Berlin/Rupite. Bulgarische Archäologen entdeckten in einem antiken Abwasserkanal eine Hermes-Statue. Der Fund ist aus mehreren Gründen sensationell.

Die Bewohner von Heraclea Sintica müssen ihre alten Götter sehr geliebt habe. So sehr, dass sie ihre Statuen vor christlichen Bilderstürmern verbargen, die alles daran setzten, jede Spur des alten Glaubens auszuradieren. Nachdem der römische Kaiser Theodosius das Christentum 380 zur Staatsreligion erhoben und bald darauf alle heidnischen Kulte verboten hatte, wurden überall im Römischen Reich Götterstatuen gestürzt oder gleich komplett zerstört.

In Heraclea Sintica im Südwesten des heutigen Bulgarien hielten einige Menschen offenbar noch länger an ihrem alten Glauben fest. Zumindest war ihnen die Bilderstürmerei christlicher Fanatiker zuwider. Nur so erklärt sich ein sensationeller Fund, den der Archäologe Ludmil Vagalinski und sein Team nun gemacht haben. In einem alten römischen Abwasserkanal entdeckten die Forscher eine fast vollständig erhaltene marmorne Statue des griechischen Gottes Hermes (römisch: Merkur). „Der Kopf ist sehr gut erhalten, es gibt nur ein paar Bruchstellen an den Händen“, sagte Vagalinski.

Archäologie: Bewohner legten Statue wohl in Kanal

Nach ersten Erkenntnissen müssen Bewohner von Heraclea Sintica die etwa zwei Meter hohe Statue in den Kanal gelegt und dann sorgfältig mit Erde bedeckt haben, um sie zu verbergen. Die Aktion könnte auch in Zusammenhang mit einem Erdbeben stehen, das die damals florierende Stadt wahrscheinlich im Jahr 388 verwüstete. Das vom makedonischen König Philipp II. (dem Vater Alexander des Großen) um etwa 350 vor Christus gegründete Heraclea Sintica erholte sich nach dem Beben nicht mehr und wurde um etwa 500 nach Christus komplett aufgegeben.

Une statue du 2e siècle parfaitement préservée découverte en Bulgarie
Auch der Kopf des Hermes ist sehr gut erhalten. © AFP | DOBRIN KASHAVELOV

Für Vagalinski ist der Fund ein Zeichen für den widerständigen Geist einiger Menschen in der Stadt. „Alles Heidnische war verboten und trotzdem kümmerten sie sich um ihre alten Götter“, erklärt der Archäologe. Auch wenn es sich bei der Statue lediglich um die römische Kopie eines griechischen Originals handelt, ist der Fund für ihn eine Sensation. Ähnliche Entdeckungen habe man in Bulgarien bisher noch nie gemacht.

Une statue du 2e siècle parfaitement préservée découverte en Bulgarie
Die Statue wurde in der Kanalisation verborgen und mit Erde bedeckt. © AFP | DOBRIN KASHAVELOV

Der „Götterbote“ Hermes war in der Antike einer der beliebtesten Götter überhaupt und wurde vielfältig verehrt. So galt er als Schutzgott der Reisenden und Kaufleute, aber auch der Diebe und Magier. Geschätzt wurde Hermes auch als Übermittler der Träume und Glücksbote.

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