge bis 14. August im Postbahnhof am Ostbahnhof zu sehen. (dapd)