Berlin. Die Mumien aus den Anden sind mit mysteriösen Mustern überzogen. Wie Forscher mit einem Laser die detaillierten Tattoos sichtbar machen.
Seit Tausenden Jahren lassen sich Menschen Tattoos stechen. Der älteste Beweis für die Körperkunst stammt dabei vom mindestens 5100 Jahre alten Ötzi, auf dessen in Eis konservierter Haut Forscher Tattoos nachweisen konnten. Die Suche nach den oftmals verblassten Tattoos gestaltet sich für Archäologen jedoch häufig als schwierig. Eine neue Methode hat jetzt eine beeindruckende Entdeckung ermöglicht.
Ein Forschungsteam untersuchte mehr als 100 Mumienteile aus Peru, auf denen sie dank laserinduzierter Fluoreszenz-Technologie (LSF) mehrere versteckte Tattoo-Muster finden konnten. Die bis zu 1200 Jahre alten Überreste gehörten wohl überwiegend zu Mitgliedern der präkolumbianischen Chancay-Kultur. Die Chancays lebten von 900 bis 1533 an der Küste Perus und waren vor allem für ihre Textilien bekannt. Die Untersuchung wurde in der Fachzeitschrift „PNAS“ veröffentlicht.
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Archäologie: Tätowierungen könnten Status der Person symbolisieren
Das Forschungsteam enthüllte drei äußerst detaillierte Tätowierungen auf den Körperteilen: „Diese antiken Tätowierungen stellen komplizierte geometrische und tierförmige Muster dar, die mit der künstlerischen Präzision der Chancay-Keramik, -Textilien und -Felskunst mithalten und diese in einigen Fällen sogar übertreffen“, heißt es in einem Statement der Forscher.
Die LSF-Technologie erzeugt kontrastreiche Fluoreszenzbilder der konservierten Haut, auf denen die kohlenstoffbasierte schwarze Tätowierfarbe deutlich hervortritt. So können feine Linien von nur 0,1 bis 0,2 Millimetern Breite auf der Haut sichtbar werden. Selbst moderne Techniken tätowieren dickere Linien.
Die Entdeckung helfe Archäologen, die volle Reichweite der künstlerischen Ausdrucksformen der Chancay zu verstehen. Gleichzeitig mutmaßen die Autoren der Studie, dass die uralten Tattoos den Status der Person oder die spirituellen Sinnbilder einer Gesellschaft symbolisierten. Tattoos könnten neben Textilien der zweite künstlerische Fokus der Kultur gewesen sein.
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Frühe Tattoos waren schmerzhaft
„Das ist nur die Spitze des Eisbergs“, sagte der leitende Autor Dr. Michael Pittman. „Die LSF-Technologie eröffnet eine Welt voller Möglichkeiten für die Untersuchung uralter Tätowierungen, nicht nur in Peru, sondern auf der ganzen Welt. Wir hoffen, dass wir durch die Einführung der LSF-Technologie in die Praxis der Tattoo-Analyse unser Wissen über diese wichtige alte Kunstform weiter erweitern werden.“
Frühe Tattootechniken waren oft rudimentär, aber dennoch effektiv, um dauerhafte Muster auf der Haut zu erzeugen. Eine der ältesten Methoden bestand darin, Pigmente mit scharfen Gegenständen wie Knochen, Dornen oder spitzen Steinen in die Haut einzubringen.
In Polynesien, wo die Kunst des Tätowierens eine tief verwurzelte kulturelle Bedeutung hatte, wurden Tätowierungen durch das rhythmische Schlagen von Werkzeugen hergestellt, bei denen ein Kamm mit Tinte in die Haut geklopft wurde. Ähnliche Techniken wurden auch in anderen Kulturen verwendet, etwa bei den Inuit, die mit einer Nadel und eingefärbten Fäden die Tinte unter die Haut zogen. Diese frühen Methoden waren oft schmerzhaft und erforderten große Geschicklichkeit.
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