Berlin. Urlauber an der Nord- und Ostsee stoßen häufig auf glibbrige Meeresbewohner. Laut einer Studie könnten diese in Zukunft noch mehr werden.

Zur Urlaubssaison zieht es viele Menschen ans Meer. Wer innerhalb Deutschlands verreist, fährt gern zur Nord- oder Ostsee, um dort bei gutem Wetter am Strand zu liegen. Im Wasser treffen Urlauber immer wieder auf Quallen, denn die glibbrigen Meeresbewohner haben im Sommer ebenfalls Hochsaison. Laut einer neuen Studie könnten diese in Zukunft noch mehr werden.

Seit Jahren rechnen Forscher damit, dass sich Quallen immer stärker im Meer verbreiten werden. Dafür ist unter anderem der Klimawandel, aber auch durch Überfischung verantwortlich. Hinzu kommt, dass es immer mehr feste Strukturen im Wasser, wie Offshore-Windanlagen oder Hafenkonstruktionen, und auch Plastik im Meer gibt. Das ist ein Vorteil für die glibbrigen Meeresbewohner, denn sie brauchen einen stablilen Untergrund, um sich fortzupflanzen. Diese sogenannte „Ocean Jellyfication“, „Verquallung“ der Ozeane, wurde nun in einem Modell für den Arktischen Ozean von Charlotte Havermans und ihren Kollegen vom Alfred Wegener Institut in Bremerhaven und der Universität Bremen modelliert. Dieses Modell bildet die Zukunft von acht Quallenarten ab.

Studie zu Quallen: Mögliche Folgen für die Nord- und Ostsee

Das Ergebnis: Sieben von acht Arten können sich in Zukunft mehr nach Norden ausbreiten. Zumindest im Arktischen Ozean ist demnach künfig mit der „Jellyfication“ zu rechnen, weil es weniger Meereis geben und das Wasser stetig wärmer wird. Es könnte also gerade an den Küsten der Nordsee und der Ostsee häufigere Begegnungen mit Quallen geben. Was das jetzt aber konkret bedeutet, ist unklar.

Es lässt sich aber erahnen, welche Veränderungen auf die Arktis zukommen könnten. In einigen norwegischen Fjorden breiten sich aktuell die Kronenqualle und die Feuerqualle immer weiter aus. Diese Arten, deren Zunahme auch in der Arktis prognostiziert wurde, stehen im Fokus der Forschungen von Havermans.

„Jellyfication“: Vorhersagen für andere Meeresgebiete unsicher

Beide Quallenarten ernähren sich von Fischeiern und haben in Norwegen bereits erheblichen Schaden an den Fischbeständen angerichtet. „Sie können wirklich einen ganzen Fjord übernehmen. Und dann gibt es nur diese Quallen“, erklärt Havermans gegenüber der ARD. Auch in manchen Bereichen der Ostsee sieht man schon jetzt Veränderungen bei den Quallen.

Jamileh Javidpour, Meeresbiologin an der University of Southern Denmark, erklärte gegenüber der ARD, dass das für die Arktis entwickelte Modell sich nicht einfach auf andere Meeresgebiete übertragen lasse. Obwohl das Arktismodell neu und innovativ ist, sei es noch unvollständig und könne keine Vorhersagen für verschiedene Lebensphasen der Quallen treffen. Diese Informationen seien jedoch notwendig, um genaue Prognosen erstellen zu können.

Javidpour erwartet dieses Jahr keine große Quallenplage. „Aufgrund des kühlen Frühjahrs und der niedrigen Temperaturen haben wir bisher weniger Quallen gesehen als im letzten Jahr. Daher glaube ich nicht, dass dieses Jahr ein besonders starkes Quallenjahr wird“, sagt sie. Dies dürfte viele Urlauber freuen.