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Kindergartenkinder und Halbwüchsige sind im emotionalen Ausnahmezustand: Justin (16) aus Kanada macht sie verrückt. Wo er auftaucht sind Kreisch-Attacken und Ohnmachtsanfälle vorprogrammiert,
Neulich im Kino, ein Film, zu dem auch Kinder Zutritt haben. Picklige Jungen in einer Reihe, kaum einer älter als zehn. Sie schauen auf die Leinwand, aber in Wahrheit tief in sich hinein. Wie ferngesteuert lassen sie im Minutenabstand ihre Köpfe nach vorne fallen, um sich gleich wieder aufzurichten. Sie schütteln ihre an beiden Schädelseiten mit viel Gel gestylten und ziemlich langen Deckhaare zur Justin-Bieber-Frisur. Sie können nicht anders, sie müssen – der 16-jährige R&B-Sänger hat in ihnen gerade wieder einen seiner Ohrwurm-Songs angestimmt.
Vielleicht „One Time“, seine erste Single 2009. Oder „One Less Lonely Girl“, „Love Me“ oder „Favorite Girl“ aus dem selben Jahr, alle drei Singles folgten kurz aufeinander. In dem Jahr kam auch noch sein Debütalbum „My World“. Kritiker fanden für diesen Pop die böse Bezeichnung „White Trash“. Sämtliche Titel waren in den Charts ganz oben, das Album in Kanada sogar auf Nummer eins, in den USA auf Platz sechs. Ständig hat er seither irgendeinen Hit. An dem 163 Zentimeter großen, naturdunkelblonden und braunäugigen Jüngling kommt kein Popmusikhörer mehr vorbei.
2010 schwappte die Justin-Bieber-Welle in die Alte Welt herüber. Auch hier alle Titel in den Charts, sein zweites Album „Baby“ sofort unter den Top Ten der Albumcharts. Und alle Kinder, die Justin jemals gehört, jemals im Fernsehen oder auf Youtube gesehen haben, wurden gleichgeschaltet. Erst recht, als er bei „Wetten, dass...“ auftrat und des öfteren in der „Bravo“ war. Massenhysterie. Kindervolksverdummung. Wahnsinn. So hieß es, aber das störte die Fans nicht im Geringsten. Unerschütterlich stehen sie hinter ihrem Idol. Auf Long Island, wo Bieber ein Konzert gab, kam es zum Fan-Aufruhr, im Gedränge wurden mehrere Kinder fast erdrückt. Polizeieinsatz. Biebers Manager Scooter Braun wurde angeklagt, aber später in allen Punkten freigesprochen. Der Aufruhr geschah ja aus Liebe. „Ich bin sehr glücklich über die Liebe aus der ganzen Welt“, verkündete Justin auf seiner Website. Das wollen die Fans lesen.
Justin Drew Bieber kam 1994 zur Welt. Seine damals 18-jährige Mutter Pattie Malelette hatte ein Verhältnis mit Jeremy Jack Bieber, einem fremdgehenden Familienvater, der bereits zwei Kinder hatte. Justins Urgroßvater väterlicherseits war deutscher Abstammung, er wanderte nach Kanada aus. Der Junge brachte sich autodidaktisch das Spielen von Klavier, Gitarre, Schlagzeug und Trompete bei. Mit zwölf Jahren nahm er erstmals an einem lokalen Musikwettbewerb teil und belegte den zweiten Platz. Seinen Karrierestart inszenierte er mit selbsterstellten Videos auf Youtube, wo Justin Timberlake ihn entdeckte.
Er trinkt gerne
Orangensaft
Der Sänger wollte mit dem Jungen zusammenarbeiten. Aber der wollte lieber selber Kasse machen. Im Oktober 2008 ließ sich Bieber von Islands Record unter Vertrag nehmen. Seitdem läuft es. Nichts und niemand kann den charmanten Jungmann aufhalten. Er liebt keine Süßigkeiten, trinkt gerne Orangensaft und isst am liebsten Pasta und wurde als 13-Jähriger zum ersten Mal von einem Mädchen geküsst. Er beherrscht den legendären Moonwalk von Michael Jackson, trägt einen kleinen Vogel als Tattoo auf der linken Hüfte, ist Linkshänder, hat unterm rechten Auge eine Narbe, weil ihm als Kind ein Ast ins Gesicht schlug. Und er ist sooo süß, finden seine weiblichen Fans.
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Und Justin hat noch nicht einmal eine Freundin, auch wenn ein Mädchen namens Selena Gomez mit ihm in New York ein paar Mal Pancakes essen war. Wir sind nur Freunde, ließ der Star wissen. Aufatmen bei den Fans.
20 Millionen Kinder verfolgen seine Schritte
Ein ganz normaler junger Mann, der seine Stimmprobleme in der Pubertät gemeistert hat. Doch seine Songs erzeugen bei Kindern und Kleinkindern so heftige Emotionen, dass sie zu weinen oder kreischen beginnen. In Amerika wird Bieber im Fernsehen herumgereicht, er moderiert hier und da, bei der Familie des US-Präsidenten sang er Weihnachtslieder, immer im braven T-Shirt oder Sweatshirt, oft mit einer massiven Kette und die Haare stets nach vorn geföhnt.
20 Millionen Kinder verfolgen rund um den Globus auf Youtube jeden seiner Schritte und das Trippeln seines Hundes Sammy, man kann ihnen keine größere Freude machen als mit der neuesten Doppel-CD ihres Stars. Auch die Jüngsten brauchen heute schon Stars, die Älteren sind schuld daran, sie leben es vor.