Berlin. Matthias Matschke ist privat ernster als sein TV-Auftritt vermuten lässt. Auch in anderen Belangen unterscheidet er sich von seinen Rollen.
Mit Comedy-Formaten wie „Pastewka“ oder der „Heute-Show“ ist Matthias Matschke einem großen Publikum bekannt geworden. Doch der 56-Jährige ist auch in anderen Genres unterwegs, wie aktuell in der Romanze „Ein Sommer an der Côte d‘Azur“ (17. November um 20.15 Uhr im ZDF). Privat sieht der Schauspieler das Leben immer auch von der komischer Seite.
Wenn man ein Projekt wie „Ein Sommer an der Cote d’Azur“ dreht, sagt man da auch wegen des Drehorts zu?
Matthias Matschke: Ich würde gerne sagen, dass es nur die Rolle war, aber ich war auch absolut von dieser Landschaft verführt. Zum Beispiel hatte ich das große Privileg, dort segeln zu gehen, und so bin ich mit einem kleinen Katamaran raus aufs Meer gefahren. Das war für mich eigentlich die größte Belohnung. Wobei ich mich freue, dass man mir noch Geld ausgezahlt hat, damit ich mir ein bisschen etwas zu essen kaufen konnte.
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Aber was wäre gewesen, wenn Ihnen auf hoher See etwas passiert wäre?
Matschke: Ich bin kein Hochseesegler. Bei solchen Fragen bin ich der Inbegriff der Vorsicht. Bislang habe ich es nur geschafft, mich beim Ablegen und Anlanden lächerlich zu machen. Darin bin ich ganz gut.
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Wie kamen Sie zum Segeln?
Matschke: Ich lebe seit 30 Jahren in Berlin, und da ist es fast unmöglich, nichts mit dem Wasser zu machen. Beim Segeln dachte ich mir, es wäre toll, wenn man das selbst könnte, und vor zehn Jahren habe ich damit angefangen. Ich habe dann gemerkt, dass auf dem Wasser die Uhren anders ticken. Das ist für jemand wie mich, der einen Drang nach vorne hat, sehr entschleunigend und angenehm. Beim Segeln bin ich darauf konzentriert, dass ich den besten Wind erwische und den Menschen, die bei mir mitsegeln, eine angenehme Fahrt biete. Das Wetter ist der Gott, dem man huldigen muss, und ansonsten ist man ein einfacher Mensch.
Dass Sie Entschleunigung brauchen, heißt, Sie sind sonst sehr aktiv?
Matschke: Mein Deutsch-Leitungskurslehrer hat allen Schülern ein Gedicht- oder Liedstrophe gewidmet und bei mir war das die Zeile „Mich brennt´s in meinen Reiseschuh´n, fort mit der Zeit zu schreiten.“ Damit landete er einen Volltreffer. Ich kann nicht stillsitzen, weil es so viel zu erkunden gibt. Ich liebe im besten Sinne das Leben und will möglichst viel tun. Aus langer Sicht ist unsere Zeit auf Erden ganz schön kurz und wenn man die Gnade hat, in einem Land zu leben, das so viel Sicherheit bietet, muss man das ausnutzen.
Comedian Matschke über die Vorteile von Dating-Plattformen
Was genau tun Sie da?
Matschke: Ich schreibe. Ein weiteres Standbein von mir ist die Fotografie. Und wenn man versucht, ein soziales Wesen gegenüber seiner Familie, Freunden und Nichtfreunden zu sein, dann ist der Tag mit 24 Stunden knapp bemessen.
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Anders als Ihre Figur im Film müssen Sie nicht die Zeit dafür verwenden, auf Datingseiten eine Partnerin zu suchen. Aber käme so etwas für Sie grundsätzlich infrage?
Matschke: Ich finde das schon eine interessante Sache. Denn man muss nicht in die Disco gehen, um jemand zu finden, wenn man sowieso nicht gerne in die Disco geht, sondern kann sagen, was man will und dann weiß die andere Seite schon, woran sie ist.
Der Comedian über das, was seine Beziehungen ausmachte
Gibt es denn eine Partnerin im Lauf Ihres Lebens, die Sie auf ganz besondere Art und Weise kennengelernt haben?
Matschke: Nein, keine. Das lief immer über die Arbeit oder den Freundschaftskreis. Das war extrem unauffällig.
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Nichts spektakulär Romantisches?
Matschke: Nein. Die besten romantischen Beziehungen sind nach meiner Erfahrung immer die, die unspektakulär anfangen. Die sich sozusagen charmant ins Herz schleichen.
Nachdem Sie unter anderem mit Comedy-Formaten wie „Pastewka“ bekannt wurden – sind Sie jemand, der auch im Alltag komisch ist?
Matschke: Wenn ich mit mir alleine bin, bin ich schon sehr ernst und denke viel nach. Aber ich mag das Absurde und den Mist, der einem passiert, und darüber kann ich lachen. Denn das ist ja meistens unfassbar lustig, was man da alles selbst produziert. Und wenn ich mit meinen Kumpels von der alten „Pastewka“-Familie zusammen bin, dann wird unfassbar viel gelacht. Ich lache schon sehr gerne und wenn man dann noch Leute hat, die wirklich lustig sind, dann tut einem der Kiefer weh.
Matschke kann über vieles lachen – nur nicht über Witze
Das heißt, auch vier Jahre nach Ende des Formats treffen Sie sich regelmäßig?
Matschke: Ja, wir machen jedes Jahr eine Weihnachtsfeier. Wir haben in diesem Sommer den Geburtstag von Dietrich Hollinderbäumer, also Papa Pastewka, auf dem Minigolfplatz gefeiert. Da waren alle da. Man muss sich da schon beim Schauspielgott bedanken, wenn man Kollegen hat, wo jeder Einzelne ein Juwel ist. Das gibt es nicht so oft.
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Aber über welche Absurditäten Ihres Alltags haben Sie zuletzt gelacht?
Matschke: Heute Morgen bin ich Fahrrad gefahren, und als ich abspringen wollte, bin ich mit dem Anorak so am Sattel hängen geblieben, dass ich weder nach vorne noch nach hinten konnte. Und die Autos haben hinter mir gehupt. Da musste ich schon über mich selbst lachen, so wie ich als fremde Person über mich lachen würde. Lachen kann ich über viele Dinge, nur über Witze nicht. Das Konzept von Witzen ist mir völlig unklar. Lustigkeit entsteht aus dem, was uns umgibt und was man mit absurd umschreibt.
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Haben Sie sich in so einer Situation wie mit dem Fahrrad nicht erstmal geärgert? Oder hat sich bei Ihnen gleich der Humor eingeschaltet?
Matschke: Natürlich ärgere ich mich im ersten Moment: Was soll das denn? Was bin ich nur für ein Hanswurst? Aber über diese Kleinmütigkeit kann ich dann lachen.