Berlin. Die Zahl der Suizide ist 2023 leicht angestiegen. Besonders in einer Altersklasse steigt die Selbstmordrate – ein besorgniserregender Trend.

Das Thema Selbstmord ist in Deutschland immer noch ein Tabu. Dabei lohnt sich ein genauer Blick auf die Zahlen, um Entwicklungen früh zu erkennen. Derzeit sind die eher Anlass zur Sorge: Wie das Statistische Bundesamt jetzt bekanntgab, ist die Zahl der Suizide in Deutschland 2023 im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Rund 10.300 Menschen starben durch Suizid, das waren 1,8 Prozent mehr als im Vorjahr und ein Anstieg von 14 Prozent gegenüber dem historischen Tiefstand 2019. Jeder hundertste Todesfall in Deutschland ist demnach ein Suizid.

Im langfristigen Vergleich blieb die Zahl der Suizide in den vergangenen 20 Jahren relativ konstant, wie das Statistikamt anlässlich des Welttags der Suizidprävention am Dienstag weiter mitteilte. Es verwies auf die anonyme und kostenlose Hilfe für Menschen, denen es nicht gut geht. Die Telefonseelsorge beispielsweise ist unter den Nummern (0800) 1110111 und (0800) 1110222 oder auch per E-Mail oder Chat zu erreichen.

In den 80er- und 90er-Jahren gab es dem Statistikamt zufolge einen deutlichen Rückgang bei den Suiziden. So habe die Zahl der Suizide zu Beginn der Zeitreihe, im Jahr 1980, noch bei 18.500 gelegen.

Selbstmord: Zahlen unter Älteren steigen teils deutlich

Gerade unter jungen Menschen und Menschen mittleren Alters sanken die Zahlen den Angaben zufolge. Im Jahr 2003 seien noch gut 700 unter 25-Jährige in Deutschland durch Suizid gestorben, im vergangenen Jahr knapp 500. Noch deutlicher sei der Rückgang bei den 35- bis 44-Jährigen ausgefallen: Hier habe sich die Zahl der Suizide von knapp 2000 im Jahr 2003 auf knapp tausend im vergangenen Jahr halbiert. 

Unter älteren Menschen hätten die Zahlen dagegen teils deutlich zugenommen, am stärksten in der Altersgruppe der über 85-Jährigen. Hier habe sich die Zahl der Suizide von 600 im Jahr 2003 auf knapp 1300 im Jahr 2023 mehr als verdoppelt. 2023 war den Angaben nach knapp die Hälfte der Menschen, die Suizid begingen, 65 Jahre oder älter. Insgesamt sterben deutlich mehr Männer als Frauen durch Suizid, in 73 Prozent der Fälle sind es Männer.

lro/afp

Anmerkung der Redaktion

Aufgrund der hohen Nachahmerquote berichten wir in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Suizidgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen.

Sie erreichen sie telefonisch unter 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.