Essen/Wien. . Karl Moik kommt nicht zur Jubiläumsfeier des Musikantenstadl. Die Macher der Sendung, die er vor 30 Jahren ins Leben gerufen hatte, haben sich nicht bei ihm gemeldet.

König hat man Karl Moik oft genannt. „König der Volksmusik“. Und sein Hofstaat, das war viele Jahre der Musikantenstadl. Der feiert jetzt seinen 30. Geburtstag, doch der König ist nicht da. Er will auch nicht kommen, will weder Servus, Grüezi noch Hallo sagen. „Das Thema ist abgeschlossen“, sagt Moik.

Sauer ist er, richtig sauer. Weil die Jubiläumssendung am 12. März eine Woche zu spät läuft und noch dazu in Fribourg in der Schweiz stattfindet und nicht in Österreich. Da, wo er ihn Anfang der 1980er Jahre erfunden hat, den Stadl. Fünf Minuten habe er nur gehabt, um die Programmchefs des ORF von der Show zu überzeugen. War aber kein Problem. Weil er die Idee schon länger hatte, eine volkstümliche Unterhaltungssendung zu gestalten. „Mit den Superstars und ohne den sogenannten Bierzeltmief.“ Am 5. März 1981 ist es soweit. Da wird der erste „Musikantenstadl“ aus dem österreichischen Enns ausgestrahlt. So begeistert sind die Leute, dass über 180 weitere folgen werden. Und die meisten davon mit Moik als Gastgeber.

Trotzdem hat den 72-Jährigen keiner angerufen vom österreichischen Rundfunk und ihn eingeladen zum Jubiläumsstadl. Überhaupt hat nie einer angerufen, seit er nach einem Herzinfarkt während des Kölner Karnevals die Show 2005 abgeben musste. „Links liegengelassen, wie ein dreckiges Tuch“ habe man ihn. Das nagt in Moik. Immer noch. Die erste Show mit seinem Nachfolger Andy Borg hat er sich noch angesehen, seitdem aber nie wieder eingeschaltet. Doch auch so „hat es zwei Jahre gedauert, bis ich mich von der Sendung lösen konnte“.

Gutes Sprungbrett

Denn die Sendung war viele Jahre sein Leben. Die Gäste hat er ausgesucht, Konzepte geschrieben und die Welt bereist, um neue Orte zu finden, an denen man zum Stadl einladen konnte. In Moskau, Dubai, Melbourne und Kapstadt hat er sie gefunden. Ja und natürlich in Peking. 600 Millionen Chinesen haben damals eingeschaltet. Ein paar Millionen Deutsche natürlich auch. Das machen sie immer. Mit einer durchschnittlichen Einschaltquote von über fünf Millionen Zuschauern gehört die Sendung deshalb zu den erfolgreichsten Unterhaltungsshows im TV.

Deshalb ist der Stadl immer auch ein gutes Sprungbrett gewesen. Florian Silbereisen, Stefan Mross oder André Rieu haben hier ihre Karrieren gestartet. Letzteren hat der Karl übrigens höchstpersönlich entdeckt. Auf einem kleinen niederländischen TV-Sender, den er mit einer seiner acht Satelliten-Schüsseln im Garten seines Hauses empfangen kann.

Ärger hat es auch gegeben im Stadl. Einmal hinter den Kulissen, weil die beteiligten Sender sich weigern, die Show aus Dubai kurz nach dem 11. September live auszustrahlen. „Frechheit“, wettert Moik und droht mit Kündigung. Macht er dann aber doch nicht und kann so selbst im April 2004 für den nächsten Skandal sorgen. Nicht einverstanden ist Herr Moik damals mit einem italienisch singenden Patrick Lindner in seiner Sendung. „Ich lad dich nach Wien ein, und was singst du? Von den Spaghettifressern“, zetert er. Lag angeblich an der zu starken Medikamentierung nach seiner Bypass-Operation, entschuldigt sich Moik später.

Schnee von gestern, längst vergessen. Geblieben ist die Erinnerung an große Augenblicke. An eine Begegnung mit Nelson Mandela, vor allem aber an die erste Sendung nach dem Mauerfall, die aus Cottbus kam. „So viele Emotionen habe ich nie wieder erlebt.“

Kein Kasperle

„Viele schöne Dinge“ hat er erlebt in seinem Vierteljahrhundert Musikantenstadl. Die letzten Jahre, die gehören nicht dazu. Und die letzten Wochen erst recht nicht. Da hat sich Moik sehr geärgert. Weil sie beim ORF kolportiert haben, er wolle 10 000 Euro für einen Besuch beim 30-jährigen Jubiläum haben. Schmarrn. „Wie soll ich etwas fordern, wenn niemand mit mir gesprochen hat?“ Letztendlich ist es aber auch egal. Weil er nach all dem Theater jetzt bestimmt nicht mehr kommt. Nicht für Geld und gute Worte, denn: „Ich bin doch kein Kasperle.“