Berlin. Die geheimnisvollen, kaum erforschten Picener lebten vor 2700 Jahren. Nun wurde wohl einer ihrer Prinzen samt Streitwagen ausgegraben.

Nach der bemerkenswerten Entdeckung des sogenannten „Prinzen von Corinaldo“ ist Archäologen in Italien ein neuer spektakulärer Fund gelungen. Bei Ausgrabungen in einer Nekropolis in der Gemeinde Corinaldo legten die Forscher das Grab eines weiteren Prinzen aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. frei. Die Totenstadt nahe der Adriaküste stammt noch aus der Eisenzeit und wird dem vor-römischen Volk der Picener zugerechnet.

Das quadratförmige Grab misst 3,8 mal 2,2 Meter und ist von einem etwa 30 Meter messenden, kreisförmigen Grube eingeschlossen, gab die Ortschaft Corinaldo in einem Facebook-Statement bekannt. Unter der Leitung der Archäologen Dr. Cecilia Carlorosi und Ilaria Venanzoni legte ein Grabungsteam mehr als 150 Grabbeigaben frei, die den hohen Status des Bestatteten verdeutlichen.

Archäologen legen Streitwagen des Prinzen frei

Unter anderem gruben sie einen Streitwagen mit zwei Rädern sowie zahlreiche wertvolle Bronze-Schätze aus. Einen Helm, Kessel sowie mehrere fein dekorierte Behälter für Essen und Getränke aus dem Material fanden sie in der Grabanlage. Sie zeugen von dem aristokratischen Lifestyle der Zeit, während andere Objekte wahrscheinlich aus dem Haus des Toten stammen und eher mit dem heiligen Ritual des Abschieds verknüpft sind, heißt es im Statement.

Die archäologischen Beweise deuten außerdem auf eine Beziehung zwischen den Adeligen der Picenern und den der etruskischen Kultur hin. Frühere Funde dokumentierten bereits die enge kulturelle und wirtschaftliche Beziehung durch die Geschichte hinweg.

Picener waren kriegerisches Volk der Eisenzeit

Die Ausgrabungen sind Teil des „ArcheoNevola“-Projekts, das das kaum archäologisch erforschte Nevola-Flusstal in der ostitalienischen Provinz Marken nach Siedlungsspuren vor allem aus der Eisenzeit absucht. Luft- und geophysikalische Untersuchungen führten zur Entdeckung der picenischen Nekropole in Corinaldo, die aus großen Ringgräben bestand.

Die Picener lebten in der frühen Eisenzeit an der Adriaküste der italienischen Halbinsel. Hauptsächlich siedelten sie um die heutigen Ortschaften Novilara im Norden sowie Belmonte und Fermo weiter südlich. Sie sollen bereits im 7. Jahrhundert v. Chr. mit dem antiken Griechenland Handel getrieben haben. Trotzdem gelten sie in der Geschichte als eher kriegerisches Volk, das im Jahr 268 v. Chr. vom römischen Reich annektiert wurde.

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