London. . Ein Königreich für ein Zimmer - das denken viele Menschen, die zur Hochzeit von Prinz William nach London reisen. Viele Engländer schlagen daraus Profit und vermieten ihre Wohnungen zu Wucherpreisen

Gier gehört zu London wie Regen, U-Bahn-Pannen und die Sperrstunde. Die größten Exzesse leisten sich in diesen Tagen jedoch nicht die Banker in der City, sondern Mr. und Mrs. Durchschnitt, die Profit aus der Prinzenhochzeit schlagen wollen. Sie vermieten ihre Privatwohnung Ende April an Touristen aus aller Welt – zu schwindelerregenden Preisen.

Nehmen wir mein Viertel, eine quirlige, ethnisch gemischte und günstige Ecke in Nordlondon. Kein U-Bahn-Anschluss und mit 35 Minuten Weg in die Innenstadt nicht einmal annähernd an der Route des Hochzeitspaares gelegen. Die Durchschnittsmiete für eine Zwei-Zimmer-Wohnung beträgt hier 1500 Euro im Monat, doch in der Nachbarschaft gibt ein Paar sein Mini-Domizil für 2550 Euro ab – für nur ein verlängertes Wochenende mit Kate und William ein majestätischer Preis.

Wohnung für schockierende 2550 Euro das Wochenende

Einen Haken hat das Ganze natürlich auch: Der Gast wird sich um die inkontinente Katze kümmern müssen, da die beiden für den Preis der Untermiete dem Hochzeitshype entkommen und Tickets nach Australien kaufen. Als Wiedergutmachung werben sie sehr charmant mit der „original-historischen Ausstattung“ ihrer Wohnung. Was das heißt, weiß ich zufällig – meine Wohnung stammt aus der gleichen Bauepoche. Der Tank fürs Dusch- und Heizwasser steht (und sprudelt) im Wohnzimmer, die Fenster schließen nicht. Wenn der Übermieter die Blumen zu großzügig gießt, regnet es auf Ihre Couch.

Doch die Wohnung für schockierende 2550 Euro das Wochenende ist natürlich längst weg. London verfügt nur über 120 000 Hotelzimmer und bei einer halben Million Übernachtungsgäste, die sich für den 29. April angekündigt haben, können die Gelegenheitsvermieter in der Hauptstadt jeden Preis verlangen. Den Touristen ist egal, dass auf ihrem Kopfkissen dann vielleicht kein Minzplätzchen beim Zubettgehen liegt – Hauptsache, sie haben überhaupt ein Kissen und ein Bett zu diesem historischen Ereignis.

„Zwanzig Emails geschrieben, keine Antwort erhalten“

In Internetforen suchen Windsor-Verrückte selbst nach privaten Unterkünften bereits einigermaßen verzweifelt. Annoncierte Angebote sind schnell weg, „zwanzig Emails geschrieben, keine Antwort erhalten“, klagt ein royaler Fan aus den USA. Andere Londoner werden zum Ein-Mann-Ebay. „Ich vermiete an den Meistbietenden“, schreibt einer auf der Internet-Pinnwand Gumtree. Bei 1700 Pfund pro Nacht liegt sein Zimmer bereits – ein schmuddeliges Studio in Acton, mit der U-Bahn eine halbe Weltreise vom Palast entfernt.

Für den Preis kann man doch sicher schon ein Hotelzimmer an der Strecke erhalten, an denen Kate und William nach der Hochzeit entlangfahren, meinen Sie? Wenn Sie noch keines haben, werden die Hauptstädter Ihnen an dieser Stelle „good luck“ und eine flexible Kreditkarte wünschen!

Ein Tipp: Machen Sie jetzt schon ein Zimmer für die Olympischen Spiele 2012 klar. Die Preise sollen bei dem Sportereignis doppelt so hoch sein wie zur Traumhochzeit im April.