Essen. Zwei Plünderer versuchten, unschätzbar wertvolle Fundstücke der Etrusker online zu verkaufen – warum ihr Plan krachend scheiterte.
Gelegenheit macht Diebe. Ähnliches dachten sich wohl zwei Verdächtige in Italien, als ein Landwirt 2015 beim Pflügen seines Feldes in Città della Pieve auf ein etruskisches Hypogäum, ein unterirdisches Grab, stieß. Mit schwerem Gerät plünderten die beiden Diebe die wertvollen Schätze und versuchten, diese online zu verkaufen. Die italienische Polizei nahm Ermittlungen anhand von Fotos auf und erzielte dabei einen spektakulären Erfolg.
Polizeierfolg in Italien: Aufsehenerregende Fahndung nach historischen Schätzen
Die Untersuchung, geleitet von der italienischen Einheit zum Schutz des kulturellen Erbes, begann im vergangenen April, nachdem Fotos der Artefakte im Internet aufgetaucht waren. Zu der Sammlung gehörten acht reich verzierte Steinurnen, zwei Sarkophage sowie Grabbeigaben wie ein Bronzespiegel, ein Knochenkamm und ein Parfümfläschchen. Diese Gegenstände werden der Familie Pulfna zugeschrieben, einer wohlhabenden und einflussreichen etruskischen Dynastie.
Mithilfe von Drohnen, Überwachungsmaßnahmen und Telefonabhörungen grenzte die Polizei die Verdächtigen ein. Ein Durchbruch gelang, als einer von ihnen ein Foto mit einem Artefakt auf Facebook postete, was zu ihrer Verhaftung führte.
Historische Plünderung: So kam die italienische Polizei den Dieben auf die Schliche
Laut einer Mitteilung des italienischen Kulturministeriums zählen die sichergestellten Artefakte zu den bedeutendsten etruskischen Funden, die jemals im Rahmen einer Polizeiaktion gemacht wurden. Die aus weißem umbrischen Travertin gefertigten Urnen sind mit Darstellungen griechischer Mythen, Schlachten und Jagdszenen verziert, wobei einige noch Spuren von polychromen Pigmenten und Blattgold aufweisen. Einer der Sarkophage enthielt das vollständige Skelett einer Frau, die bei ihrem Tod etwa 40 Jahre alt gewesen sein dürfte.
Zu den sichergestellten Artefakten zählen auch Bronzegefäße, die vermutlich bei Banketten genutzt wurden, ein Balsamarium mit antikem Parfüm und ein Bronzespiegel, auf dem die Vergöttlichung Roms sowie die ikonische Wölfin eingraviert sind. Diese Funde zeugen von der außergewöhnlichen Kunstfertigkeit der Etrusker und ihrem bedeutenden kulturellen Erbe, zu dem auch Innovationen wie die Toga zählen.
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Aufsehenerregender Raub: Plünderer müssen sich vor Gericht verantworten
Forscher des italienischen Kulturministeriums untersuchen nun die Artefakte. „Die Aussteuer ist besonders reichhaltig und besteht sowohl aus Tonwaren als auch aus Metallmöbeln und Keramik“, so das Kulturministerium, das die einmalige Gelegenheit hervorhob, eine Zivilisation näher zu erforschen, die oft im Schatten des alten Roms steht.
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Während die Plünderer wegen Diebstahls und illegalen Handels mit Kulturgütern angeklagt sind und mit bis zu 10 Jahren Gefängnis bestraft werden können, haben sie mit ihrer Aktion unbeabsichtigt eine der beeindruckendsten etruskischen Sammlungen ans Licht gebracht, die je gefunden wurde. Die Artefakte befinden sich nun in der Obhut der italienischen Kulturbehörden, die sie bewahren und für die öffentliche Bildung und wissenschaftliche Forschung ausstellen wollen.