Paris. .
Sie ist schwarz, fühlt sich unter der Erde am wohlsten und kostet ein kleines Vermögen. Für die „Tuber Melanosporum“, so die lateinische Bezeichnung der schwarzen Trüffel, blättern Feinschmecker 500 bis 1000 Euro, im Extremfall gar 2000 Euro hin. Je Kilo versteht sich. Die schwarze Trüffel, in Gourmetkreisen schwärmerisch zum „schwarzen Diamanten“ erhoben, ist der Star der französischen Küche – und ein Objekt der Begierde, das in Südfrankreich einen mörderischen Kleinkrieg ausgelöst hat.
Diebe streifen in Tarnkleidung durch die fruchtbaren Fluren und führen Hunde mit besonders feiner Schnüffelnase mit sich. Die meisten Trüffelbauern haben aufgerüstet. Infrarot-Nachtsichtgeräte sind für sie ebenso unverzichtbar geworden wie Spaten und Trecker. Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel, in dem die Bauern meist die schlechteren Karten haben. „Wenn Du jemanden stellst, gibt er sich einfach als Spaziergänger aus,“, sagt ein Bauer achselzuckend.
Landwirt Laurent Rambaud ist bei seinem Kontrollgang nicht weit von seinem Haus in Drôme, als er im Dunklen Umrisse eines Mannes und seines Hundes erblickt. Und – unfassbar – den Abzug seines Gewehrs drückt. Zuerst zielt er auf die Beine, dann trifft ein zweiter, tödlicher Schuss den Kopf. Bei dem mutmaßlichen Trüffeldieb handelt es sich um einen gewissen Ernest Prado, einen 43 Jahre alten Sanitäter.
Der Todesschütze wird später zu Protokoll geben, dass er „aus Angst“ geschossen habe. Sein Vater, der unmittelbar vor der Polizei als erster am Tatort eintrifft, versucht den Sohn noch zu entlasten, indem er die Tatwaffe, eine nicht zugelassene „Pump-Gun“, durch eine Jagdflinte austauscht. Die Manipulation fliegt auf. Erschwerend kommt für den Schützen hinzu, dass der mutmaßliche Trüffeldieb unbewaffnet war. Er trug lediglich eine Hacke bei sich, außerdem finden die Ermittler in seinem Auto vier Trüffelknollen.
Tot geschossen für eine Handvoll Trüffel: Die Ermittler werfen dem Landwirt vor, vorsätzlich getötet zu haben. „Wer eine Schusswaffe mit sich führt, um jemanden auszuspähen, der hat auch die Absicht, davon Gebrauch zu machen“, sagt Gilbert Emery, der Staatsanwalt von Valence.