Leipzig/Essen. .

Beutelratte „Heidi“ mit dem Silberblick begeistert die Besucher des Leipziger Zoos. Das schielende, etwas pummelige Opossum könnte die Nachfolgerin der Herzen von Eisbär Knut werden.

Es begann vor etwa einem Monat mit einer Fotoreportage hinter den Kulissen des Leipziger Zoos. In den Sucher gerieten dabei all jene Tiere, die ab Juli das Inventar der neuen Tropenerlebniswelt „Gondwanaland“ bilden sollen und bis dahin in einem abgetrennten Bereich des Zoos untergebracht sind. Irgendwie ist „Heidi“ dabei ins Rampenlicht gestolpert.

„Heidi“ ist ein stinknormales, allerdings etwas pummeliges Opossum-Weibchen. Aber sie schielt mindestens so herrlich wie weiland der Löwe „Clarence“ aus der TV-Serie „Daktari“. Und dieser charmante Sehfehler machte aus einer schlichten Beutelratte einen Star. Man ist fast versucht zu sagen: „Heidi“ könnte die neue „Knut“ werden.

50 000 Facebook-Freunde

Denn inzwischen hat „Heidi“ eine Popularitätslawine losgetreten. Das Land Sachsen verschickt schon Grußkarten mit dem Konterfei der Beutelratte. In der „Heidi“-Facebookseite haben sich in wenigen Tagen 50 000 Fans als Freunde eingetragen. TV-Sender aus ganz Europa berichten über „Heidis“ Silberblick. Ein Kösener Unternehmer will das Opossum als Plüschtier verewigen.

Die „Bild“ sorgt sich um das Schwanzproblem des zweieinhalbjährigen Weibchens – ausgerechnet dort habe sich zu viel Fett angesammelt, klagt das Blatt, jetzt könne es nicht mehr ordentlich klettern. Dem charmanten Knuddel ist sogar ein Lied gewidmet. Nicht auszuschließen, dass die Hymne aus den Kehlen Harzer Kinder sich demnächst in der Hitparade platzieren wird – die Ähnlichkeit zum „Schnappi“-Lied ist unverkennbar...

Im Leipziger Zoo beobachtet man den Hype um „Heidi“ mit gemischten Gefühlen. „Es ist ja toll, dass sie so viel Aufmerksamkeit kriegt, aber da ist nichts geplant gewesen oder irgendwie gesteuert“, beteuert Zoosprecherin Maria Saegebarth. „Heidi ist natürlich ein Hingucker, aber wir haben hier in unserer Tropenwelt demnächst richtige zoologische Sensationen zu bieten, beispielsweise Deutschlands ersten Komodo-Waran.“

Der Ruhm der Beutelratte

Aber alle Welt redet halt nur über „Heidi“. Deshalb haben die Leipziger entschieden, den Ruhm der Beutelratte wenigstens in vernünftige Bahnen zu lenken. Sollten durch ihre Popularität Erlöse erzielt werden, flössen diese komplett in eine vom Zoo unterstützte Stiftung für seltene Nashörner auf Borneo, so Saegebarth.

Und was sagt „Heidi“ zu dem Trubel? Sie und ihre Opossum-Kollegen „Teddy“ und „Naira“ (die übrigens auch unfassbar schielt) ziehen sich vorerst zurück. Bis Ende Januar ist Quarantäne angesagt, nebenan ist ein Ameisenbär angekommen. Zoosprecherin Saegebarth ahnt, dass das nur eine kurze Verschnaufpause bescheren wird.