Berlin. Emojis sagen mehr als Worte: Eine neue Studie zeigt, wie Bindungsstile und Emotionen unseren Emoji-Gebrauch im Alltag beeinflussen.

Ob bei Facebook, Instagram oder auf WhatsApp – kurze Textnachrichten sind zu einem festen Bestandteil unserer täglichen Interaktionen geworden. Manche Menschen können sich keine Nachricht ohne Emojis vorstellen, während andere vollständig darauf verzichten.

Zahlreiche Studien haben bereits gezeigt, dass diese kleinen Symbole unsere Worte emotional nuancieren und dem Empfänger helfen, den Ton unserer Nachricht besser zu interpretieren. Doch warum verschicken einige mehr Emojis als andere? Und wie hängen diese Gewohnheiten mit emotionaler Intelligenz und Bindungsstilen zusammen? Genau diese Fragen hat eine neue Studie von Forschenden um Simon Dubé von der Indiana University untersucht.

Vorsätze
Eine neue Studie zeigt, dass Frauen mehr Emojis verschicken als Männer. Das Forscherteam erklärt, womit es zusammenhängen kann.  © dpa-tmn | helena dolderer

Bindungsstile und emotionale Intelligenz: Was haben Emojis damit zu tun?

Menschen zeigen grundsätzlich verschiedene Bindungsstile, die ihre zwischenmenschlichen Beziehungen prägen. Dabei lassen sich unter anderem folgende Bindungstypen unterscheiden:

  • Sicherer Bindungstyp: Menschen mit diesem Bindungstyp haben keine Schwierigkeiten damit, anderen Menschen zu vertrauen und liebevolle Beziehungen aufzubauen.
  • Vermeidender Bindungstyp: Menschen, die eher einen vermeidenden Bindungsstil aufweisen, tun sich oft schwer damit, über ihre Gefühle zu sprechen und körperliche sowie emotionale Nähe zuzulassen.
  • Ängstlicher Bindungstyp: Personen mit diesem Bindungstyp leiden oft unter Verlustängsten und entwickeln emotionale Abhängigkeiten von anderen Menschen.

Frauen und Männer: Wer nutzt mehr Emojis?

Um genauer herauszufinden, welche Faktoren die Nutzung von Emojis beeinflussen, entwickelte das Forscherteam einen umfangreichen Online-Fragebogen, den etwa 320 US-Probanden ausgefüllt haben. Unter anderem sollten die Teilnehmer Fragen zu ihrer Emoji-Neigung in Bezug auf verschiedene Personengruppen beantworten, wie Freunde, romantischen Partner oder Familienmitglieder. Eine der gestellten Fragen lautete beispielsweise: „Wie oft senden Sie Emojis an Ihren [Beziehungstyp]?“ Dabei reichten die Antwortmöglichkeiten von „nie“ bis „sehr oft“.

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Dabei zeigte sich eine interessante Tendenz: Frauen verschicken häufiger Emojis als Männer. Dubé führt dies darauf zurück, dass Frauen tendenziell mehr Emotionen ausdrücken und ihre Nachrichten oft emotionaler verfassen. „Wir räumen aber ein, dass Frauen möglicherweise auch gesellschaftlichen Druck verspüren, Emojis in Übereinstimmung mit geschlechtsspezifischen Erwartungen an den Kommunikationsstil zu verwenden“, so die Forschenden.

Bindungsstile und ihre Auswirkungen auf die digitale Kommunikation

Das Forscherteam machte eine weitere interessante Beobachtung: Je höher die emotionale Intelligenz, umso höher die Emoji-Nutzung. Demnach versenden Menschen, die ohnehin keine Schwierigkeiten damit haben, ihre Emotionen zu zeigen, mehr Emojis in ihrem digitalen Alltag.

Wer hingegen eine geringere emotionale Intelligenz und einen ängstlichen oder auch vermeidenden Bindungsstil hat, verwendet im Durchschnitt auch weniger graphische Zeichen. Das Forscherteam erklärt dazu: „Unsere Ergebnisse könnten darauf hindeuten, dass diejenigen, die wahrscheinlich mehr Unbehagen mit Nähe und Intimität haben, sich auch von der Vermittlung von Emotionen im Rahmen von computervermittelter Kommunikation distanzieren“.

Ob diese Ergebnisse auf verschiedene Kulturen übertragbar sind, bleibt fraglich, da der Großteil der Probanden weiße, gebildete, heterosexuelle US-Amerikaner waren. „Es ist nicht nur ein Smiley oder ein Herz-Emoji: Es ist eine Möglichkeit, Bedeutung zu vermitteln und effektiver zu kommunizieren, und die Art und Weise, wie wir sie nutzen, sagt uns etwas über uns selbst“, so die Wissenschaftler.