Grindavik. Auf der Reykjanes-Halbinsel hat sich ein kilometerlanger Erdriss aufgetan. Nun gelangt glutrote Lava an ein beliebtes Ziel des Landes.
Das wohl berühmteste Thermalbad der Welt ist bedroht: Nach einem Vulkanausbruch in Island ist ein breiter Lavastrom nun bis zur Blauen Lagune gelangt. Wie auf spektakulären Luftbildern zu sehen ist, bedeckte die glutrote und schwarze Masse am Donnerstagabend den gesamten für gut 350 Autos ausgelegten Parkplatz der wohl beliebtesten Touristenattraktion des Landes.
Island: Lava gelangt bis zur Blauen Lagune
Ein Gebäude des Thermalkomplexes war ebenfalls von Lava bedeckt, bislang konnten die Heißwasserbecken der Lagune durch speziell errichtete Schutzwälle vor der heißen Masse geschützt werden. Noch sei unklar, wann die Blaue Lagune auf der Halbinsel Reykjanes unweit des Flughafens Reykjavik wieder eröffnet werden könne, sagte eine Angestellte des Geothermalbads der Zeitung „Morgunbladid“.
Erst in der Nacht zuvor war aus einem schätzungsweise drei Kilometer langen Erdriss der Sundhnukagigar-Vulkanspalte glühend heiße Lava und Rauch gequollen. Das nahegelegene Fischerdorf Grindavik wurde evakuiert, wobei die meisten der 4000 Bewohner den Ort schon vor einem Jahr verlassen haben.
Auf Reykjanes war rund 800 Jahre lang kein Vulkan ausgebrochen, bis im März 2021 eine neue Phase erhöhter vulkanischer Aktivität begann. Seit Dezember vergangenen Jahres ist es nun bereits der siebte Vulkanausbruch auf der Halbinsel.
Lava hat fast alle Einwohner von Grindavik vertrieben
Seitdem wurden fast alle Häuser an den Staat verkauft und stehen leer. Wie der Zivilschutz Islands mitteilte, waren in Grindavik zuletzt nur noch etwa 50 Häuser bewohnt. Bei einer Eruption im Januar war Lava bis in die Straßen des Ortes geflossen, drei Häuser am Rande des Dorfes gingen in Flammen auf.
Im August folgte der nächste Vulkanausbruch. Wenige Monate später scheint die Lava nun auch die letzten Bewohner des Ortes zu vertreiben.
Vulkanausbruch kam überraschend: „Die Natur ist unberechenbar“
Anders als vorherige Vorfälle dieser Art trat diese Eruption recht überraschend auf: Vorherige Ausbrüche auf der Halbinsel hatten sich jeweils mit tage- oder gar wochenlangen Serien zunehmend starker Erdbeben angekündigt. Das blieb diesmal aus: Ein kleiner Erdbebenschwarm und die ersten Anzeichen eines unterirdischen Magmaeinflusses wurden nur eine knappe Dreiviertelstunde vor dem Beginn der Eruption verzeichnet.
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Entsprechend plötzlich kam der Eruptionsbeginn auch für diejenigen, die sich schon längst auf ein Leben mit dauerhafter Vulkangefahr eingestellt haben: Fannar Jónasson, der Bürgermeister von Grindavík, sagte dem isländischen Rundfunksender RÚV zufolge, die Eruption sei unerwartet aufgetreten. „Aber die Natur ist unberechenbar“, wurde er von dem Sender zitiert.
Warum Island so viele Vulkanausbrüche zählt
Island ist mit mehr als 30 aktiven Vulkansystemen die größte und aktivste Vulkanregion Europas. Der Inselstaat im Nordatlantik liegt auf dem sogenannten Mittelatlantischen Rücken, der die eurasische und die nordamerikanische Erdplatte trennt.
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Diese tektonischen Platten sind divergierend, sie driften jedes Jahr um etwa 2,5 Zentimeter weiter auseinander. Dabei steigt Magma aus dem Erdmantel und füllt die entstandene Lücke bei einem Vulkanausbruch wieder auf. Entlang ebendieser Grenze liegen die wichtigsten Vulkane Islands.
Unter Island wirkt ein Hotspot
Unter dem Inselstaat wirkt aber noch eine zweite Kraft, die Island so viele Vulkanausbrüche beschert: ein sogenannter Hotspot. Aus einer Tiefe von bis zu 2900 Kilometern steigt Magma auf und verformt das umliegende Gestein in einen pilzförmigen Bereich, der auch Diapir genannt wird. Durch dessen Stiel fließt permanent heißes Magma nach oben und sammelt sich in der sogenannten Kappe.
Während der Diapir selbst statisch ist, bewegt sich die Erdkrustenplatte über ihn hinweg. Gelegentlich brennt sich die heiße Masse dann durch die feste Kruste, quillt förmlich aus der Erde hervor und fügt dem Land neue Lava hinzu.
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