Essen. Bei Ausgrabungen im dänischen Løsning Søndermark haben Forscher über 100 Artefakte entdeckt. Vor allem ein Objekt wirft Fragen auf.
Zwischen dem 1. und 4. Jahrhundert n. Chr. war das Gebiet des heutigen Dänemarks als Teil Germaniens eine periphere Region des Römischen Reiches. Die Mehrheit der dort ansässigen Bevölkerung bestand aus landwirtschaftlich tätigen Gemeinschaften. Zeitgenössische römische Autoren, darunter Julius Cäsar, beschrieben jedoch insbesondere die kriegerischen Aspekte der germanischen Stämme.
Einige Forscher vertreten die Hypothese, dass die Römer diese Stämme möglicherweise mit Waffen versorgten, um eine Stabilisierung der Grenze zu Skandinavien zu gewährleisten. Ein bemerkenswerter archäologischer Waffenfund, der sowohl Schwerter und Messer als auch einen seltenen römischen Helm umfasste, gibt Anlass zu weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen und Diskussionen.
Beeindruckender Fund: So viele Waffen aus der Eisenzeit konnten Forscher ausgraben
Im August 2024 entdeckten Archäologen im Zuge eines Straßenausbauprojekts an einem Fundort namens Løsning Søndermark ein Waffenversteck. Die Metallwaffen befanden sich unter den Überresten zweier Wohnhäuser aus dem frühen 5. Jahrhundert, die vermutlich einer Person gehörten, die über ausreichende Macht verfügte, um eine Streitmacht aufzustellen. Da die Waffen gezielt im Zuge des Abrisses der Gebäude vergraben wurden, gehen die Forscher davon aus, dass sie als Opfergabe nach einem erfolgreichen militärischen Konflikt niedergelegt wurden.
„Die schiere Anzahl der Waffen ist erstaunlich, aber was mich am meisten fasziniert, ist der Einblick, den sie in die Gesellschaftsstruktur und das tägliche Leben der Eisenzeit gewähren“, sagte Elias Witte Thomasen, ein Archäologe der Museen von Vejle, der die Ausgrabung leitete, in einer Mitteilung im November 2024. „Wir fühlen uns plötzlich den Menschen, die hier vor 1500 Jahren gelebt haben, sehr nahe.“
Der Fund umfasst insgesamt 119 Lanzen und Speere, acht Schwerter, fünf Messer, eine Axt sowie ein seltenes Kettenhemd. Eisenzeitliche Kettenhemden sind in Südskandinavien äußerst selten, und das Exemplar von Løsning stellt den ersten Fund dar, der nicht aus einer Bestattung, sondern aus einer Siedlung stammt. Laut den Archäologen handelte es sich bei dieser aufwendig gefertigten Rüstung um einen kostspieligen und zeitintensiv herzustellenden Gegenstand, weshalb sie vermutlich dem Anführer selbst gehörte.
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Römischer Helm in Dänemark: Aus welchem Jahrhundert stammt der Fund?
Einige Monate später identifizierten die Forscher zudem Fragmente eines „außerordentlich seltenen“ römischen Helms, der als der erste seiner Art in Dänemark gilt, wie einer Erklärung vom 3. Februar 2025 zu entnehmen ist. Trotz erheblicher Korrosion gelang es dem Team mithilfe von Röntgenaufnahmen, die Nackenplatte sowie die verzierte Wangenplatte unter den Rostschichten sichtbar zu machen. Die Analyse ergab, dass diese Fragmente von einem Kammhelm stammen, einer Helmvariante, die im 4. Jahrhundert im Römischen Reich weit verbreitet war.
Zusätzlich zu den Waffen entdeckten die Archäologen Fragmente von zwei bronzenen Halsringen, den sogenannten „Eid- oder „Schwur-Ringen“. Diese Schmuckstücke fungierten in der Eisenzeit als Machtsymbole und verweisen auf den gesellschaftlichen Status des einstigen Anführers. Darüber hinaus wurden Fragmente eines Pferdezaumzeugs, eines Horns sowie mehrere Eisen- und Bronzeobjekte geborgen, die derzeit weiter untersucht werden.
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Forscher stehen von einem Rätsel: Wem gehörten die Waffen?
Obwohl das Waffenlager eindeutig mit dem Sitz eines eisenzeitlichen Häuptlings in Verbindung gebracht werden kann, bleibt unklar, ob die Objekte lokalen Kriegern gehörten oder als Kriegsbeute angesammelt wurden. Ein vergleichbarer Hort, der in der nahegelegenen Stadt Vindelev, etwa 16 Kilometer westlich von Løsning, entdeckt wurde, weist jedoch auf die Präsenz mehrerer einflussreicher Häuptlinge in dieser Region hin.
Von den erstaunlichen Funden können sich Museumsbesucher schon bald selbst ein Bild machen: Zahlreiche bei der Ausgrabung geborgene Artefakte sollen ab dem 8. Februar im Kulturmuseum in Vejle der Öffentlichkeit präsentiert werden, heißt es in der offiziellen Mitteilung.