Cape Canaveral/Berlin. Die Schwerlastrakete „New Glenn“ des Weltraumunternehmens Blue Origin ist zu ihrem ersten Teststart abgehoben. Jetzt gab es Probleme.
Das Weltraumunternehmen Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos (61) hat erstmals seine neue, leistungsstarke Rakete „New Glenn“ getestet. Die rund 100 Meter hohe, nach dem US-Astronauten John Glenn (1921-2016) benannte Rakete hob erfolgreich vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida ab, wie Live-Aufnahmen des Unternehmens zeigten.
Missglückte Landung: „Wir haben den Booster beim Abstieg verloren“
Doch der Testflug endete nicht wie erhofft. Zwar erreichte die Rakete wie geplant die Erdumlaufbahn, aber eine Landung auf einer Plattform im Atlantik blieb aus. „Wir versuchen die Landung im Frühling wieder“, schrieb Blue-Origin-Geschäftsführer Dave Limp auf der Plattform X.
We did it! Orbital. Great night for Team Blue. On to spring and trying again on the landing. (Here is another view!) pic.twitter.com/3AZGfkXQvB
— Dave Limp (@davill) January 16, 2025
Diese angestrebte Landung des auch Booster genannten Teils auf einer Plattform im Atlantik kam bei dem Test in der Nacht auf Donnerstag (Ortszeit) nicht zustande. „Wir haben den Booster beim Abstieg verloren“, teilte das Weltraumunternehmen mit. Die Landung gleich beim ersten Testflug sei ein „sehr ehrgeiziges Ziel“ gewesen, wird Geschäftsführer Limp zitiert.
Jeff-Bezos-Rakete „New Glenn“: Von den Vorbereitungen bis zum Testflug
„Dies ist unser erster Flug und wir haben uns gründlich darauf vorbereitet“, hatte Blue Origin kurz vor dem Start auf der Plattform X mitgeteilt. „Aber keine noch so große Anzahl von Bodentests oder Missionssimulationen kann einen Flug mit dieser Rakete ersetzen.“ Wichtigstes Ziel des Teststarts sei, die Umlaufbahn sicher zu erreichen. Das gelang offenbar problemlos.
The seventh flight test of Starship is preparing to launch as soon as Monday, January 13. Teams at Starbase are keeping an eye on weather conditions for preflight operations → https://t.co/QNCSPTdYW2 pic.twitter.com/UITKY0C2MI
— SpaceX (@SpaceX) 8. Januar 2025
„Alles, was darüber hinausgeht, ist das Sahnehäubchen auf dem Kuchen“, hieß es auch.
Raumfahrzeug „Blue Ring“: Kommunikation testen
An Bord hatte die zweistufige Schwerlastrakete einen Prototyp des Raumfahrzeugs „Blue Ring“, das später Satelliten ins All bringen soll. Unter anderem sollte bei dem Flug die Kommunikationsfähigkeit von „Blue Ring“ von Ingenieuren auf der Erde getestet werden.
New Glenn Launch Update: We're shifting our NG-1 launch date to no earlier than January 12 due to a high sea state in the Atlantic where we hope to land our booster. Our three-hour window remains the same, opening Sunday at 1 a.m. EST (0600 UTC).
— Blue Origin (@blueorigin) 9. Januar 2025
Nach eigenen Angaben arbeitet Blue Origin bereits seit mehr als einem Jahrzehnt an der Entwicklung der teilweise wiederverwendbaren Rakete, die etwa 45 Tonnen Material in die niedrige Erdumlaufbahn transportieren kann. Auch Astronauten sollen damit künftig Missionen absolvieren.
Die erste Stufe von „New Glenn“ ist nach Unternehmensangaben für mindestens 25 Flüge ausgelegt. Das werde zu deutlich weniger Abfall und Kosten führen. Auch SpaceX setzt auf wiederverwendbare Raketenteile. Bei anderen Raketen wie der europäischen Trägerrakete Ariane 6 fallen die Antriebe einfach ins Meer.
Rakete „New Glenn“: Konkurrenz für SpaceX
In Zukunft will Blue Origin dem Unternehmen SpaceX Konkurrenz machen, das aktuell die kommerzielle Raumfahrt dominiert. Die Raumfahrtfirma von Tech-Milliardär Elon Musk fliegt vor allem mit seiner „Falcon Heavy“-Rakete schon seit Jahren für die US-Raumfahrtbehörde Nasa und andere Auftraggeber. Die „Falcon Heavy“ kann etwa 64 Tonnen Material transportieren.
SpaceX entwickelt derzeit auch das größte jemals gebaute Raketensystem der Raumfahrtgeschichte, das „Starship“. Dessen siebter Testflug könnte im Verlauf der Woche starten. Blue Origin bietet bislang vor allem kurze All-Ausflüge für Weltraum-Touristen mit der Rakete „New Shepard“ an. Bei deren erstem Flug war 2021 auch Bezos selbst an Bord.