Washington. Es ist das schwerste U-Bahn-Unglück in der Geschichte der amerikanischen Hauptstadt. In Washington sind zwei U-Bahn-Züge zusammengeprallt. Mindestens neun Menschen kamen ums Leben. Der Unfall ereignete sich mitten im Berufsverkehr. Den Helfern bot sich ein "grauenvoller" Anblick.

Bei einem schweren U-Bahn-Unfall mitten im Feierabendverkehr sind am Montag in Washington mindestens neun Menschen getötet worden. Weitere 76 wurden nach Behördenangaben verletzt, als eine Bahn aus bislang ungeklärten Gründen mit voller Geschwindigkeit auf einen wartenden Zug auffuhr. Durch die Wucht des Aufpralls verkeilten sich die vollbesetzten Züge, eingeklemmte Passagiere mussten mit Schneidgeräten befreit werden.

Zwischenzeitlich hatten die Behörden die Zahl der Toten mit sieben angegeben, teilten am Dienstag aber mit, dass zwei weitere Passagiere ihren schweren Verletzungen erlegen seien. Unter den Toten ist auch die 42-jährige Fahrerin des Zuges, der in die stehende Bahn geprallt war. Washingtons Bürgermeister Adrian Fenty sprach vom schlimmsten Unfall in der Geschichte der Washingtoner Verkehrsbetriebe. Die Bergungsarbeiten hätten die ganze Nacht gedauert, den Helfern habe sich ein «grauenvoller» Anblick geboten.

Das Unglück ereignete sich gegen 17.00 Uhr Ortszeit (23.00 Uhr MESZ) auf einem überirdischen Streckenabschnitt nahe der U-Bahnstation Fort Totten zwischen Washington und dem benachbarten Bundesstaat Maryland. Der Zusammenprall der beiden Züge war so heftig, dass mehrere Waggons übereinander geschoben wurden. «Wir mussten schweres Räumgerät auffahren, um uns durch die Züge zu schneiden», sagte Fenty. Die Wucht der Kollision habe die Waggons regelrecht zusammengedrückt.

"Ich dachte, es sei eine Explosion», berichtete Passagier Abra Jeffers, der in einem der Züge saß, der Nachrichtenagentur AFP über das Unglück. Überall seien Rauch und Staub gewesen. Zunächst habe er an Bombenanschläge ähnlich denen in London im Juli 2006 gedacht, berichtete der 25-Jährige. Passagierin Jody Wickett sagte auf CNN, sie und andere Mitfahrer seien durch die Wucht des Aufpralls durch die Luft geschleudert worden. Einige Fahrgäste seien in den Waggons eingeklemmt worden. Sie und andere Passagiere hätten versucht, Metallteile auseinanderzubiegen, um sie zu befreien.

Menschliches Versagen?

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Zu den Ursachen des Unglücks, das eigentlich durch eine computergesteuerte Streckenkontrolle hätte verhindert werden müssen, gab es zunächst keine gesicherten Angaben. Den Verkehrsbetrieben zufolge setzte die Fahrerin der zweiten U-Bahn ihren Zug in Bewegung, obwohl sie noch auf eine Anweisung der Leitstelle wartete. Die Zugführerin war Medienberichten zufolge unter den Toten. «Der Zug kam herangefahren und knallte aus uns nicht bekannten Gründen in den hinteren Teil der anderen Bahn», sagte Generaldirektor John Catoe.

US-Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle zeigten sich erschüttert über das Unglück. «Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Familien und Freunden, die von dieser Tragödie betroffen sind», teilten sie in einer Erklärung mit. Tausende Regierungsmitarbeiter pendeln tagtäglich mit der U-Bahn zur Arbeit. Insgesamt sind auf den fünf Linien jeden Tag rund 800.000 Fahrgäste unterwegs, zu den Stoßzeiten am Morgen und am Abend sind die Züge voll besetzt, sie fahren im Drei- bis Vier-Minuten-Takt. Am Dienstag blieb der Verkehr auf der Unglücksstrecke unterbrochen. (afp)