Grefrath/Herdecke. .

Vier Gewaltverbrechen. Vier unaufgeklärte Fälle, die die Öffentlichkeit aufschreckten. Wie stehen die Ermittlungen? Unsere Zeitung fragt nach.

7. Juni 2010. In Gelsenkirchen meldet ein 43-jähriger Mann (selbst Polizist) seine 44-jährige Ehefrau und vierfache Mutter als vermisst. Zehn Tage später nimmt die Essener Mordkommission ihre Ermittlungen auf. Der Ehemann verstrickt sich in Widersprüche, wird vom Polizeidienst freigestellt. Am 25. Juni wird der Wagen von Annette Lindemann ausgebrannt in einem Waldstück gefunden. Von der gesuchten Mutter keine Spur. Bis heute nicht.

„Wir haben den Fall an die Staatsanwaltschaft abgegeben“, berichtet Polizeipressesprecher Peter Elke. Erst wenn Annette Lindemann gefunden werde – tot oder lebendig – könne gesagt werden, was passiert sei. Peter Elke: „Noch ist alles möglich.“ Fest stehe, dass auf dem Ehemann der starke Verdacht liege, seiner Frau Gewalt angetan zu haben. Ob und wann die Staatsanwaltschaft Anklage erhebe, könne die Polizei nicht sagen.

Mitte Juli 2010. Der fünfjährige Alexander aus Herdecke fährt mit seiner Mutter Tanja K. (40) nach Spanien in Urlaub. Wenige Tage später ist der Fünfjährige tot. Verdurstet. Im unwegsamen Berggelände von Espiel, einem 2400-Seelen-Dorf in der Nähe von Cordoba. Seine 40-jährige Mutter wird völlig verwirrt an der Tankstelle von Espiel aufgegriffen. Schnell stellt sich heraus, dass Alexander bei brütender Hitze verdurstet ist. Sein Vater erhebt schwere Vorwürfe gegen seine ehemalige Frau. Tanja K. wird festgenommen. Der spanische Untersuchungsrichter wirft ihr fahrlässige Tötung vor.

Auch die deutsche Staatsanwaltschaft in Hagen nimmt die Ermittlungen auf. „Wir sind auch nach fast sechs Monaten noch keinen Schritt weiter“, berichtet Oberstaatsanwalt Bernd Haldorn, „uns liegt noch kein toxikologisches Gutachten aus Spanien vor.“ Das histologische Gutachten, dass das Gewebe von Alexander unter die Lupe nahm, sei „nicht brauchbar“ gewesen. Somit ergäbe sich noch kein schlüssiges Bild. Etwa über die Möglichkeit, dass die Mutter ihren Sohn mit Beruhigungsmitteln betäubt und dann in der sengenden Sonne zurückgelassen habe. Wo sich Tanja K. zurzeit aufhält, weiß die Hagener Staatsanwaltschaft nicht.

24. August 2010, 14.53 Uhr. In Störmede fallen in der Ringstraße mehrere Schüssen. Zwei Männer, die mit einem BMW unterwegs waren, brechen tödlich getroffen zusammen. Augenzeugen berichten, der oder die Täter seien mit einem blauen Kleinwagen geflüchtet. Bei den durch Kopfschüsse Getöteten handelt es sich um einen 45-jährigen gebürtigten Ukrainer und seinen 41 Jahre alten russischen Freund. Bis heute ist der Fall nicht aufgeklärt. Staatsanwalt Volker Wiederhold: „Wir ermitteln breit gefächert. Mehr kann ich nicht sagen.“

3. September 2010, 21 Uhr. Der 10-jährige Mirco Schlitter aus Grefrath wird vermisst. Er kehrt von einer Skater-Anlage nicht nach Hause zurück. Die Polizei durchkämmt in den folgenden Wochen mit mehr als 1000 Kräften das Gelände. Findet Mircos Fahrrad, einen Teil seiner Kleidung, später auch das Handy des Jungen. Nach Zeugenhinweisen wird immer offensichtlicher, dass Mircos Entführer und möglicher Mörder mit einem dunklen VW-Passat am Tatort war. „Diesen Wagen suchen wir immer noch“, stellt Polizeipressesprecher Willi Theveßen nach fast vier Monaten fest.