Berlin. Im TV leistet er knallharte Rechtsberatung. Doch in seinen Liebesbeziehungen war Ingo Lenßen nicht immer so selbstsicher, wie er verrät.

Der TV-Anwalt Ingo Lenßen (63) ist zurück. In seiner neuen Sat.1-Realityreihe „Lenßen hilft“ (ab 18. November, 18 Uhr) bildet er ein Trio mit Lisa Cramer und Lennart Hartmann. Sie fahren in einem Bus durch Berlin und leisten Rechtsberatung, wo die Not am größten ist. Sein Privatleben kommt manchmal zu kurz. Das bedauert er sehr. Denn er schätzt das Leben mit seiner Familie sehr. Für die Serie „Meine erste Liebe“ erinnert sich Lenßen an seine frühen Zeiten der Verliebtheit.

Es hieß ursprünglich, dass der Sender Ihr Format nicht fortsetzen wolle, aber mit „Lenßen hilft“ geht es ja doch weiter. Wie war denn Ihre Reaktion auf diese Entwicklungen? 

Ingo Lenßen: Meine Informationen waren etwas anders. Es gab die Schlagzeile „SAT.1 verabschiedet sich von Ingo Lenssen“, und das hat nicht gestimmt. Der Sender hatte sich nur für ein neues Live-Format entschieden. Mit einer grundsätzlichen Trennung hatte das nichts zu tun.

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Diesmal arbeiten Sie direkt unter Publikumsbeobachtung in einem Bus mitten in Berlin. Macht das die Arbeit anders?

Lenßen: Ja. Die Menschen stehen um den Bus herum, wollen auch dann mal ein Selfie oder Autogramme haben. Manche versuchen während der Einstellungen hereinzukommen. Aber ich finde es nicht schlecht, wenn man als Anwalt aus seiner Kanzlei hinausgeht und sich mal unmittelbar mit der Realität konfrontiert. Gleichzeitig nimmt es den Menschen die Scheu vor Anwälten. Dazu haben wir, begleitend zur Sendung, die Webseite frag-den-lenssen.de entwickelt, auf der sich die Zuschauer auch nach der Sendung rechtliche Tipps – und das kostenlos – holen können.

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Ganz offensichtlich waren hier Ihre Fähigkeiten in Sachen Menschenkenntnis gefragt. Wie hoch schätzen Sie die ein?

Lenßen: Grundsätzlich glaube ich, dass ich ein sehr empathischer Mensch bin, der das versteht, was andere Menschen erzählen wollen, aber ich muss dafür auch wach und aufmerksam sein.

Empathie hängt auch mit Liebe zusammen. Wann haben Sie dieses Phänomen zum ersten Mal kennengelernt?

Lenßen: Das war für mich zunächst ein etwas peinliches Erlebnis. Ich war 15, und ich habe mit meiner Großmutter Karneval gefeiert, die die Frauen aus ihrem Kegelclub eingeladen hatte. Eine davon hatte ihre Enkeltochter dabei, die in Begleitung ihres Freundes war.

Irgendwann küsste das Mädchen ihn auf die Wange, und meine Mutter, die daneben stand, sagte „Willst du nicht meinem Sohn auch einen Kuss geben?“ Ich bin hochrot angelaufen und wäre am liebsten in den Boden versunken, aber dann hat sie mich auch geküsst. Und irgendwie hat es sich so ergeben, dass sie meine erste Freundin wurde. Wir waren dann dreieinhalb Jahre zusammen. 

Lenßen hilft
„Lenßen hilft“: Nun kommt Anwalt Ingo Lenßen (M.) mit Bus und den Begleitern Lisa Cramer und Lennart Hartmann zu seinen Mandanten. © Joyn | Claudius Pflug

Wie war es, als es zu Ende ging? 

Lenßen: Ich kann mich nicht mehr an alles erinnern. Aber ich glaube, das Mädchen war etwas älter als ich, und vor dem Abitur trennten sich unsere Wege, aber ganz friedlich. Es ist einfach irgendwie auseinandergegangen. Es hatte vielleicht auch damit zu tun, dass ich sehr stark beim Eishockey engagiert war. Und damit hast du automatisch weniger Zeit und Aufmerksamkeit.

Wenn dir ein Mensch Zeit gibt, dann ist das ein sehr großes Geschenk, und das muss man achten. Wer das achtet, bringt dem anderen großen Respekt entgegen. Und wenn man das tut, dann funktionieren meistens Beziehungen

Ingo Lenßen: Das braucht er für sein privates Glück

Sie sind ja glücklich verheiratet. Ist das also Ihr privates Glücksrezept?

Lenßen: Ja, und meine Frau und ich formulieren das auch. Aufgrund der wenigen Zeit, die wir zusammen haben, versuchen wir die gemeinsame Zeit möglichst schön zu gestalten. Damit meine ich jetzt nicht, dass man dann besonders tolle Dinge unternimmt oder besonders tolle Reisen macht, sondern dass man wirklich die Zeit ganz bewusst miteinander erlebt.

Mehr aus der Serie „Meine erste Liebe“

Was haben Sie denn gemeinsam zuletzt Schönes erlebt?

Lenßen: Ich habe meinen Glücksmoment schon, wenn ich alleine Zeit mit meiner Frau oder mit meinem Sohn verbringe. Da gibt es jetzt gar nichts Berauschendes. Natürlich ist es schön, wenn man zum Beispiel zusammen ins Flugzeug steigt und man weiß, man hat jetzt drei Wochen oder zwei Wochen miteinander. 

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Aber Sie haben ja ziemlich viel zu tun. Wie schaffen Sie es, sich die nötige Zeit herauszuschneiden?

Lenßen: Das ist gar nicht so einfach, wenn man sich die Drehtage hier anschaut. Mit An- und Abfahrt bin ich da zwölf Stunden im Einsatz. Und dann habe ich ja noch die Kanzlei, mit der ich mich auch tagtäglich auseinandersetze. Zumindest telefonieren wir tagtäglich mehrfach miteinander, zumal wir noch zwei andere Unternehmen haben. Wenn ich aber da bin, dann bin ich auch präsent und lege das Handy so oft wie möglich weg.

Deshalb waren seine Eltern für Lenßen so wichtig

Könnten Sie denn nicht Ihre Fernsehaktivitäten einschränken, um mehr Zeit für Ihre Lieben zu haben?

Lenßen: Diese Frage ist völlig berechtigt. Aber ich glaube, jeder von uns geht den Dingen nach, die er gerne mag. Und ich kann mich im Moment tatsächlich noch nicht entscheiden, was ich lieber mag – Fernsehen oder meine Kanzlei. Ich liebe es zu arbeiten und mit Menschen einen innovativen Prozess zu erleben. Das ist Fernsehen für mich.

Meine erste Liebe Themenseitenbild
In der Reine „Meine erste Liebe“ der FUNKE Tageszeitungen berichten Promis über ihre Erlebnisse. © ZRB | iStock

Was hat eigentlich Ihre Liebesfähigkeit gefördert?

Lenßen: Ich bin in einem sehr harmonischen Elternhaus groß geworden – gemeinsam mit meinem sieben Jahre jüngeren Bruder. Dieses Verhältnis prägt uns beide noch, weshalb wir uns so häufig sehen wie wir können. Und diese Jugend war sicher auch dafür verantwortlich, dass keine meiner Liebesbeziehungen je im Bösen auseinandergegangen ist. 

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Muss man eigentlich auch seine Arbeit lieben?

Lenßen: Es ist wichtig, dass ich meine Mandanten mag. Denn selbst wenn ich den Talar abends an den Nagel hänge, nehme ich die Fälle mit nach Hause. Ich hatte einen Fall, wo man einen Mann fälschlicherweise verdächtigte, der Kopf einer internationalen Drogenbande zu sein. Den mag ich zum Beispiel sehr. Mit ihm war ich letztes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt. Aber während des Prozesses musste ich meine Gefühle hintanstellen. Denn da ging es darum, dessen Unschuld nachzuweisen, und wenn ich mich in Emotionen verstrickt hätte, wäre es schwierig geworden.