Berlin. Vor 130 Jahren sank ein Frachtschiff in einem heftigen Sturm. Der Kapitän kämpfte vor allem mit dem Schicksal seines treuen Hundes.

Vor 130 Jahren ereignete sich auf dem in den USA gelegenen Michigansee eine Tragöde. In einem schweren Sturm verlor der Kapitän David Clow nicht nur sein Schiff, sondern auch seinen geliebten Hund. Lieber würde er „eine jegliche Summe an Geld verlieren, als dass das Tier auf diese Weise umkommt“, sagte er nach seiner Rettung. Nun haben Unterwasser-Archäologen das Schiffswrack und damit die letzte Ruhestätte seines Hundes am Seeboden ausgemacht.

Die Experten der Wisconsin Underwater Archeology Association fanden den Schoner „Margaret A. Muir“ mithilfe von historischen Aufzeichnungen und Sonar-Scans in 15 Meter Wassertiefe. Das Schiffswrack liegt nur wenige Kilometer vor dem rettenden Hafen Algoma entfernt, den die siebenköpfige Besatzung verzweifelt versuchte zu erreichen.

Die Forscher erstellten ein detailliertes 3D-Modell vom Wrack. So sieht man auf den Fotos und dem Modell den schlechten Zustand des Wracks. Das Deck ist eingefallen und die Bordwände liegen neben dem Rumpf. Die Deckausrüstung, darunter „zwei gigantische Anker, Handpumpen, die Bugwinde und das Spiell“, ist dagegen noch intakt. Von den letzten dramatischen Stunden der „Muir“ berichtet das Team in einem Statement.

Schiffswrack im Michigansee: Hund des Kapitäns ging mit dem Segelschiff unter

Das 3D-Modell zeigt das verstreute Wrack der „Muir“.
Das 3D-Modell zeigt das verstreute Wrack der „Muir“. © Zach Whitrock / Tamara Thomsen

Die knapp 40 Meter lange „Muir“ war auf dem Weg nach Chicago, als sie am Morgen des 30. September 1893 in ein schweres Unwetter mit bis zu fünf Meter hohen Wellen geriet. Das mit 4375 Fässern Salz schwer beladene Segelschiff konnte sich schon bald nicht mehr gegen die gigantischen Wellen behaupten, die auf dem Deck brachen. Als Kapitän David Clow den hohen Wasserstand im Inneren bemerkte, befahl er das Schiff aufzugeben.

Kurz nachdem er den Befehl gegeben hatte, schlingerte das Schiff heftig und begann zu sinken. Noch an Bord: das Maskottchen des Schiffes, der Hund des Kapitäns, der vor den Augen der Mannschaft zusammen mit dem Schiff in die Tiefe gerissen wurde. Das Rettungsboot, auf das sich Kapitän und Besatzung retten konnten, lief ebenfalls bald mit Wasser voll. Nur unter äußerster Anstrengung gelang es den Matrosen sich durch die schwere See ans Ufer zu kämpfen. Durchnässt und erschöpft wurden sie von Anwohnern ins Warme gebracht.

Kapitän beschreibt seinen Hund als „intelligent und treu“

Der 71-Jährige Kapitän Clow zog Konsequenzen aus dem Unglück. „Ich habe das Segeln aufgegeben, das Wasser scheint keine Zuneigung mehr für mich zu haben“, sagte er gegenüber einer Regionalzeitung. Seinen Hund beschreibt er als „intelligent und treu“. Er sei der Liebling der Besatzung gewesen. Zu den Überresten des Hundes machte das Statement der Forscher keine Angaben. Tierische Überreste wie Knochen können Unterwasser bereits innerhalb einiger Jahre komplett verrottet sein.

Der Dreimaster „Margaret A. Muir“ (rechts) wurde 1872 in Wisconsin gebaut. Auf dem kleinen Rettungsbild am rechten Bildrand rettete sich die Besatzung an Land.
Der Dreimaster „Margaret A. Muir“ (rechts) wurde 1872 in Wisconsin gebaut. Auf dem kleinen Rettungsbild am rechten Bildrand rettete sich die Besatzung an Land. © Bruce J. Andrews - Yesterday‘s Trails Photo Restorations

Wie das „Smithsonian Magazine“ berichtet, waren Hunde-Maskottchen auf Schiffen dieser Zeit sehr verbreitet. Häufig handelte es sich dabei um große Hundearten wie die aus Kanada stammenden Neufundländer. Die stark befahrenen fünf Großen Seen, zu denen der Michigansee gehört, liegen zwischen den USA und Kanada. Die höchste hier jemals dokumentierte Welle war 8,7 Meter hoch. Laut der Universität Buffalo fanden über 6000 Schiffe ihr nasses Grab in den Seen.

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