Berlin. Mehr als 150 bewaffnete Polizisten sollen in Indien Jagd auf ein Wolfsrudel machen. Deren Lebensraum schrumpft – mit dramatischen Folgen.

Aufruhr in Indien: Ein Rudel Wölfe soll neun Menschen getötet haben – acht davon Kinder. Mehr als 150 Polizisten wurden auf die Jagd nach den Tieren angesetzt. „Fangt die Wölfe um jeden Preis“, hieß es in einer Anordnung des Regierungschefs des Bundesstaats Uttar Pradesh, Yogi Adityanath, am Montag. Außer den bewaffneten Polizisten werden dutzende Forstbeamte und Drohnen bei der Suche nach den Tieren eingesetzt, wie Renu Singh vom staatlichen Forstdienst mitteilte. 

Bisher wurden den Angaben zufolge vier Tiere eingefangen. Die tödlichen Wolfsangriffe ereigneten sich über die vergangenen zwei Monate hinweg. Zuletzt war ein Sechsjähriger am Sonntag vor seinem Elternhaus angegriffen worden, seine Mutter konnte ihn in letzter Minute retten.

Gefahr Wolf? Normalerweise greifen die Tiere keine Menschen an

Im nördlich gelegenen Uttar Pradesh halten die verängstigten Bewohner inzwischen Nachtwachen, setzen Wachhunde ein und zünden Feuerwerkskörper, um die Raubtiere fernzuhalten. Einige Dorfbewohner würden zudem Elefantendung anzünden oder Fallen mit dem Urin von Kindern stellen, berichteten lokale Medien. 

Experten zufolge greifen Wölfe Menschen oder Nutzvieh nur als letzten Ausweg an, wenn sie sonst nichts zu fressen finden. Doch Wildhüter gaben an, Hochwasser infolge sintflutartiger Regenfälle hätten das Revier der Wölfe überschwemmt und sie in stärker besiedelte Gebiete getrieben. Die Hochwasser hätten einen „Mangel“ verursacht, der die Wölfe dazu gebracht habe „Risiken einzugehen, die sie sonst nicht ins Auge fassen würden“, sagte Ajeet Kumar Singh, der an der Wolfsjagd teilnimmt, der Zeitung „Times of India“. 

Lebensraum der Wölfe schrumpft immer weiter

Die Graslandebenen des Bezirks Bahraich liegen etwa 50 Kilometer südlich der Grenze zu Nepal, wo dichte Wälder die Ausläufer des Himalaja bedecken. 

Die Mehrheit der rund 3000 in Indien lebenden Wölfe überlebt außerhalb von Schutzgebieten, oft in nächster Nähe zu Menschen. Die Zahl der Wölfe ist jedoch wegen schrumpfender Lebensräume und Mangel an Beutetieren zurückgegangen. Die jüngsten Angriffe haben im Nachbar-Bundesstaat Bihar eine Hysterie entfacht. So schlug ein Mob einen Schakal tot, der fälschlicherweise für einen Wolf gehalten wurde.

lro/AFP