Berlin. Im Zweiten Weltkrieg wurde auch auf amerikanischem Boden gekämpft. Forscher entdecken die Schiffswracks aus der „vergessenen Schlacht“.

Im Zweiten Weltkrieg wurde auch in den USA gekämpft. In einem kaum bekannten Kapitel des Krieges griffen japanische Streitkräfte eine von Vulkanen geprägte Inselkette an – die zu Alaska gehört. Die Aleuten liegen am Südrand des pazifischen Beringmeers zwischen dem nordamerikanischen Festland und Russland. Vor der letzten Insel der Aleuten, Attu, fanden Meeresarchäologen nun drei Schiffswracks aus der „vergessenen Schlacht“.

Im Juni 1942, sechs Monate nach der Attacke auf Pearl Harbor, besetzten japanische Truppen die 56 Kilometer lange Insel Attu und deren Nachbarinsel Kisku. Sie zerstörten die Häuser und Dörfer der dort heimischen indigenen Bevölkerung und verschleppte sie als Kriegsgefangene nach Japan.

In der einzigen Schlacht, die während des Zweiten Weltkriegs auf amerikanischen Boden geführt wurde, vertrieben die US-Streitkräfte die Besatzer von Attu und den Aleuten. 549 US-Soldaten und 2351 japanische Soldaten ließen bei den brutalen Kämpfen um Attu ihr Leben. Weil sie von anderen Ereignissen im Pazifik überschattet wurden, sprechen Historiker auch von der „vergessenen Schlacht“.

Meeresarchäologen finden japanische und amerikanische Schiffswracks aus der „vergessenen Schlacht

Zeugen dieser Episode sind ein amerikanisches und zwei japanische Schiffswracks, die ein amerikanisch-japanisches Forschungsteam vor Attu lokalisieren konnte. Dafür nutzten sie ein hochentwickeltes Sonargerät sowie ferngesteuerte, mit Unterwasserkameras ausgestattete Tauchboote.

Laut einem Statement handelt es sich bei dem einen japanischen Schiff um die Kotohira Maru, einen 5000 Tonnen schweren Frachter, der Verpflegung, Baumaterial und Treibstoff für die auf Attu stationierten Truppen transportierte. Am 5. Juni 1943 wurde er von Wetteraufklärungsflugzeugen der U.S. Navy versenkt, nur zwei der Besatzungsmitglieder überlebten.

Zweiter Weltkrieg: Japanischer Bombenangriff auf Dutch Harbour
Die Bucht von Dutch Harbour war ein wichtiger Schauplatz der Kämpfe um Attu. © picture alliance / SZ Photo | Scherl

Einen anderen japanischen Frachter, die Yasumasa Ichikawa, fanden die Forscher in der Nähe des Ufers von Attu. Amerikanische Bomber versenkten das 3000-Tonnen-Schiff am 26. November 1942. Die zwischen 15 und 55 Mann starke Besatzung überlebte den Untergang nicht.

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Schlacht von Attu: Kabelsschiff der US-Armee lief auf Felsen auf

Das einzige amerikanische Schiff, das im Rahmen des Projekts geortet wurde, war der Kabelleger SS Dellwood der US-Armee. Das fast 3500 Tonnen schwere Schiff war am 19. Juli 1943 auf eine Felsspitze gestoßen und sank, während es zu einem nahegelegenen Dock geschleppt wurde.

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Sowohl Sonar- als auch ROV-Bilder zeigten den stark zerstörten Zustand des ehemaligen Kabelschiffs. Die Forscher vermuten, dass das Schiff nach dem Auflaufen bombardiert wurde, da es zu einer Gefahr für die Schifffahrt geworden war. Die SS Dellwood liegt jetzt über 30 Meter unter der Meeresoberfläche und bietet einen einzigartigen Einblick in die US-Militäroperationen auf den Aleuten.

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Japanische Invasion der Aleuten war im Zweiten Weltkrieg einzigartig

„Insgesamt markiert das Projekt den Beginn einer sicherlich verstärkten Fokussierung auf den oft vergessenen Feldzug auf den Aleuten-Inseln und damit auch auf die Geschichte Alaskas im Zweiten Weltkrieg“, sagte Dr. Jason Raupp, einer der Entdecker und Assistenzprofessor für Geschichte an der Universität von East Carolina.

Die japanische Invasion auf den Aleuten war das erste Mal seit 1812, dass US-Territorium von einer fremden Macht besetzt wurde. Heute erinnert ein Friedensdenkmal auf Attu an die rund 2500 Toten der Schlacht. Seitdem die Station der amerikanischen Küstenwache 2010 schließen musste, ist Attu unbewohnt

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