Rom. Überfüllte Straßen, hohe Preise, Müll – der Tourismus belastet Italiens beliebteste Urlaubsregionen. Eine plant nun schärfere Maßnahmen.
Sie gelten als eine der spektakulärsten Sehenswürdigkeiten Südtirols: Die Drei Zinnen, die mit ihren fast 3000 Metern Höhe bei Kletterern zu den begehrtesten Gipfelzielen der Alpen gehören. Doch ihre Beliebtheit schadet der Region zusehends: Von Jahr zu Jahr sieht sie sich stärker vom Massentourismus bedroht. Im August 2024 strömten rund 13.000 Urlauber zu den Drei Zinnen. Ihre Sehnsucht nach Natur und Erholung ist für das Reiseziel Fluch und Segen zugleich: Die Touristen bringen Geld in die Kassen, doch gleichzeitig leiden Natur und Bevölkerung unter ihren vielen Besuchern. Das soll sich in der nächsten Saison ändern.
Italien: Drei Zinnen kämpfen gegen Massentourismus
Die Region der Drei Zinnen hat angekündigt, den Zugang für Touristen im kommenden Sommer zu überdenken. Der Aufschrei kommt aus dem Pustertal und beschränkt sich nicht auf leere Worte. Die Tourismusverbände der Gegend haben in Zusammenarbeit mit den Gemeindeverwaltungen von Innichen, Toblach, Sexten, Niederdorf und Prags eine Vereinbarung ausgearbeitet, die die „Überlastung und den Stress unter den Drei Zinnen“ reduzieren soll. Denn es wird sogar befürchtet, dass die Region ihren Status als UNESCO-Weltnaturerbe verlieren könnte. Die Vereinbarung wird nun von den jeweiligen Gemeindeverwaltungen und Tourismusorganisationen im Pustertal geprüft.
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Im Mittelpunkt steht dabei der Autostrom, der stärker geregelt werden müsse. Über eine Zugangsbeschränkung wird nachgedacht, ebenso über eine Erhöhung der Parktarife. Höhere Ticketpreise könnten die Besucher dazu anregen, längere Zeit in der Gegend zu verbringen, so die Idee. Gleichzeitig könnte die Gemeinde dadurch auch bei weniger Besuchern ähnlich hohe Einnahmen erzielen. Gleichzeitig wird an einer besseren Verkehrsregelung und dem Ausbau des ÖPNV getüftelt.

Sowohl Einheimische als auch Touristen klagen im Sommer über lange Wartezeiten, um zu den Drei Zinnen zu gelangen. Auf der Plattform Change.org wurde bereits eine Petition mit dem Titel „Schützen wir die Drei Zinnen: Ein Appell gegen übermäßigen Verkehr“ ins Leben gerufen, die mittlerweile mehr als 25.000 Unterschriften gesammelt hat. „Unter dem Massentourismus leiden alle – sowohl die Einheimischen, deren Abneigung gegen den Tourismus zunimmt, als auch die Gäste, die vor allem Chaos erleben“, meint der Bürgermeister der Gemeinde Toblach Martin Rienzner.
„Boycott South Tyrol“: Einheimische wehren sich gegen Tourismus-Boom
In ganz Südtirol wächst der Protest gegen den Massentourismus. In den vergangenen Monaten sind dort wiederholt Slogans aufgetaucht, die denen aus anderen Urlaubsregionen der Welt ähneln. „Tourists go home“ und „Boycott South Tyrol“ ist da auf Schildern zu lesen. Wer hinter dem anonymen Protest steckt, ist noch unklar. Die Schriftzüge prangen an der Brennerstaatsstraße, an Supermärkten oder touristischen Einrichtungen.
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Viele Südtiroler zeigen Verständnis für den Protest. Das beweist die Debatte im Netz. Die Preise seien unerschwinglich geworden. Für Einheimische sei es problematisch, Wohnungen zu moderaten Preisen zu finden, da Hausbesitzer lieber an Touristen als an die lokale Bevölkerung vermieten. Auch in Restaurants und Geschäften seien die Preise wesentlich teurer geworden. Der Tourismus belebe die Südtiroler Wirtschaft, habe jedoch auch viele Nachteile, beklagen Einheimische.