Berlin/Kairo. Die 4000 Jahre alte Grabkammer ist innen mit auffällig schönen Wandgemälden geschmückt. Der Arzt war wohl Experte für Skorpion-Bisse.
Als Archäologen vor der imposanten Grabanlage des ägyptischen Königs Huni ein einfaches Ofengrab fanden, erhofften sie sich zuerst nicht viel von der Entdeckung. In der Nekropole Sakkara am westlichen Nilufer fanden sie bereits mehrere ähnliche Gräber, die mit Lehmziegeln, Kalksteinwänden und nur sehr selten verziert gebaut wurden.
Oftmals sind diese Art von Gräbern seit langer Zeit leer, die Nekropole wurde größtenteils geplündert, schreiben die Forscher der französisch-schweizerischen archäologischen Mission von Sakkara in einem Statement. Mit einer solchen Überraschung rechneten sie jedoch nicht. Das Grab war die Ruhestätte eines Arztes, der die Pharaonen höchstpersönlich behandelte.
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Archäologie: Arzt trug den Titel „Beschwörer der Göttin Selket“
Aus einer Inschrift im rund 4000 Jahre alten Grab konnten die Archäologen den Namen des Bestatteten entschlüsseln: „Tetinebefou“. Wandgemälde und Hieroglyphen enthüllten außerdem den Beruf des Mannes. In den Darstellungen werden die Tätigkeiten des Arztes sowie Objekte, die er zur medizinischen Behandlung nutzte, gezeigt.
Er habe den Titel „Beschwörer der Göttin Selket“ getragen, die im alten Ägypten als Schutzgöttin der Heilkundigen galt und mit Skorpionen assoziiert wurde. Das bedeutet, dass er Experte für die Behandlung von Bissen durch Skorpione war, erklärt der Leiter der Mission, Phillipe Colombert, gegenüber „Live Science“.
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Grabkammer: Toter war „Chefzahnarzt“
In den Inschriften heißt es außerdem, der Arzt sei „Direktor für Heilpflanzen“ gewesen, ein Titel, der nur bei einer anderen Entdeckung aus dem alten Ägypten zu finden sei, sagte der Ägyptologe von der Universität Genf. Auch habe er als „Chefzahnarzt“ wohl die Zahnleiden der Ägypter behandelt, ein Titel der äußerst selten sei.
Welchem Pharao der Arzt genau diente, sei schwer festzustellen. In Frage kommt Pepi II., der der fünfte König der altägyptischen 6. Dynastie des Alten Reichs. Er herrschte von 2245 bis 2180 v. Chr. über das riesige Gebiet.
Die Archäologen sind besonders begeistert von den vollständig mit Gemälden in hellen, frischen Farben geschmückten Wänden der Grabkammer. Von den Grabbeigaben selbst blieben allerdings nur winzige Fragmente zurück, die die Plünderer zurückgelassen hatten.
Nekropole Sakkara: Friedhof des Alten Ägyptens
Die Nekropole von Sakkara, gelegen unweit von Kairo, ist eine der bedeutendsten und ältesten Totenstädte des Alten Ägypten. Über Jahrtausende hinweg wurden hier hochrangige Persönlichkeiten, darunter Pharaonen und Hofbeamte, bestattet. Die Nekropole ist berühmt für ihre beeindruckende Vielfalt an Grabmälern, die von den Vorgängern der Pyramiden, den Mastabas, bis hin zu den klassischen Pyramiden des Alten Reiches reicht.
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