Berlin. Ein Großaufgebot der Polizei hat am Wochenende in Berlin die von linksradikalen Gruppen geplante Besetzung des früheren Flughafens Tempelhof verhindert. 102 Personen wurden festgenommen. laut Polizei blieb es "weitgehend friedlich".

Ein Großaufgebot der Polizei hat am Wochenende in Berlin die von linksradikalen Gruppen geplante Besetzung des früheren Flughafens Tempelhof verhindert. Die Sicherheitskräfte vereitelten das Vordringen auf das 386 Hektar große Gelände. Nach Einschätzung der Polizei blieb es weitgehend friedlich. Es gab jedoch 102 Festnahmen.

Initiative "Besetzt Tempelhof"

Laut Polizei demonstrierten rund 2000 junge Leute «überwiegend friedlich» für die Öffnung des Geländes. Die Veranstalter sprachen von mehr als 5000 Aktivisten. Erwartet hatten sie über 10 000 Teilnehmer. Die Initiative «Squat Tempelhof» («Besetzt Tempelhof») forderte mit ihren Aktionen, die Fläche des Ende Oktober stillgelegten Flughafens umgehend für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Eine kommerzielle Nutzung lehnt sie ab.

Durch «schnelles und konsequentes Einschreiten der Polizei» habe in allen Fällen die Überwindung des acht Kilometer langen und 2,50 Meter hohen, stacheldrahtbewehrten Zauns verhindert werden können, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Das Gelände wurde mit Hundestaffeln und berittenen Kräften überwacht. Wasserwerfer und schweres Räumgerät standen in Bereitschaft. Über dem Areal kreiste stundenlang ein Hubschrauber.

Flaschen und Steine gegen Polizisten

Zum Teil gewaltbereite und vermummte Demonstranten versuchten laut Polizei immer wieder, über den Zaun zu kommen. An einer Stelle wollten Demonstranten die Begrenzung einreißen. Es seien Flaschen und Steine gegen Polizisten geworfen worden. Zu einer bedrohlichen Situation kam es, nachdem ein Mann den Zaun mit einer Zange aufgeschnitten hatte und von einem Zivilpolizisten festgenommen wurde. Als Demonstranten versuchten, den Mann zu befreien, zog der Beamte «zur Eigensicherung» seine Waffe, wie ein Polizeisprecher sagte. Ein Schuss wurde nicht abgegeben.

Die Festnahmen erfolgten unter anderem wegen Sachbeschädigung, gefährlicher Körperverletzung und schweren Landfriedensbruchs. Drei der in Gewahrsam genommenen Teilnehmer wurden einem Haftrichter zum Erlass eines Haftbefehls vorgeführt. 99 Festgenommene kamen bis Sonntagmorgen wieder frei. Bei den Auseinandersetzungen wurden 21 Polizisten leicht verletzt. Zu Verletzten unter den Demonstranten konnte die Polizei keine Angaben machen. 1500 Beamte waren im Einsatz. Die Kräfte wollten auch am Sonntag das Gelände weiter absichern.

Die Initiatoren warfen der Polizei «massive Gewalt gegen Demonstranten» vor. Ein Sprecher der Polizei wollte sich zu den «pauschalen Vorwürfen» nicht äußern. Der Polizeiarbeitskreis der Berliner CDU sieht in den Auseinandersetzungen «ein deutliches Zeichen dafür, dass sich die linke Szene in Berlin unter dem rot-roten Senat besonders sicher fühlt und zunehmend zur Gewalt neigt».

Über die Rechtmäßigkeit der Aktion hatte es heftigen politischen Streit gegeben. Die SPD griff die Grünen an, die den Initiatoren zunächst ihre Unterstützung zugesagt hatten, später aber davon abrückten. Ihre Sympathie für das Anliegen der Besetzung bekundeten auch die SPD-Nachwuchsorganisation Jusos und die Linkspartei. (ddp)