San Francisco. Er ist der höchste Berg der Welt – und wächst. Der Mount Everest ist höher als erwartet. Geologen fanden den Grund dafür: „Flusspiraterie“.

Weltweit gibt es 14 „Achttausende“. Der höchste Gipfel ist der Mount Everest im Himalaya, 8.848,86 Meter hoch. Manchmal kommt es allerdings auf den Millimeter an.

Forscher fanden infolge von GPS-Meldungen heraus, dass der Mount Everest jedes Jahr um zwei Millimeter wächst, doppelt so viele wie sie erwartet hatten. Der Grund dazu heißt Flusspiraterie – dazu später mehr.

Wachstum im Jahr: Zwei Millimeter

Entstanden ist die Ikone der Bergwelt vor 40 bis 50 Millionen Jahren. Zwei Platten der Erdkruste – die Indische Platte und die Eurasische Platte – stießen zusammen, und das führte unter anderem zu den Erhebungen, die wir heute als Himalaya-Gebirge bezeichnen.

Dieser Prozess wirkt quasi fort, erklärt allein aber nicht das Wachstum von zwei Millimetern im Jahr. Es muss einen weiteren Grund geben. Laut einer Studie, die in dieser Woche in der Zeitschrift „Nature Geoscience“ erschienen ist, hängt das Phänomen mit einem Fluss zusammen.

Was ist bloß „Flusspiraterie“?

Die Forscher gehen davon aus, dass der Fluss Arun vor etwa 89.000 Jahren von einem anderen Fluss quasi eingefangen wurde: Kosi. Wenn Flüsse ihren Lauf verändern oder ganz verschwinden, wenn einem Strom das Wasser abgegraben wird und es sich neue Wege sucht, sprechen Wissenschaftler von Flusspiraterie.

Dieser Prozess löste geologische Ereignisse aus, die wiederum die Landschaft umformten. Möglich ist etwa, dass ein Gletschersee überlief und eine katastrophale Flut auslöste, die wiederum die natürliche Barriere zwischen beiden Flüssen Kosi und Arun zerstörte. „Wir sind uns nicht sicher, welcher Mechanismus am wahrscheinlichsten ist“, sagte Adam Smith, Co-Autor der Studie, Forscher an der Fakultät für Geowissenschaften des University College London, dem Portal „Live Science“.

Der Mount Everest wächst weiter

Der Hauptgrund für die Höhe des Everest bleibt die Plattenkollision. Aber eine plötzliche Veränderung kann eine Erosion auslösen, die zusätzlich zu einer Hebung des Berges führte, so Co-Autor Jin-Gen Dai, Professor für Geologie an der China University of Geosciences in Peking.

Die Zusammenhänge zwischen Flusserosion und Gipfelhebung seien im Übrigen gut dokumentiert, beispielsweise in den Alpen. Computermodelle legen nahe, dass der Mount Everest im Laufe der Zeiten um bis zu 50 Meter angehoben wurde, womöglich noch stärker. Die Forscher erwarten, dass das Wachstum des Everest weitergehen wird.