Berlin. Ohne echtes Wasser, aber mit einer klaren Botschaft: Sarah Connor liegt in einem Aquarium vor einem Tui Büro in Berlin.

„Lasst mich frei“ steht auf einem kreisrunden Schild vor ihrer Brust. Gekleidet ist sie in einem schwarzen Sweatshirt in Netzoptik, schwarze Hose, schwarze Schuhe, dezent geschminkt. Ihren Kopf stützt sie auf ihrem Oberarm ab, ihr Blick ist traurig, fast abwesend. Um sie herum: Eine sargähnliche Plastikwand, die ein Aquarium simulieren soll. Wasser ist darin keines.

Die Sängerin Sarah Connor hat an diesem Dienstagvormittag gemeinsam mit der Tierschutzorganisation Peta gegen die Haltung von Orcas und Delfinen in Gefangenschaft protestiert – vor dem World of Tui Reisebüro in Berlin Mitte. Tui pflegt die Kooperation zu Marineparks mit Meerestieren, die in Gefangenschaft leben. Warum die Meeresbewohner der 44-Jährigen am Herzen liegen, erklärt sie im Interview.

Frau Connor, Sie lagen heute in einem kleinen Aquarium ohne Wasser, um auf die beengten Verhältnisse von Orcas und Delfinen in Gefangenschaft aufmerksam zu machen. Warum ist es so wichtig, bei dieser Aktion dabei zu sein?

Weil es ein großer Missstand ist, auf den ich gerne Aufmerksamkeit lenken möchte. Ich habe Tui mehrmals aufgefordert, sich mit mir an einen Tisch zu setzen, mir ihre Argumente zu präsentieren. Tui ist einer der wenigen großen Reiseveranstalter in Deutschland, der immer noch Tickets zu Meereszoos verkauft, in denen Orcas und Delfine gehalten werden. Dort müssen sie würdelose Tricks aufführen – zu unserem Entertainment. Tui sagt, sie würden keine Tickets zu Parks verkaufen, in denen nicht artgerechte Haltung stattfindet. Das ist natürlich Schwachsinn, weil es keine artgerechte Haltung für Tiere wie Orcawale in Gefangenschaft gibt. Das ist Tierquälerei! Es ist moralisch und ethisch in der heutigen Gesellschaft schlichtweg nicht mehr vertretbar.

Sie richten sich mit Ihrer Aktion direkt an den Reisekonzern Tui. Welche konkreten Forderungen haben Sie an das Unternehmen und wie sehen Sie die Rolle von Reiseunternehmen beim Schutz von Meerestieren?

Ich appelliere an Tuis Moral, an ihren ethischen Tourismus, den sie dann hoffentlich demnächst betreiben wollen. Ich fordere sie nochmals auf, es zu unterlassen, Tickets an Meereszoos zu verkaufen. Natürlich richte ich mich auch an jeden einzelnen, denn wir alle können auch dazu beitragen, indem wir diese Shows boykottieren, indem wir keine Reisepakete kaufen, in denen Tickets für Meereszoos inkludiert sind. Darum bin ich hier, mit vollem Körpereinsatz.

Warum setzen Sie sich speziell für Orcas und Delfine ein?

Ich habe eine große Faszination für Orcas und Delfine, seitdem ich klein bin. Ich habe früher schon Plakate gebastelt und vor den Delfinarien als Kind demonstriert. Es ist seit vielen, vielen Jahren meine Leidenschaft. Es sind hochemotionale, soziale Tiere, die in der freien Wildbahn ihr ganzes Leben lang mit ihren Familien zusammenbleiben. Doch unter Gefangenschaft werden diese Familien zerrissen. Tiere werden verkauft und weisen plötzlich sehr unnatürliche Verhaltensweisen auf und werden aggressiv, bedrohen und töten ihre Trainer. Das muss alles nicht sein. 

Der Reiseveranstalter kommentiert den Protest nicht. Ein Sprecher sagte dieser Redaktion gegenüber jedoch, dass sie sich über den Protest wundern würden, schließlich würden Tui keine Orcas gehören.