Berlin. Einmal in die Haut eines Archäologen schlüpfen? Im neuen „Indiana Jones“-Spiel geht das. Unser Experte erklärt, ob er das Spiel empfiehlt.

Zwischen Weihnachtstrubel und Silvester-Sause findet der eine oder die andere vielleicht mal etwas Zeit für sich, um ganz entspannt von zu Hause aus „archäologische“ Abenteuer zu erleben. Einen willkommenen Anlass dafür gibt es, denn: Indiana Jones ist zurück! Nicht auf der Kinoleinwand – sondern eigenhändig steuerbar auf dem heimischen Bildschirm.

Am 9. Dezember war es endlich so weit: das neueste PC- und Konsolenspiel aus der „Indiana Jones“-Reihe ist erschienen – „Indiana Jones und der Große Kreis“ aus dem Hause MachineGames. Als Archäologe und Gamer kam man nicht um die Vorankündigung und dieses Erscheinungsdatum herum. Gekauft und angespielt habe ich das Spiel allerdings noch nicht. Denn zum Zeitpunkt. an dem ich diese Kolumne schreibe, hat die diesjährige Bescherung noch nicht stattgefunden – und ich pokere noch darauf, dass es möglicherweise an Heiligabend unter dem Weihnachtsbaum liegt …

Die ersten Rezensionen und Tests lassen jedoch einen guten ersten Eindruck. Und was ich dort lesen, sehen und hören durfte, macht auf jeden Fall nur noch größere Lust auf das Spiel. Immerhin ist das letzte „Indiana Jones“-Spiel auch schon über 15 Jahre alt und stammte von Lego. Eines der besten Lego-Videospiele wie ich finde, aber sicherlich nicht das Genre eines jeden „Indiana-Jones“-Fans.

„Indiana Jones und der Große Kreis“: als Archäologe spielerisch die Welt entdecken

Zeitlich ist das neue Abenteuer im Jahr 1937 angelegt – also zwischen „Jäger des verlorenen Schatzes“ und „Der letzte Kreuzzug“. Gespielt wird aus der Ego-Perspektive, was bei der Ankündigung Anfang dieses Jahres für stark gemischte Gefühle gesorgt hat. Was ich bisher sehen konnte, finde ich das allerdings für ein Action-Adventure überhaupt nicht störend und sogar hervorragend umgesetzt. Zum Beispiel dann, wenn man „Indys“ ikonische Silhouette mit Hut als Schattenwurf an der Wand sieht.

Screenshot von «Indiana Jones und der Große Kreis»
Hut, Lederjacke und natürlich die Peitsche: Dafür ist Archäologie-Filmheld Indiana Jones bekannt. So tritt er auch im neuen Videospiel in Erscheinung und muss allerlei Rätsel knacken. © dpa-tmn | ---

Aber auch in den Kletter-Sequenzen und natürlich den Zwischenszenen bekommt man den wohl bekanntesten Archäologen der Welt in voller Pracht zu sehen. Ein zweiter Kritikpunkt war oder ist, dass in der deutschen Version unser Held nicht wie gewohnt von der gewohnten Synchronstimme Wolfgang Pampel gesprochen wird. Aber auch das finde ich mit Florian Clyde sehr gut gelöst. Da dieser den jungen Han Solo in „Solo: A Star Wars Story“ gesprochen hat, fügt sich das auch irgendwie ins Bild rund um Harrison Ford.

Lesen Sie alle Folgen der Kolumne: Kárpáty gräbt aus – Geheimnisse der Archäologie

Indiana-Jones-Spiel: In Ägypten oder Vatikanstadt Gräber und Geheimgänge erkunden

Passend in das Indiana-Jones-Universum und auch das Genre Action-Adventure ist das Gameplay gestaltet: Als Spieler muss man verschiedene Rätsel lösen und geheimnisvolle Artefakte sammeln. Dabei, wie in der Filmvorlage, ordentlich Nazis zu vermöbeln, darf natürlich nicht fehlen. Auch die Settings mit Geheimgängen, Gräbern, Ägypten oder beispielsweise der Vatikanstadt erzeugen ein klassisches Abenteuer-Gefühl, wie man es von einem „Indiana-Jones“-Spiel erwartet.

Der im Titel genannte „Große Kreis“ bezieht sich auf bedeutende, von Menschen geschaffene Orte, die rund um den Erdball auf einer Linie liegen – dementsprechend ist man auch an einigen wunderschön gestalteten Schauplätzen unterwegs. Die Spielzeit beläuft sich dabei auf mindestens 15 Stunden, wenn man sich nur auf die Hauptgeschichte konzentriert.

Dabei ist die Mischung aus Ernst und Humor wohl ebenfalls sehr gut gelungen, wie man es eben auch aus den Filmen kennt. Dementsprechend handelt es sich auch um kein wildes Ballerspiel, sondern der Fokus liegt klar auf dem Rätseln und Sammeln beziehungsweise den Geheimnissen drumherum. Klar schwingt man auch an vielen Stellen die berühmte Peitsche oder Indys Fäuste, ratsamer ist es jedoch, nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erregen. Schleichen führt oft zum Ziel.

Konstantin Kárpáty, Archäologe und FUNKE-Experte
Unser Archäologie-Experte Konstantin Kárpáty hat in München seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. © ZRB | Reto Klar

Experten-Eindruck: „Willkommener Zeitvertreib für jeden Indiana Jones-Fan“

Kritikpunkte nach den ersten Tests sind beispielsweise die nicht immer passenden Lippenbewegungen und Ausdrücke einiger Charaktere oder, dass zu Beginn des Spiels nicht alles erklärt wird und man manche Dinge selbst herausfinden muss. Auch kann es passieren, dass einen Gegner durch die Wand hindurch erspähen oder ein misslungener Sprung auf mysteriöse Weise doch zu einer gelungenen Landung führt. Beim Kauf sollten PC-Spieler vorab einmal sicherheitshalber einen Blick auf ihre empfohlene Hardware legen, denn die Ansprüche des neuen Spiels sind hoch und ältere Rechner stellen hier ein Problem dar.

Screenshot von «Indiana Jones und der Große Kreis»
In „Der Große Kreis“ entdecken Spieler exotische Schauplätze und geheimnisvolle Städte. © dpa-tmn | ---

Diese Kritikpunkte ändern aber nichts an dem durchgehenden Lob, welches ich zu dem Spiel hören durfte. „Indiana Jones und der Große Kreis“ reiht sich wunderbar in die alte Filmreihe ein und schneidet dabei vom Gesamteindruck bei vielen deutlich besser ab als die letzten beiden Filme – Stichwort „Kristallschädel“ und „Rad des Schicksals“. Es handelt sich um ein gelungenes, abwechslungsreiches Spiel, welches für jeden „Indiana Jones“-Fan ein willkommener Zeitvertreib ist. Erschienen ist es jetzt für PC und Xbox – im Frühjahr 2025 soll es dann auch für die PlayStation erhältlich sein.

Unser Experte

Ägyptische Pyramiden, entdeckte Schätze, der Alltag der alten Römer und Griechen: Archäologie fasziniert viele Menschen. Konstantin Kárpáty hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Der Münchener ist nach seinem Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) seit Kurzem Doktor der Archäologie. Was er in seinem Job erlebt und was die wichtigsten Neuigkeiten aus der Welt der Archäologie sind, erzählt er für uns regelmäßig aus ganz persönlicher Sicht. Außerdem betreibt er die Social-Media-Kanäle „Excavation Time“ und den Podcast „Ausgegraben“.

Von meiner Seite aus wünsche ich einen guten Rutsch ins neue Jahr. Die kommenden Tage werde ich wohl unter anderem entspannt vor dem Computer verbringen und mir von Professor Jones zeigen lassen, wie Archäologie wirklich geht.