Berlin. Wer an Neujahr das „Traumschiff“ im ZDF schaut, muss sich oft reichlich Häme gefallen lassen. Warum uns das einfach egal sein sollte.
- Das Traumschiff beschert dem ZDF regelmäßig Top-Quoten
- Doch wer zugibt, die Filme zu schauen, wird komisch angesehen
- Aber dafür muss man sich doch nicht schämen, oder?
Es gibt Dinge, für die muss man sich schon im Vorfeld entschuldigen. Zum Beispiel, wenn es ums „Traumschiff“ geht. Wie, Du guckst sowas? Und dann noch zu Weihnachten und Neujahr? Ich gebe zu: Ich bin dann in Erklärungsnot. Wenn es nur das wäre, nun ja. Aber es ist ja schlimmer. Ich fühle mich umgehend schlecht. Beim „Traumschiff“ (ZDF, 1. Januar, 20.15 Uhr) werde ich von meiner Umgebung so angeguckt, als hätte ich Plastikmüll in die Restmüll-Tonne geworfen.
Warum eigentlich? Warum muss man fürs Traumschiff-Gucken Abbitte leisten, während andere ohne Skrupel „Stirb langsam“ Teil eins bis vier oder irgendeine Horrorkomödie gucken. An Weihnachten? Ja, an Weihnachten! Das TV-Programm bietet traditionell reichlich Auswahl.
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Traumschiff: Komisch, dass man sich schlecht fühlt
Ich fühle mich alleingelassen. Dabei bin ich doch in guter Gesellschaft mit meiner Lust auf Reisen, die ich mir nicht leisten kann: nach Singapur, Tasmanien, Mauritius oder Mexiko oder wie dieses Jahr nach Hudson Valley. Die Feiertagsfolge an Ostern haben fünf Millionen Menschen geguckt! Damit wurde sogar der „Tatort“ überholt. Und die Quotenmesser überschlugen sich, weil auch immer mehr Jüngere darunter sind. Eine Million Zuschauer zwischen 19 und 49 Jahren, das wurde gefeiert.
Seit über vierzig Jahren schon lässt das ZDF dieses Loveboat in See stechen. Schon komisch, dass man sich schlecht fühlt, wenn man Teil einer Erfolgsgeschichte ist. Ja, okay, es hat etwas von Wirklichkeitsflucht, übrigens auch von den anstrengenden Weihnachtsbesuchen. Da tut die Dosis Erholung doch einfach gut.
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Auf dem „Traumschiff“, das ist das Schöne, wird sich auch gekümmert. Wer fiebert, kriegt Hühnersuppe. Und reiche Angeber eins auf die Mütze. Ein Mikrokosmos der Gerechtigkeit und der Gefühle. Dafür muss man sich doch nicht schämen, oder?
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