Berlin. Im größten vulkanischen See Europas finden Taucher die Figur einer Gottheit. Sie trägt die faszinierenden Spuren ihres Erschaffers.
Es ist selten, dass Archäologen dem Schöpfer eines Artefakts so nahe kommen wie zuletzt in Italien. Im größten vulkanischen See Europas fanden Taucher eine bis zu 3000 Jahre alte Tonfigur, auf der die Fingerabdrücke des Künstlers deutlich zu sehen sind. Bei dem Fund soll es sich um eine altertümliche weibliche Gottheit handeln, der die Menschen Opfergaben darbrachten.
Entdeckt wurde sie im Bolsenasee, der im Norden der Region Latium an der Grenze zu Umbrien und der Toskana liegt. An der Ostseite des Sees, auf dessen zentraler Insel bereits Päpste ihre Urlaube verbrachten, liegt ein versunkenes Dorf aus der Eisenzeit. Forscher datieren es auf das 10. bis 9. Jahrhundert v. Chr.
Laut einem Facebook-Statement der Archäologen besteht die Figur aus frisch gebrannten Ton und weist weibliche Merkmale wie Brüste auf. Neben den Fingerabdrücken des Schöpfers ist auch der Abdruck eines Stück Stoffs sichtbar – ein Anzeichen dafür, dass die Gottheit einmal bekleidet war.
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Tonfigur mit Fingerabdrücken ist „außergewöhnliche Entdeckung
Taucher fanden die rund 15 Zentimeter große Figur in der Struktur eines ehemaligen Wohnhauses. Demnach könnte sie Teil eines Haushaltrituals gewesen sein, wie sie aus nachfolgenden Epochen aus der antiken Region Etruria bekannt sind. Auch in Grabstätten aus der Eisenzeit fanden Archäologen ähnliche Tonfiguren.
„Das ist eine außergewöhnliche, einmalige Entdeckung“, schreiben die Archäologen der Etruria-Region in dem Facebook-Post. Aus dem südlichen Etruria seien solche Einblicke in das Alltagsleben der Eisenzeit sehr selten.
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Bolsenasee bildete sich durch Vulkanausbruch
Das Dorf aus der Eisenzeit wurde erstmals 1959 von einem Taucher in fünf Meter Tiefe entdeckt. Mit dem ansteigenden Pegel des Bolsenasees verlegten die Bewohner der Eisenzeit ihre Hütten erst auf Pfähle (Pfahlbauten) und mussten sie schließlich ganz aufgeben; ihre Häuser versanken im Wasser.
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Bisher untersuchten Archäologen erst zehn Prozent der Siedlung, bargen allerdings bereits über 4000 Objekte. Unter anderem fanden sie Schalen, Tassen, Angelhaken, Äxte sowie Ausrüstung zum Spinnen von Wolle oder Hanf. Im Jahr 2021 wurde im See eine kleine Bronzestatue entdeckt, die zur sardisch-phönizischen Kultur gehörte.
Der Bolsenasee gehört neben dem Gardasee, Lago Maggiore und dem Comer See zu den schönsten Seen Italiens. Er liegt 305 Meter über dem Meeresspiegel und ist etwa 151 Meter tief. Vor schätzungsweise 300.000 Jahren bildete sich der See bei einem Vulkanausbruch: Als unterirdische Magmakammern einstürzten, lief der Krater nach dem Ausbruch mit Regenwasser voll. Römische Aufzeichnungen belegen, dass der Vulkan noch 104 v. Chr. aktiv war.