Berlin. In Berlin hat sich ein Kind mit der seltenen Krankheit Diphterie infiziert. Welche Symptome auftreten und wie sie sich überträgt.
- Ein Berliner Schüler ist an Diphtherie erkrankt
- Was sind die Symptome?
- Wie erfolgt die Übertragung?
- Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
- Was sind mögliche Spätfolgen? Und wie schützt eine Impfung?
Ein Schüler der Waldorfschule Havelhöhe in Berlin und seine Mutter sind an Diphtherie erkrankt, einer Krankheit, die in Deutschland als weitgehend eingedämmt gilt. Zunächst wurde der Junge in Potsdam behandelt, jedoch verschlechterte sich sein Zustand, sodass er in die Berliner Charité verlegt und dort invasiv beatmet werden musste. Der Junge war ungeimpft, seine Mutter hingegen hatte einen Schutz durch die Impfung, weshalb sie nur milde Symptome zeigt. Details zum aktuellen Diphterie-Fall lesen Sie in diesem Artikel der Berliner Morgenpost.
Diphterie: Diese Symptome können auftreten
Laut Robert Koch-Institut (RKI) handelt es sich bei Diphtherie um eine bakterielle Infektion, die in jedem Lebensalter auftreten kann. Der Zeitraum zwischen Ansteckung und dem Auftreten erster Symptome betrage bei Diphterie in der Regel zwei bis fünf Tage, selten bis zu acht Tagen, wie das RKI mitteilt. Das Institut listet auf der Website typische Symptome einer Erkrankung auf. Dabei wird unterschieden zwischen Rachen- und Hautdiphterie.
Typische Symptome einer Rachendiphterie:
- Halsschmerzen
- Festanhaftende Belege im Rachen
- Süßlich-fauler Atemgeruch
- Atem- und Schluckbeschwerden
- geschwollene Lymphknoten
- Bellender Husten (echter Krupp)
- Heiserkeit
- Fieber
Die Symptome bei Befall der Haut:
- Schmerzen und Schwellungen an den betroffenen Stellen
- Hautrötung
- Geschwüre und Vereiterungen
- Schmieriger Wundbelag
Ansteckung: Wie wird Diphterie übertragen?
Die Übertragung von Diphtherie erfolgt auf zwei Arten: Bei einer Infektion des Rachens durch Tröpfcheninfektion, also durch direkten Kontakt, etwa beim Sprechen oder Husten, und bei Hautdiphtherie durch direkten Kontakt mit infizierter Haut. Das Ansteckungsrisiko von Personen, die bereits Symptome haben, ist höher als bei Menschen, die den Erreger tragen, aber keine Symptome zeigen. Wenn 100 Menschen ohne Impfschutz mit dem Erreger in Kontakt kommen, erkranken etwa 10 bis 20 von ihnen.
Eine Person ist so lange ansteckend, wie der Erreger in ihren Körperflüssigkeiten oder Wunden nachweisbar ist. Ohne Behandlung dauert die Ansteckungsfähigkeit normalerweise etwa zwei Wochen, in seltenen Fällen auch bis zu 4 Wochen. Bei einer antibakteriellen Behandlung verkürzte sich dieser Zeitraum auf nur zwei bis vier Tage.
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Wie wird Diphterie behandelt?
Aufgrund der oben genannten Symptome kann der Arzt oder die Ärztin die Erkrankung diagnostizieren. Zur Bestätigung und Bestimmung des auslösenden Bakterienstamms nimmt er zudem einen Abstrich auf dem Rachen oder eine Probe der Wunde. Da Diphterie meldepflichtig ist, wird die Infektion an das zuständige Gesundheitsamt gemeldet.
Bei der Behandlung von Diphtherie ist es entscheidend, sofort nach dem klinischen Verdacht mit der spezifischen Therapie zu beginnen. Dies beinhaltet die Gabe von Antitoxin und Antibiotika, um die Bakterien abzutöten. Eine nachfolgende Behandlung kann den Krankheitsverlauf entscheidend beeinflussen. In schweren Fällen kann eine intensivmedizinische Betreuung notwendig werden, etwa bei Herzproblemen oder Atemnot, was eine Intubation oder Dialyse erfordern kann.
Für die Vermeidung einer Ansteckung werden Betroffene isoliert. Kontaktpersonen werden ebenfalls mit einem Rachenabstrich untersucht und mit einer vorbeugenden Antibiotikum-Therapie behandelt. Geimpfte Personen erhalten eine Auffrischungsimpfung.
Welche Spätfolgen können nach einer Diphtherie auftreten?
Eine Diphtherie-Infektion kann schwere Folgeschäden haben, insbesondere wenn das Diphtherie-Toxin über den Blutkreislauf in den Körper gelangt. Dabei kann es zu systemischen Schäden kommen, die häufig das Herz und das Nervensystem betreffen. Eine der häufigsten Schwierigkeiten ist eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis), die Herzrhythmusstörungen und Kreislaufprobleme verursachen kann – bis hin zum Herzschock. In einigen Fällen kann der plötzliche Herztod auftreten, oft zwischen dem achten und zehnte Krankheitstag, aber auch noch Wochen später, selbst bei geringer körperlicher Belastung.
Das Nervensystem kann ebenfalls betroffen sein, was zu Lähmungen führen kann, insbesondere im Bereich des Gesichts, des Rumpfes und der Atemmuskulatur. Eine typische Folge ist die Gaumensegelparese, die am häufigsten in der dritten Krankheitswoche auftritt und sich durch eine näselnde Sprache und Schluckbeschwerden äußert. Glücklicherweise sind diese neurologischen Symptome in der Regel nach einer gewissen Erholungszeit reversibel.
Die Sterblichkeitsrate bei einer Atemwegs-Diphtherie liegt bei fünf bis zehn Prozent, bei Kindern unter fünf Jahren und Erwachsenen über 40 Jahren kann sie jedoch auf 20 bis 40 Prozent ansteigen. Auch wenn die toxischen Wirkungen überstanden werden, hinterlässt die Erkrankung keine langfristige Immunität.
Prävention: Wie schützt eine Impfung gegen Diphterie?
Die wirksamste Vorsorge gegen Diphtherie ist die Impfung, die nicht direkt gegen den Erreger, sondern gegen das Diphtherie-Toxin (DT) wirkt. Durch die Impfung wird eine Immunität gegen das Toxin aufgebaut, was schwere Krankheitsverläufe weitgehend verhindert. Die Impfung schützt jedoch nicht vor einer Infektion oder der Besiedlung mit dem Erreger, weshalb auch geimpfte leichte Symptome entwickeln oder den Erreger weitertragen können.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Diphtherie-Impfung für alle Altersgruppen, beginnend mit der Grundimmunisierung bei Säuglingen (im Alter von 2, 4 und 11–14 Monaten) und Auffrischungen im Kindes- und Jugendalter. Erwachsene sollten alle 10 Jahre eine Auffrischimpfung erhalten, meist in Kombination mit einer Tetanus- und Pertussis-Impfung (Tdap). Die Impfquote bei Kindern ist in Deutschland sehr hoch (über 95 %), aber viele Erwachsene haben in den letzten 10 Jahren keine Auffrischimpfung erhalten.
Erwachsene profitieren in Deutschland zwar von einem indirekten Schutz aufgrund der hohen Impfquoten bei Kindern (Herdenschutz), doch dieser Schutz entfällt bei Auslandsreisen, insbesondere in Regionen, wo Diphtherie noch weitgehend vorkommt. Deshalb ist es wichtig, den Impfschutz vor Reisen in solchen Gebieten zu aktualisieren.
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