Essen. Wissenschaftler überrascht: Neue Funde in der Dordogne offenbaren familiäre Einbalsamierungspraktiken wie in alten Hochkulturen.
Im geschichtsträchtigen Château des Milandes in Castelnaud-la-Chapelle in der Dordogne haben Wissenschaftler der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) eine interessante Entdeckung gemacht. Die Einbalsamierung von sieben Erwachsenen, fünf Kindern und einer älteren Frau weist ein ähnliches Vorgehen auf, wie es im Alten Ägypten oder Südamerika praktiziert wurde. Diese außergewöhnliche Praxis der Bestattung mehrerer Mitglieder einer Familie, einschließlich der Kinder, ist in den archäologischen Aufzeichnungen in Europa ungewöhnlich.
Grausamer Fund in Frankreich: Verstreute Skelettreste einer Adelsfamilie entdeckt
Das Château des Milandes, das 1489 von François de Caumont auf die Initiative seiner Frau Claude de Cardaillac erbaut wurde, war Hauptwohnsitz der Familie Caumont bis zur Zeit der Französischen Revolution.
Überregionale Bekanntheit erhielt das Schloss durch Josephine Baker, die das Château des Milandes zunächst mietete und 1947 kaufte. Die gebürtige Amerikanerin war Schauspielerin und Tänzerin bekannt geworden, engagierte sich aber während des Zweiten Weltkrieges in der Résistance und den Streitkräften des Freien Frankreichs.
In der Krypta des Château des Milandes, die erstmals 2017 freigelegt wurde, fanden sich verstreute Skelettreste der Familie, während bei einer späteren Ausgrabung im Jahr 2021 das Grab einer älteren Frau entdeckt wurde, die separat bestattet wurde.
Rätselhaftes Ritual einer berühmten Adelsfamilie enthüllt
Diese Entdeckungen zeigen, dass die Tradition der Einbalsamierung in der Familie Caumont seit mindestens zwei Jahrhunderten fortbesteht. Caroline Partiot, Forscherin am Österreichischen Archäologischen Institut der ÖAW, betonte: „Es ist bemerkenswert, dass diese Tradition mindestens zwei Jahrhunderte überdauert hat“.
Die Familie Caumont, prominente Persönlichkeiten ihrer Zeit, praktizierte die Einbalsamierung als eine tief verwurzelte Tradition, um ihren gehobenen sozialen Status zu unterstreichen. Diese Technik scheint in erster Linie zeremoniellen Zwecken gedient zu haben, um die Körper bei aufwändigen Begräbnisritualen zur Schau zu stellen, und nicht der langfristigen Konservierung.
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Die Ergebnisse umfassten detaillierte Untersuchungen der einbalsamierten Überreste. Die Forscher rekonstruierten ein fast vollständiges Skelett aus verstreuten Fragmenten und identifizierten präzise Schnittmarkierungen an den Knochen, was auf einen hoch standardisierten Prozess hindeutet.
Partiot stellte fest: „Unsere Untersuchungen eines vollständigen Individuums und von fast 2000 Fragmenten zeigen eine sorgfältige und hoch standardisierte technische Behandlung der Verstorbenen, die sowohl für Erwachsene als auch für Kinder gleich war. Dies spiegelt ein Wissen wider, das über zwei Jahrhunderte weitergegeben wurde.“
Das Verfahren umfasste die vollständige Häutung des Körpers, einschließlich der Gliedmaßen, Fingerspitzen und Zehen. Die inneren Organe, einschließlich des Gehirns, wurden entfernt, und die Hohlräume wurden mit balsamischen und aromatischen Substanzen gefüllt, um die Verwesung zu verzögern. Diese Methoden stimmen weitgehend mit denen überein, die Pierre Dionis, ein führender französischer Chirurg des frühen 18. Jahrhunderts, bei einer Autopsie in Marseille im Jahr 1708 dokumentiert hat.