Madrid. Eine Klinik in Marbella wirbt damit, genetisch identische Kopien von Hunden und Katzen zu erzeugen. Günstig sind die Duplikate nicht.

Spanien ist nicht nur Europas beliebtestes Reiseziel für Sonnenhungrige, sondern zieht jedes Jahr auch tausende Frauen und Paare aus dem Ausland an, deren Kinderwunsch bislang unerfüllt blieb. Nirgendwo sonst auf dem Kontinent werden so viele künstliche Befruchtungen durchgeführt, auch weil die gesetzlichen Hürden hier niedriger sind als in den meisten Nachbarländern.

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Der „Baby-Tourismus” boomt: Rund um das Mittelmeer gibt es Hunderte von sogenannten Reproduktionskliniken. Eine davon bietet neben der Erfüllung des Kinderwunsches nun eine weitere Dienstleistung an: das kommerzielle Klonen von Hunden und Katzen, also die biotechnische Erzeugung einer genetischen Kopie des Vierbeiners. Das reproduktive Klonen wurde Haustierbesitzern bisher nur von Kliniken in den USA, China und Südkorea angeboten. Nun will das spanische Labor Ovoclone mit Sitz in Marbella zum Vorreiter dieser Biotechnologie in Europa werden. 

Spanien: Haustier-Klone „zu 99,9 Prozent” genetisch identisch

„Unser Ziel ist es, unsere Kunden glücklich zu machen”, wirbt Ovoclone. „Wir wollen Ihnen den Traum vom treuen Freund fürs ganz Leben ermöglichen.” Wenn das geliebte Haustier einmal ableben sollte, könne Ovoclone für Ersatz sorgen, der „zu 99,9 Prozent” genetisch identisch sei, verspricht das Unternehmen. Deswegen sollten Tierhalter vorsorgen und Genmaterial ihres Vierbeiners einfrieren lassen.

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In einer spanischen Klinik können Hundebesitzer für 55.000 Euro eine genetisch identische Kopie ihres Tieres erzeugen lassen. © Getty Images/iStockphoto | akegooseberry

Dass Wissenschaftler mit dem Klonen von Tieren experimentieren, weiß man spätestens, seit 1996 das Schaf „Dolly” in einem schottischen Forschungsinstitut geboren wurde. Seither wurden in Europa vereinzelt Versuche mit anderen Tierarten durchgeführt, so zum Beispiel in Spanien mit dem vom Aussterben bedrohten Pyrenäen-Steinbock. Auch in Deutschland und anderen Ländern werden gentechnisch veränderte Schweine geklont, die eines Tages als Organspender dienen sollen.

Kommerziell wird das Klonen in Europa seit zwei Jahrzehnten vor allem bei Elitepferden eingesetzt. Besitzer von Renn-, Spring- und Polopferden versuchen so, die außerordentlichen Eigenschaften ihrer Top-Sportpferde für künftige Generationen zu sichern. Spitzenpferde können Marktpreise von mehreren Millionen Euro erzielen.

Bei Hunden und Katzen gehe es dagegen um emotionale Werte, sagt Ovoclone-Chef Enrique Criado. Viele Tierbesitzer würden eine enge Beziehung zu ihren Vierbeinern aufbauen und sie wie eigene Kinder lieben. „Bei Ovoclone verstehen wir, wie verheerend es sein kann, deinen geliebten Hund zu verlieren”, heißt es dazu auf der Firmenwebseite. „Deshalb bieten wir eine Lösung an, um die besondere Beziehung zu deinem treuen Freund zu verlängern.”

So viel kostet das Klonen von Hunden und Katzen

Außerhalb Europas hat sich das Klonen von Haustieren bereits zu einem Geschäft entwickelt. So hat die US-amerikanische Sängerin Barbara Streisand nach eigenen Angaben ihren weißen Schoßhund der Rasse Coton de Tuléar klonen lassen. Auch der seit Dezember amtierende argentinische Präsident Javier Milei soll seinen verstorbenen Mastiff namens Conan geklont haben – mit dem Ergebnis, dass Milei heute vier mit Conan genetisch identische Mastiff-Hunde besitzt. 

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Ovoclone-Gründer Criado berichtet, dass mit den Schlagzeilen um den geklonten Milei-Hund die Anfragen zugenommen hätten. Vor allem die Zahl der Kunden, die das genetische Zellmaterial ihrer Vierbeiner einfrieren lassen, sei gestiegen. Dies ist bei Ovoclone ab 2800 Euro möglich. Will man aus dem Genmaterial ein Klon-Tier herstellen, muss man allerdings ein Vielfaches zahlen: Ein geklonter Hund kostet 55.000 Euro, eine Katze 50.000 Euro. 

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Haarige Doppelgänger: Auch Katzen können in der Klinik im spanischen Marbella geklont werden. © Getty Images/iStockphoto | annadarzy

Das Klonen geschieht über ein Verfahren, das die Wissenschaftler als „Zellkerntransplantation” beschreiben. Dabei wird der genetische Inhalt einer Zelle des zu klonenden Tieres entnommen und in eine zuvor kernlos gemachte Eizelle eines Spendertieres übertragen. Aus dieser Eizelle entwickelt sich dann der Embryo, der in ein anderes weibliches Tier eingepflanzt und von dieser „Leihmutter” ausgetragen wird.

Kritiker warnen: „Werden niemals total identisch sein”

Obwohl das Klonen von Haustieren in Spanien legal ist, gibt es in der Wissenschaft erhebliche Kritik an dieser Form des Reproduktionsgeschäfts. Denn abgesehen von ethischen Bedenken hat sich die Klontechnik bisher als relativ ineffizient erwiesen. Viele Embryonen sterben ab, nicht wenige der geborenen Klone leiden unter Missbildungen oder Krankheiten.

Auch der spanische Zellforscher Salvador Macip bezweifelt den Nutzen des Klonens von Haustieren und warnt potenzielle Kunden vor Illusionen. „Die Tiere werden niemals total identisch sein”, sagte er der staatlichen spanischen Nachrichtenagentur Efe. Auch das Verhalten des neu geschaffenen Tieres müsse nicht unbedingt dem des Originals entsprechen, da das geklonte Lebewesen andere Erfahrungen mache. 

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Laut Macip ist das Klonen von Hunden und Katzen eher ein lukratives Geschäft für die Kliniken als für die Kunden. „Aber jeder kann ja mit seinem Geld machen, was er will.” Macip tritt generell dafür ein, dass die umstrittene Praxis strenger als bisher geregelt wird. In einigen europäischen Staaten ist das Klonen von Tieren nur für die Grundlagenforschung, aber nicht für kommerzielle Ziele erlaubt. Das reproduktive Klonen von Menschen ist hingegen EU-weit verboten.