Washington. .

Die Untersuchungskommission der US-Regierung macht riskante Entscheidungen für die Öl-Katastrophe verantwortlich. Laut ihrem Abschlussbericht gibt es systemische Probleme bei Bohrungen im Meer.

Die Ölfirmen wollten Zeit und Geld sparen und nahmen dafür hohe Risiken in Kauf: Die verheerende Ölkatastrophe im Golf von Mexiko ist nach Erkenntnissen einer Regierungskommission auf eklatante Fehler im System zurückzuführen. Ohne wesentliche Reformen könne sich ein solcher Zwischenfall wiederholen, hieß es in dem Abschlussbericht des von US-Präsident Barack Obama eingesetzten Gremiums, der der Nachrichtenagentur AP in Auszügen vorlag. Der Bericht soll Obama am 11. Januar vorgestellt werden.

Für die Katastrophe könne ein einziger Faktor verantwortlich gemacht werden: schlechtes Management, hieß es in dem Bericht. Die Beschäftigten der drei wichtigsten beteiligten Firmen - BP, Halliburton und Transocean - hätten nicht angemessen berücksichtigt, wie bestimmte Entscheidungen das Risiko erhöhten. Hätten sie dies getan, hätte die Explosion der Bohrinsel verhindert werden können, erklärte die siebenköpfige Kommission. In dem Bericht wurden systemische Probleme der Industrie bei Ölbohrungen in der Tiefsee sowie bei der behördlichen Aufsicht beschrieben. So führten falsche Entscheidungen zu technischen Problemen.

Antrag in 90 Minuten durchgewunken

Als Beispiel wurde ein Antrag von BP genannt, einen „ungewöhnlich tiefen Zement Pfropfen“ zu setzen. Die zuständige Behörden, der Mineral Management Service, habe sich 90 Minuten Zeit genommen, um dem Antrag zuzustimmen. Diese Entscheidung gehört zu den neun Vorschlägen von Technikern und Ingenieuren, die nach Angaben der Kommission das Risiko einer Explosion in die Höhe trieben.

Ölpest vor US-Küste

Der Ölteppich im Golf von Mexiko breitet sich weiter aus. Er ist mittlerweile dreimal größer als zunächst angenommen.
Der Ölteppich im Golf von Mexiko breitet sich weiter aus. Er ist mittlerweile dreimal größer als zunächst angenommen. © AFP
Diese Satelitenbilder vom Wochenende zeigen,...
Diese Satelitenbilder vom Wochenende zeigen,... © AFP
...wie sich das Öl auf die Küste von Louisiana zubewegt.
...wie sich das Öl auf die Küste von Louisiana zubewegt. © AFP
Auf der Bohrinsel
Auf der Bohrinsel "Deep Water Horizon" hatte sich am 20. April eine Explosion ereignet... © AP
...zwei Tage später versank sie im Meer.
...zwei Tage später versank sie im Meer. © AP
Seither strömt unaufhörlich Öl...
Seither strömt unaufhörlich Öl... © AP
...in den Golf von Mexiko und...
...in den Golf von Mexiko und... © AFP
...bedroht die Küsten von Louisiana, Florida, Alabama und Mississippi.
...bedroht die Küsten von Louisiana, Florida, Alabama und Mississippi. © AFP
Inzwischen soll der Ölteppich eine Ausdehnung von mindestens 9000 Quadratkilometern erreicht haben.
Inzwischen soll der Ölteppich eine Ausdehnung von mindestens 9000 Quadratkilometern erreicht haben. © AFP
Starke südöstliche Winde trieben erste Ölschlieren in das Küstengebiet um das Mississippi-Delta.
Starke südöstliche Winde trieben erste Ölschlieren in das Küstengebiet um das Mississippi-Delta. © AFP
Die Plattform wird vom Ölkonzern BP betrieben.
Die Plattform wird vom Ölkonzern BP betrieben. © AP
Durch das geborstene Bohrloch in 1500 Metern Tiefe treten jeden Tag 800.000 Liter Öl aus.
Durch das geborstene Bohrloch in 1500 Metern Tiefe treten jeden Tag 800.000 Liter Öl aus. © AP
Von der US-Navy wurden 18 Kilometer aufblasbare Ölsperren...
Von der US-Navy wurden 18 Kilometer aufblasbare Ölsperren... © AFP
...und Geräte zum Abschöpfen des Öls in die Region geschickt.
...und Geräte zum Abschöpfen des Öls in die Region geschickt. © AP
Sie sollen verhindern,...
Sie sollen verhindern,... © AFP
...dass das Öl an Land kommt.
...dass das Öl an Land kommt. © AFP
Auch in New Orleans liegen die Sperren bereit.
Auch in New Orleans liegen die Sperren bereit. © AFP
Starker Seegang und kräftige Winde haben die Installation der Barrieren aber behindert.
Starker Seegang und kräftige Winde haben die Installation der Barrieren aber behindert. © AFP
Mitglieder der US-Armee haben vor der Küste in Alabama...
Mitglieder der US-Armee haben vor der Küste in Alabama... © AP
...Container installiert, die das Öl absorbieren sollen.
...Container installiert, die das Öl absorbieren sollen. © AP
Hunderte Kilometer Küste mit einem einzigartigen Ökosystem...
Hunderte Kilometer Küste mit einem einzigartigen Ökosystem... © AP
...aus Marschlandschaften und seltener Fauna sind unmittelbar bedroht.
...aus Marschlandschaften und seltener Fauna sind unmittelbar bedroht. © AP
Vor allem vorgelagerte Inseln mit einer reichen Tierwelt sind zuerst bedroht.
Vor allem vorgelagerte Inseln mit einer reichen Tierwelt sind zuerst bedroht. © AFP
Erste Vögel mit ölverschmiertem Gefieder wurden bereits entdeckt.
Erste Vögel mit ölverschmiertem Gefieder wurden bereits entdeckt. © AP
Ob auch diese Schildkröte...
Ob auch diese Schildkröte... © AP
...sowie erste, tot an Land gespülte Fische durch das Öl gestorben sind,...
...sowie erste, tot an Land gespülte Fische durch das Öl gestorben sind,... © AP
...sollen diese und andere Wissenschaftler klären.
...sollen diese und andere Wissenschaftler klären. © AP
In Florida, Alabama und Mississippi ist die Fischerei in Gefahr, die das Hauptstandbein der örtlichen Wirtschaft ist.
In Florida, Alabama und Mississippi ist die Fischerei in Gefahr, die das Hauptstandbein der örtlichen Wirtschaft ist. © AFP
Die Fischerboote dürfen momentan nicht auslaufen.
Die Fischerboote dürfen momentan nicht auslaufen. © AP
Gesperrter Stapellauf in Mississippi.
Gesperrter Stapellauf in Mississippi. © AP
Dieser Fischer hat Angst, vorerst einen der letzten Rotbarsche aus dem Mississippi gezogen zu haben.
Dieser Fischer hat Angst, vorerst einen der letzten Rotbarsche aus dem Mississippi gezogen zu haben. © AFP
"Obama, schick uns Hilfe" - fordern Bewohner der betroffenen Gebiete auf diesem Schild. © AP
Für den US-Präsidenten Barack Obama könnte die Umweltkatastrophe zum persönlichen Problem werden. Nach Kritik am Krisenmanagement der Regierung,...
Für den US-Präsidenten Barack Obama könnte die Umweltkatastrophe zum persönlichen Problem werden. Nach Kritik am Krisenmanagement der Regierung,... © AFP
...besuchte er am Sonntag die betroffenen Gebiete in Louisiana und sprach zudem mit Mitgliedern der Küstenwache.
...besuchte er am Sonntag die betroffenen Gebiete in Louisiana und sprach zudem mit Mitgliedern der Küstenwache. © AFP
Die ersten Ausläufer des Ölteppichs erreichten am Freitag die Küste Louisianas.
Die ersten Ausläufer des Ölteppichs erreichten am Freitag die Küste Louisianas. © AFP
Am Freitag hat auch Florida den Notstand ausgerufen. Wissenschaftler fürchten, dass das Öl in Meeresströmungen kommen könnte, die es innerhalb kürzester Zeit bis zur Küste des Sonnenstaates spülen.
Am Freitag hat auch Florida den Notstand ausgerufen. Wissenschaftler fürchten, dass das Öl in Meeresströmungen kommen könnte, die es innerhalb kürzester Zeit bis zur Küste des Sonnenstaates spülen. © AP
Die Tiere in den Sümpfen entlang des Mississippis sind bedroht.
Die Tiere in den Sümpfen entlang des Mississippis sind bedroht. © AFP
Den Fischern bleibt derzeit nichts anderes übrig als zu warten. Der Ölkonzern BP will die Männer...
Den Fischern bleibt derzeit nichts anderes übrig als zu warten. Der Ölkonzern BP will die Männer... © AFP
...als Hilfen zum Beseitigen des Ölteppichs rekrutieren. Das Treffen fand in einer Sporthalle einer örtlichen Highschool statt. Die Heimmannschaft heißt ausgerechnet
...als Hilfen zum Beseitigen des Ölteppichs rekrutieren. Das Treffen fand in einer Sporthalle einer örtlichen Highschool statt. Die Heimmannschaft heißt ausgerechnet "The Oilers", die Öler. © AFP
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Die Kommission unterstrich ihre Einschätzung mit der Veröffentlichung einer E-Mail, die der BP-Ingenieur Brett Cocales wenige Tage vor der Explosion schrieb. „Aber egal, es ist geschehen, Ende der Geschichte, es wird schon gut gehen“, hieß es darin, nachdem Cocales zuvor mit der von BP vorgegebenen Arbeitsweise bei den Zementarbeiten nicht einverstanden gewesen war.

780 Millionen Liter Öl ins Meer

Die vom Ölkonzern BP betriebene Bohrinsel „Deepwater Horizon“ war am 20. April explodiert. Dabei kamen elf Arbeiter ums Leben, und über Wochen flossen insgesamt rund 780 Millionen Liter Öl ins Meer. Es handelt sich um die bislang größte Ölpest in den USA.

Eine Sprecherin des Innenministeriums, Kendra Barkoff, erklärte, der Bericht konzentriere sich auf Bereiche, in denen die Behörde bereits Verbesserungen durchgesetzt habe. BP erklärte in einer Stellungnahme, die Kommission komme wie der eigene Bericht zu dem Schluss, dass das Unglück mehrere Ursachen habe. Mehrere Unternehmen seien beteiligt gewesen. BP betonte, man arbeite mit den Behörden zusammen, um sicherzustellen, dass die Lehren aus dem Unglück zu Verbesserungen bei den Tiefseebohrungen führten.

Transocean teilte mit, man habe als Eigentümer der Plattform in den letzten Stunden vor der Explosion auf Anweisungen von BP-Mitarbeitern gehandelt. Diese Vorgehensweisen seien zuvor von den Behörden genehmigt worden. Auch Halliburton erklärte, man habe Anweisungen von BP ausgeführt. (dapd)