Berlin. Haben die alten Ägypter einen hydraulischen Aufzug genutzt, um ihre erste Pyramide zu bauen? Das behauptet eine umstrittene Studie.

Aufzüge in der Antike? Klingt absurd – eine neue Studie will allerdings genau das beweisen. Demnach sollen die alten Ägypter einen hydraulischen Aufzug verwendet haben, um die erste Pyramide der Welt zu errichten. Das Forschungsergebnis gilt jedoch als umstritten.

Die auf der Plattform ResearchGate veröffentlichte Studie wurde von Xavier Landreau vom CEA Paleotechnic Institute in Frankreich und seinen Kollegen durchgeführt. Sie legt nahe, dass eine große Wasseraufbereitungsanlage in der Nähe des Nils für den Bau der Pyramide des Djoser verwendet wurde. Diese Theorie wurde jedoch noch nicht in einer begutachteten Fachzeitschrift veröffentlicht.

Archäologie: Rätsel um den Bau der Djoser-Pyramide

Archäologinnen und Archäologen rätseln seit Langem, wie die Arbeiter ein solches architektonisches Meisterwerk errichten konnten. Die Pyramide besteht aus rund 330.400 Kubikmetern Stein und Lehm und wurde vor etwa 4700 Jahren erbaut. Da die Pyramide in der Nähe eines heute ausgetrockneten Nil-Arms liegt, vermuten die Wissenschaftler, dass die alten Ägypter die Wasserquelle nutzten, um die 62 Meter hohe Pyramide zu errichten.

Sie vermuten, dass ein moderner „hydraulischer Aufzug“, bestehend aus einem Damm, einer Wasseraufbereitungsanlage und einem hydraulischen Lastenaufzug, vom Nil angetrieben wurde. Das nahegelegene Steingebäude Gisr el-Mudir (arabisch für „Residenz des Herrschers“) soll als Sediment- und Wasserauffangbecken gedient haben.

Pyramidenbau: So soll der hydraulische Aufzug funktioniert haben

Es sei eine bahnbrechende Entdeckung, so Landreau. „Diese Arbeit eröffnet einen neuen Forschungszweig: Die Nutzung der Wasserkraft zur Errichtung der gewaltigen Bauwerke der Pharaonen.“ Damit das wasserbetriebene System funktionieren konnte, sei Wasser aus dem Nil zu einem zwei Kilometer langen Damm geleitet worden. Der Damm habe das Wasser gefiltert, bevor es zu einer Aufbereitungsanlage namens „Deep Trench“ geleitet worden sei. Diese Anlage enthielt demnach offenbar mehrere Becken, in denen sich Sedimente absetzen konnten, um Verstopfungen zu vermeiden.

Von dort habe eine Reihe unterirdischer Leitungen das Wasser 28 Meter unter die Pyramide zu einem wasserbetriebenen Aufzug geleitet. Die Kraft des Wassers in einem zentralen Schacht habe die schweren Baumaterialien nach oben befördert. „Die antiken Architekten hoben die Steine im Zentrum der Pyramide wahrscheinlich vulkanartig an, indem sie das sedimentfreie Wasser aus dem südlichen Abschnitt des Trockengrabens nutzten“, heißt es in der Studie.

Altes Ägypten: Umstrittene Studie stößt auf Zweifel und Kritik

„Der hydraulische Hebemechanismus scheint für den Steinbau revolutionär und hat in unserer Zivilisation keine Parallele“, schreiben die Forschenden. Es stelle sich nun die Frage, ob weitere Pyramiden des alten Ägyptens nach ähnlichen, möglicherweise verbesserten Verfahren gebaut wurden.

Allerdings sind nicht alle Experten von dieser Theorie überzeugt. Julia Budka, Archäologin an der Ludwig-Maximilians-Universität München, äußerte gegenüber der wissenschaftlichen Website „Live Science“ Bedenken, dass keine Ägyptologen oder Archäologen direkt an der Studie beteiligt waren. „Wissenschaftlich ist ihre Hypothese überhaupt nicht bewiesen“, sagte Budka. Sie betonte die Notwendigkeit weiterer geologischer Untersuchungen und Probenanalysen, um die vorgeschlagene Theorie zu verifizieren, was allerdings auch in der Studie erwähnt wird. Ob die alten Ägypter beim Bau der Pyramide von Djoser tatsächlich ein hydraulisches Hebesystem verwendet haben, bleibt daher Gegenstand der Forschung.

Pyramide symbolisierte Übergang ins Jenseits

Die Djoser-Pyramide wird auch Stufenpyramide von Saqqara genannt und wurde um 2670 v. Chr. unter Pharao Djoser erbaut. Sie diente dem Pharao als Grabstätte und symbolisierte den Übergang ins Jenseits.

Die Pyramide besteht aus sechs übereinander liegenden Stufen. Sie wurde vom berühmten Baumeister Imhotep entworfen und spiegelt sowohl den religiösen Glauben als auch die politische Macht des Königs wider. Sie gilt als das älteste erhaltene Steinmonument. Historisch gesehen wurde sie am Beginn des Alten Reiches erbaut, einer Epoche großen kulturellen und technologischen Fortschritts.

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