Hagen.

Winter kostet Wachstum: Wirtschaftsexperten schätzen, dass Schnee und Eis bis zu 0,5 Prozent Wachstum in diesem Quartal kosten könnte. Doch nicht alle Branchen klagen: ein Blick auf die Profiteure der Wetterlage.

„Die Menschen suchen die Sonne“, sagt Torsten Schäfer. Er ist Pressesprecher des Deutschen Reiseverbandes. Trotz der zeitweise chaotischen Zustände an den Flughäfen in den vergangenen Wochen boomen besonders Fernreisen in der kalten Jahreszeit. „Die Buchungszahlen sind deutlich besser als im Jahr 2009“, sagte der Sprecher. Das Wetter sei aber nicht der einzige Faktor: „Wahrscheinlich spüren die Kunden, dass es ihnen wirtschaftlich wieder besser geht und verreisen auch deshalb wieder mehr.“

Wer nicht gleich in den Flieger steigen kann oder möchte, begnügt sich auch mit Erholung eine Nummer kleiner. Viele Schwimmbäder sind voll, „besonders die Sauna ist natürlich heiß begehrt“, sagte Dorothee Lippes vom Sauerlandbad in Bad Fredeburg.

Aber wie komme ich in dieser Jahreszeit sicher an mein Ziel? Wenn das Auto bis zu den Außenspiegeln im Schneehaufen steckt, der Bus nicht fährt oder man sich selbst das Autofahren auf den vereisten Straßen nicht zutraut, liegt der Anruf bei den Transport-Profis nahe. „Die Taxi-Unternehmen können sich an manchen Tagen vor Anrufen kaum retten“, heißt es beim Taxi-Verband NRW. Doch das bedeutet nicht, dass auch bei allen Fuhrunternehmen die Kasse klingelt. „Auch viele Taxen hängen im Schnee fest. Und aus Sicherheitsgründen lassen viele Unternehmer ihre Autos auf dem Hof.“ Aber: Wer fährt, der profitiert dann überdurchschnittlich.

Um den eigenen Hof zuvor aber von Schnee und Eis zu befreien, braucht es eine ordentliche Ausrüstung. Aber wer in den vergangenen Tagen auf der Suche nach einer Schneeschaufel war, kennt einen weiteren Profiteur: „Unserem Geschäft nützt der strenge Winter auf jeden Fall“, sagt Nadine Kayser von der Obi-Pressestelle. In vielen Baumärkten seien Schneeschaufeln bereits vergriffen, auch Streugut, Eiskratzer und andere Winterausrüstung verkaufen sich noch besser als im vergangenen Jahr. „Allein Schneeschaufeln haben wir jetzt schon zehnmal so viele wie im vergangenen Jahr verkauft“, so Kayser. Auch Schlitten seien an einigen Stand­orten schon ausverkauft.

Was für die Schneeschaufeln im Kleinen gilt, gilt auch für die größeren Brüder: Schneeräumen ist profitabel. Die privaten Winterdienst- Anbieter freuen sich über gute Geschäfte. Auftraggeber sind zum Beispiel Landkreise oder Kommunen. Die rund 400 Kilometer Kreisstraßen im Hochsauerlandkreis sind in zwölf Bezirke aufgeteilt, zwei davon räumt und streut der Kreis in Eigenregie. Die übrigen werden von privaten Unternehmen bedient. „Das ist deutlich billiger, weil wir keine Fahrzeuge vorhalten müssen, die wir nur wenige Monate im Jahr wirklich brauchen“, sagte ein Sprecher des Kreises.

Ein Anbieter ist Firma Stratmann Städtereinigung in Bestwig. „Wir werden nach Aufwand bezahlt“, sagt Sprecher Jan Frigger. Je öfter die Raum- und Streufahrzeuge der Firma im Einsatz seien, desto höher ist später die Rechnung für die Kommunen beziehungsweise an den Kreis.

Bei Straßen.NRW sind 700 Fahrzeuge im Winterdienst-Einsatz. „100 davon kommen von privaten Anbietern“, sagte Sprecher Bernd Löchter.

Doch nicht nur große Firmen profitieren davon, dass vermehrt Winterdienst geleistet werden muss, sagte Jörg Fröhling, Pressesprecher der Kommunen Bestwig, Meschede und Olsberg: „In vielen unserer Ortsteile übernehmen örtliche Bauern für uns diese Aufgabe.“