Paris. .
Dating-Börsen im Internet gibt es zuhauf, doch ein Angebot speziell für Moslems? Das ist neu. Das gibt es jetzt in Frankreich. Unter „Inchallah.com“ gibt es -mit etwas Glück - die große Liebe.
Die Werbetafel an der „Porte de Bagnolet“ vor den Toren von Paris erfüllt ganz ihren Zweck. Sie ist überdimensional und ihre Botschaft einfach nicht zu übersehen. Ein strahlendes Pärchen, Leila und Sami, lächelt glücklich auf Autofahrer und Passanten herab. Zwei junge Leute, die sich gefunden haben - dank der Internetseite „inchallah.com“, einer neuen französischen Partnerbörse speziell für Muslime.
Kein Malheur, wenn man des Arabischen nicht mächtig ist. Die vier mal drei Meter große Reklamewand liefert die Übersetzung von „inchallah“ gleich mit. Es bedeutet „So Gott will“ und ist einer der am häufigsten benutzten Begriffe aus dem arabischen Wortschatz. Erst seit sechs Monaten im Netz steht die Moslem-Partnerbörse bei der Zielgruppe offenbar schon hoch in Kurs. Über 100.000 haben sich bereits angemeldet, täglich klicken über 60.000 die durch Werbung finanzierte Gratis-Webseite an: alle auf der Suche nach einem erfüllten Rendezvous mit Gottes Segen.
„Suche Mann zwecks Unterhaltung, Freundschaft, Liebe, Heirat“
Geht es nach dem Willen der Macher, soll sich die Zahl der Nutzer weiter vermehren, am besten vervielfachen. 450 Riesen-Werbetafeln haben sie deshalb an den großen Einfallstraßen und in der Pariser Banlieue aufgestellt – dort, wo die Leilas und Samis, die Abdelkaders und Yasemins leben. „Ibtissam94“ ist 31 Jahre alt, dunkelhaarig und bildhübsch. Sie stammt aus Marokko und lebt im Postbezirk 94 (Val-de-Marne), der südöstlichen Banlieue. „Ich suche einen Mann zwischen 30 und 36 Jahren zwecks Unterhaltung, Freundschaft, Liebe, Heirat“, annonciert sie.
Die Liebe ist ein weites Feld, doch bei „inchallah.com“ geht es selten um eine heiße Affäre, einen folgenlosen Flirt, ein Techtelmechtel oder gar um die hastige Anbahnung eines (un-)überlegten Seitensprungs. Eine aktuelle Umfrage vom November 2010 belegt, dass in Frankreich lebende Muslime vor allem eines anpeilen: den Hafen der Ehe. Für zwei Drittel der unter 35-Jährigen zählt die Heirat nach Angaben des Ifop-Institutes „zu den wichtigsten Dingen im Leben“. Zum Vergleich: In ganz Frankreich bejaht diese Frage nur ein Viertel dieser Altersgruppe. Ein weiterer Unterschied: Muslime schließen den Bund fürs Leben in der Regel schon mit 26 Jahren, der Durchschnittsfranzose erst mit 31. Sexuelle Beziehungen vor der Heirat lehnen 73% der befragten Muslime strikt ab, 62% sprechen sich ferner gegen eine „Ehe ohne Trauschein“ aus.
Der Marktführer hat 500.000 Benutzer
„Inchallah.com“ hofft, vom Boom unter den muslimischen Online-Partnervermittlungen profitieren zu können. Als Branchenführer in Frankreich gilt „Mektoube.fr“, wo sich eigenen Angaben zufolge über eine halbe Millionen Muslime, die überwiegende Mehrheit Maghrebiner, eingeschrieben haben. „Meetarabic.com“, seit 2007 im Netz, verspricht verliebten französischen Muslimen „sichere und seriöse Treffen voller Respekt“.
Nicht überall stößt die Moslem-Partnerbörse jedoch auf Sympathie. Hatem Ahmed (30), der „Inchallah“-Gründer, klagt darüber, dass etliche Hauseigentümer die speziell auf Muslime zugeschnittenen Werbetafeln untersagt hätten. Die französische Republik, seit jeher stolz auf die strikte Trennung von Staat und Religion, respektiert zwar die Freiheit des Glaubens, aber sie mag es nicht besonders, wenn sich Kirche und Glauben demonstrativ in die Öffentlichkeit drängen. Im Falle der Muslime kommt erschwerend hinzu die große Angst vor einer zunehmenden Islamisierung der französischen Gesellschaft. Um solche Sorgen zu mindern, setzt „Inchallah“-Macher Hatem Ahmed demonstrativ auf Offenheit. Auch Nicht-Muslime seien auf der Plattform zugelassen – „vorausgesetzt sie verhöhnen den Islam nicht“.