Berlin/Ankara. Vor zwei Jahren töteten Beben in der Türkei viele Menschen. Der 16-Millionen-Metropole Istanbul droht eine baldige Katastrophe.
Zwei Jahre nach den verheerenden Erdbeben in der Türkei ist das Land laut Experten weiterhin nicht auf bevorstehende Erdbeben vorbereitet. In Istanbul seien 100.000 Gebäude stark einsturzgefährdet, „es werden Hunderttausende umkommen“, sagte der Erdbebenforscher Naci Görür der Deutschen Presse-Agentur. Rein rechnerisch könne es auch in die Millionenhöhe gehen. Experten gehen davon aus, dass ein Beben rund um die Stärke 7 in der Metropole mit 16 Millionen Menschen überfällig ist.
Weder die lokale Regierung Istanbuls, noch die Zentralregierung oder das Volk seien sich der Gefahr wirklich bewusst, sagte Görür. „Maßnahmen zur Erdbebenresistenz der Städte in der Türkei sind nicht ausreichend.“
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Viele Gebäude, die bei einem schweren Erdbeben einstürzen würden, seien bisher nicht aufgerüstet worden, warnte auch Sükrü Ersoy, Geologieprofessor von der Yildiz Technischen Universität. „Und angesichts der hohen Bevölkerungsdichte lassen sich Schäden auch bei entsprechender Planung nur schwer vermeiden.“ Der türkische Städtebauminister Murat Kurum sagte, Istanbul werde einem Erdbeben nicht standhalten. Insgesamt würden 1,5 Millionen Wohnungen und Gewerbeeinheiten als erdbebengefährdet gelten.
Das Epizentrum des erwarteten Bebens liegt etwa 15 Kilometer vor der Stadt im Marmarameer, wo eine tektonische Plattengrenze verläuft. Die Erdbebenwarte Kandilli gibt die Wahrscheinlichkeit für ein Beben mit einer Stärke über 7 bis zum Jahr 2030 mit 60 Prozent an.
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