Brescia. Bei einer Protestaktion sind in Italien mehrere Demonstranten festgenommen worden. Aktivistinnen erheben Vorwürfe gegen die Polizei.

Es sind schwere Vorwürfe, die Aktivistinnen in Italien erheben. Im Polizeigewahrsam seien mehrere Frauen gezwungen worden, ihre Unterwäsche auszuziehen und Kniebeugen zu machen. Der Fall beschäftigt inzwischen auch die italienische Politik.

Der Vorfall trug sich Medienberichten zufolge am Montag in der Stadt Brescia, etwa 80 Kilometer östlich von Mailand, zu. Die Lokalzeitung „Bresciaoggi“ berichtet, dass Aktivistengruppen von „Extinction Rebellion“, „Letzte Generation“ und „Free Palestine“ mit einer Menschenkette die Zufahrt zum Gelände des Luftfahrt- und Verteidigungskonzern Leonardo blockiert hatten.

Protest vor Luftfahrt-Konzern Leonardo führt zu Festnahmen

Ein Video der italienischen Zeitung „La Repubblica“ zeigt, wie mehrere Personen auf dem Boden sitzen und ihre Arme mit Röhren verbunden haben. Die Protestierenden nahmen „Bresciaoggi“ zufolge die Fahne von Leonardo vom Fahnenmast und hissten stattdessen die Palästina-Flagge. Offenbar wollte die Gruppe gegen Waffenlieferungen an Israel demonstrieren.

Die örtliche Polizei veröffentlichte am folgenden Tag eine Pressemitteilung. Demnach seien 22 Personen festgenommen und zur Polizeiwache gebracht worden seien. An diesem Punkt gehen die Darstellungen auseinander.

Aktivistinnen: Nur Frauen mussten Kniebeugen machen

In dem Video, das „La Repubblica“ veröffentlicht hat, schildert die Aktivistin Elisa Francescatti ihre Erlebnisse. Ihr zufolge seien die Aktivistinnen und Aktivisten etwa sieben Stunden festgesetzt worden. Mehrere – ausschließlich weibliche – Festgenommene hätten die Unterwäsche ausziehen und Kniebeugen machen müssen. Diese Praxis wendet die Polizei, so „La Repubblica“, normalerweise bei der Durchsuchung von Drogendealern an. Sie sei noch dabei, sich „zu erholen“, sagt Francescatti in dem Video. In einem Beitrag auf X/Twitter stellt die Gruppe „Extinction Rebellion Italia“ ebenfalls ihre Sicht der Dinge dar.

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Die Polizei bestätigte in ihrer Mitteilung die Kniebeugen. Dies habe der Durchsuchung nach „gefährlichen Gegenständen“ gedient. Die Durchsuchung sei durch weibliche Polizeikräfte korrekt durchgeführt worden. Die „Privatsphäre und Würde der Durchsuchten“ sei zu jeder Zeit gewährleistet gewesen.

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Ein Anwalt der Aktivistinnen sagte dem Portal Ansa.it, dass seine Mandantinnen bislang keine Klage erhoben hätten. „Wir werden sehen, was wir machen werden.“ Politiker aus dem grünen und gemäßigt-linken Lager verlangen von Innenminister Matteo Piantedosi Aufklärung.

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