Berlin. Von Geisterschiffen bis hin zu spanischen Gold-Galeonen: Die Meere sind voll mit rätselhaften Schiffswracks. Hier ist eine Auswahl.

Die Meere und Ozeane sind ein riesiger Friedhof. Rund drei Millionen Schiffswracks liegen hier laut der UNESCO verstreut, nur ein winziger Teil wurde bisher von Archäologen entdeckt. Ob Schlachtschiffe aus dem Zweiten Weltkrieg, spanische Galeonen oder die Titanic: Die Zeugen vergangener Epochen bergen oftmals unglaubliche Schätze und Geheimnisse. Hier ist eine Auswahl der rätselhaftesten Schiffswracks der Weltmeere: von Geisterschiffen bis hin zum Wrackfund am World Trade Center.

Das Wrack von Antikythera und sein geheimnisvoller Mechanismus

Das Schiffswrack von Antikythera wurde 1900 von Schwammtauchern vor der gleichnamigen griechischen Insel entdeckt. Was die Taucher auf dem Meeresboden zuerst für Leichen hielten, stellte sich später als Bronzestatuen heraus. Bei dem Wrack handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um ein mehr als 2000 Jahre altes Handelsschiff aus der Antike.

Ein Taucher zeigt eine Keramik aus dem Schiffswrack vor der griechischen Insel Antikythera. Das Schiff ging wahrscheinlich im 1. Jahrhundert v. Chr. unter in der Ägäis unter.
Ein Taucher zeigt eine Keramik aus dem Schiffswrack vor der griechischen Insel Antikythera. Das Schiff ging wahrscheinlich im 1. Jahrhundert v. Chr. unter in der Ägäis unter. © Schweizerische Archäologische Schule in Griechenland

An Bord fanden Taucher den sogenannten Antikythera-Mechanismus, ein mindestens 2000 Jahre alter astronomischer „Computer“, der seiner Zeit scheinbar weit voraus war. Der aus Bronze gefertigte Mechanismus blieb lange ein Rätsel, bis Wissenschaftler die genaue Funktion, die erstaunlich präzise Vorhersage von Sternenkonstellationen und Sonnenfinsternissen, entschlüsselten. Aus welchem Grund das Schiff mit der wertvollen Ladung in der Ägäis unterging, ist bis heute ungeklärt. Neueste Funde am Wrack enthüllen jedoch weitere Teile des Schiffes und bestätigen eine zweite Wrackstelle, was den antiken Untergang noch rätselhafter macht.

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Spanische Galeone „San José“: Der ewige Fluch des Goldes

 Die Unterwasseraufnahme des Kolumbianischen Präsidialamts zeigt Kanonen und Amphoren der spanischen Galeone „San José“. Das Schiff war am 8. Juni 1708 vor der kolumbianischen Küste gesunken.
Die Unterwasseraufnahme des Kolumbianischen Präsidialamts zeigt Kanonen und Amphoren der spanischen Galeone „San José“. Das Schiff war am 8. Juni 1708 vor der kolumbianischen Küste gesunken. © picture alliance / dpa | Kolumbianisches Präsidialamt

Die „San José“ war ein spanisches Galeonenschiff, das 1708 während des Spanischen Erbfolgekrieges von britischen Kriegsschiffen vor der Küste Kolumbiens versenkt wurde. Der Legende nach transportierte die „San José“ Gold, Silber und Edelsteine im Wert von bis zu 17 Milliarden Dollar. Nach drei Jahrhunderten wurde das Wrack 2015 entdeckt, liegt aber weiterhin in 600 Metern Tiefe, da es Streitigkeiten über die Bergung und die Besitzrechte gibt. Der Fund des Schiffes hat eine Vielzahl von Fragen aufgeworfen, darunter die genaue Menge und der Zustand der Schätze sowie die genauen Umstände des Untergangs. Bis heute streiten sich Spanien und Kolumbien um den Besitz des Goldes.

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„HMS Erebus“ und „HMS Terror“: Verschollen im Eis der Arktis

Die Schiffe „HMS Erebus“ und „HMS Terror“ waren Teil der britischen Franklin-Expedition, die 1845 unter der Leitung von Sir John Franklin aufbrach, um die Nordwestpassage im Norden Kanadas zu erschließen. Beide Schiffe verschwanden zusammen mit der gesamten Besatzung von 129 Mann im arktischen Eis fast spurlos. Die britische Öffentlichkeit war vom Scheitern der Expedition geschockt. Laut einer später auf einer arktischen Insel gefundenen Notiz wurden die HMS Terror und HMS Erebus im Jahr 1846 von Eis eingeschlossen, Franklin selbst starb 1847.

Ein Taucher begutachtet das Wrack der „Erebus“ im Polarmeer. Die Schiffe steckten über Jahr im arktischen Eis fest, bevor ihre Mannschaften sie aufgaben. Später muss der Druck des Eises die Schiffe versenkt haben.
Ein Taucher begutachtet das Wrack der „Erebus“ im Polarmeer. Die Schiffe steckten über Jahr im arktischen Eis fest, bevor ihre Mannschaften sie aufgaben. Später muss der Druck des Eises die Schiffe versenkt haben. © Imago / Eibner Europe | Unbekannt

Über zwei Winter lang harrten die Besatzungen in den Schiffen aus, bis sie sie schließlich im April 1848 aufgaben. Vom Schicksal der zu diesem Zeitpunkt noch lebenden Besatzungsmitglieder ist bis heute nicht geklärt. Für rund 170 Jahre lang blieben die Schiffe verschollen, bis die „HMS Erebus“ 2014 und die „HMS Terror“ 2016 am Meeresboden der arktischen Gewässern Kanadas gefunden wurden. Die Wracks sind bemerkenswert gut erhalten und bieten wertvolle Einblicke in das Leben an Bord und die Herausforderungen der Expedition. Trotz der Entdeckungen bleibt vieles über das Schicksal der Besatzung und die genauen Gründe für das Scheitern der Expedition unklar.

Das Geisterschiff „Mary Celeste“: Verlassen auf hoher See

Obwohl kein Schiffswrack, gilt die „Mary Celeste“ doch als eines der rätselhaftesten Kapitel der Seefahrtsgeschichte. 1872 wurde das Handelsschiff in der Nähe der Azoren verlassen aufgefunden. Die zehnköpfige Besatzung, darunter die zweijährige Tochter des Kapitäns, war spurlos verschwunden. Außerdem fehlte ein Rettungsboot und eine der Bootspumpen war auseinandergebaut worden.

Die Besatzung des Zweimasters „Mary Celeste“ verschwand im Atlantik spurlos.
Die Besatzung des Zweimasters „Mary Celeste“ verschwand im Atlantik spurlos. © picture-alliance / Leemage | Costa

Doch das Schiff selbst war intakt und die Ladung unberührt. Bis heute gibt es keine schlüssige Erklärung für das Verschwinden der Besatzung. Theorien reichen von Piratenangriffen über Meuterei bis hin zu übernatürlichen Ereignissen. Das Schicksal der „Mary Celeste“ wurde auch durch eine lose auf den Ereignissen basierende Kurzgeschichte des Schriftstellers Arthur Conan Doyle bekannt. Doyle schrieb unter anderem die Bücher über den Detektiv Sherlock Holmes.

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Ground-Zero-Schiff: Bauarbeiter stoßen auf Wrack am World Trade Center

Bemerkenswert an diesem Wrack ist nicht das Schiff selbst, sondernd sein Fundort. Nachdem die Terroranschläge vom 11. September ein Loch in Form der Zwillingstürme des World Trade Centers im Herzen von New York gerissen hatten, gab es bald neue Baupläne für „Ground Zero“. Im Zuge der Arbeiten am neuen One World Trade Center stießen Bauarbeiter gleich neben den Fundamenten der Zwillingstürmen auf die Überreste eines alten Holzschiffs.

Die Überreste des rund neun Meter langen Holzschiffs aus dem 18. Jahrhundert fanden Bauarbeiter während der Arbeiten am neuen One World Trade Center.
Die Überreste des rund neun Meter langen Holzschiffs aus dem 18. Jahrhundert fanden Bauarbeiter während der Arbeiten am neuen One World Trade Center. © picture alliance / dpa | Justin Lane

Archäologen konnten anhand der Baumringe im Holz der Planken das Alter bestimmen. Demnach muss das Schiff in den frühen 1770er-Jahren gebaut worden sein. Trotzdem ist immer noch unbekannt, wem es gehörte oder wie es mitten in Manhattan gelandet war. Eine der Theorien ist, dass das Schiff vor New York gesunken war und beim künstlichen Aufschütten von Lower Manhattan Teil der Landmasse wurde.

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