Dortmund.

Würstchen bei Eis und Schnee? Klar. Frisch vom Grill. Jeder vierte Grill-Besitzer brutzelt schon mit. Auch, weil die Ausrüstung immer besser geworden ist – und viele Händler selbst bei Schnee und Eis Grillsortiment in ihrem Laden anbieten.

Im Sommer kann’s jeder. Mittlerweile aber schmeißen immer mehr Menschen auch bei Eis und Schnee den Grill an. Sie lassen sich nicht vom Kalender vorschreiben, wann Würstchen-Saison sein soll. Experten gehen davon aus, dass inzwischen jeder vierte deutsche Grill-Besitzer auch im Winter aktiv ist. So eine Gartenparty mitten im Januar macht aus Männern echte Glutsbrüder und aus Frauen Trendsetterinnen, die Mütze und Moonboots zum Nackensteak tragen. Also Kohle raus!

Grillen, chillen, Bierli killen geht immer. Das findet auch der Dortmunder Sternekoch Stefan Manier (40): „Grillen ist grundsätzlich super. Es gibt nichts Schöneres als ein gut gegrilltes Steak. Bei jedem Wetter.“ Für das winterliche Feuerchen empfiehlt er dringend, sich nicht zu weit von zu Hause zu entfernen: „Man kommt von der Terrasse oder vom Garten aus einfach schneller an das Zubehör.“ Oder auch zur Not zum Auftauen ins Wohnzimmer. Falls sich der Grillmeister in sommerlicher Gewohnheit versehentlich wieder die Badelatschen angezogen haben sollte.

Gasgeräte mit Deckel bieten unkompliziertes Grillvergnügen

Dass immer mehr Menschen ganzjährig brutzeln, liegt daran, dass die Ausrüstung besser geworden ist. Das beobachtet Kurt Schlieper, Geschäftsführer der „Barbecue Industry Association Grill“, also des Grillverbands. Er sagt: „Die Technik wird komfortabler. Es gibt geschlossene Systeme mit Deckel, mit denen das Grillen bei Eiseskälte unproblematisch wird.“ Längst haben sich auch die Baumärkte darauf eingestellt und bieten ihren Kunden Grillecken von Januar bis Dezember. „Es gibt Outdoor-Küchen, mit denen alles so abgewickelt werden kann wie in einer richtigen Küche: schnippeln, warmhalten, grillen“, sagt Bauhaus-Sprecher Robert Koehler. Gerade Gasgeräte mit Deckel bieten bei Kälte ein unkompliziertes Grillvergnügen, weil sie ruck-zuck angehen und wegen des Deckels die Wärme halten.

Die Grill-Meister

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    Feueralarm in Dortmund! Kürzlich hatte die Kronen-Brauerei zur großen Wintergrillen-Meisterschaft gerufen. 140 Teams aus ganz Deutschland ließen die Funken fliegen. Für Sternekoch Stefan Manier eine tages- und magenfüllende Angelegenheit. Als Jurymitglied musste er sich lange durchbeißen. Würstchen und Steaks in einer Endlosschleife. Tom Meister (34) aus Lippstadt und sein Team „Burning Ham“ traten als Titelverteidiger an. Ihr Tipp: „Entscheidend ist, die Kohle richtig heiß werden zu lassen und das Fleisch erst spät auf den Rost zu legen.“ In seinem Freundeskreis, sagt Meister, ist Wintergrillen längst Kult: „Weil es so ein schöner Gegensatz zum Sommergrillen ist und obendrein sehr kommunikativ.“ Mag sein, dass auch der Glühwein die Zunge lockert. Den trinken sie gerne dazu.

    Grillen bei kaltem Wetter erfordert Geduld

    So etwas ähnliches wie ein Grillprofessor ist der Thüringer Andreas Bräuer. Er gehört der weltgrößten Grillorganisation KCBS an und ist einer von nur zwei Grilljuroren-Ausbildern in Deutschland. Er warnt, dass Grillen bei kaltem Wetter Geduld erfordert: „Der Grill muss länger durchheizen. Man muss ungefähr doppelt so viel Zeit wie im Sommer einplanen.“

    Das Warten an der Glut verbindet aber auch: „Hier können Männer gemeinsam der Kälte trotzen“, sagt Bräuer. Oder experimentieren: „Wa­rum nicht mal ein Stück Wild probieren. Oder Spekulatius grillen. Selbst eine Gans eignet sich, aber dafür braucht’s schon etwas Übung und zwei bis drei Stunden Wartezeit“, sagt Bräuer. Doch er mag’s auch traditionell. Aber Achtung: die Garzeit einhalten. Sonst wird die Rostbratwurst zur Frostbratwurst.