Berlin. Schwarze aus Afrika wählten in den amerikanischen Kolonien ihren eigenen König. Forscher fanden nun die Residenz von „König“ Pompey.

Archäologen haben in den USA einen faszinierenden, fast vergessenen Teil US-amerikanischer Geschichte ausgegraben. Im US-Bundesstaat Massachusetts legten sie die Überreste der mutmaßlichen Heimstätte des legendären afrikanischen „Königs“ Pompey frei. Noch vor der amerikanischen Revolution und der Einführung der Demokratie war Pompey der gewählte Führer freier Schwarzer Afroamerikaner im 18. Jahrhundert. Doch von seinem Leben gab es bislang fast keine Hinterlassenschaften.

Pompey Mansfield war ein Sklave aus Afrika, der später seine Freiheit gewann und einer der ersten Schwarzen wurde, die Grundbesitz in den englischen Kolonien Neuenglands erwarben. „König Pompey war ein geschätzter Führer der Schwarzen Gemeinschaft, aber sein Haus und Besitz waren immer ein Mysterium“, sagte Kabria Baumgartner, Historikerin für Geschichte und Afrikanische Studie an der Northeastern University, in einem Statement.

Schwarzer König in Amerika: Bau zeugt von Entschlossenheit und Einfallsreichtum

Mithilfe von historischen Dokumenten suchten die Forscher der University of New Hampshire und Northeastern University am Ufer des Flusses Saugus in Massachusetts nach dem Haus von Pompey. Hier soll er zusammen mit seiner Frau Phylis vor 260 Jahren in einem Steinbau gelebt haben, heißt es in der Mitteilung. Auf seinem Privatbesitz habe er am „Black Election Day“ (Schwarzer Wahltag) andere freie und noch versklavte Schwarze aus der Region bewirtet.

Laut den Forschern deute alles darauf hin, dass es sich bei den gefundenen Fundamenten aus Flusssteinen um die bescheidene Residenz von Pompey handele. Gerade weil die Fundamente mithilfe einfacher Materialien errichtet worden sind, spreche das für den Besitz des mit wenigen Ressourcen ausgestatteten Pompey. Trotzdem zeuge der Bau von Entschlossenheit und Einfallsreichtum, sagte Meghan Howey, Professorin für Anthropologie an der University of New Hampshire.

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Schwarze Sklaven wählten eigenen König in den Kolonien

Der „Schwarze Wahltag“ sei einer der wichtigsten Tage in der Kolonialzeit Neuenglands für Schwarze Menschen gewesen. Die feierliche Zeremonie basierte auf Traditionen aus Westafrika. So wurde auch in Nordamerika lebhaft getanzt und gesungen, als die Afroamerikaner Pompey Jahr für Jahr zum König wählten. Als Anführer musste er wichtige Angelegenheiten der Schwarzen Gemeinschaft verwalten.

Manche der versklavten Afrikaner des frühen 18. Jahrhunderts waren königlicher Abstammung und übertrugen die Traditionen ihrer Heimat auf die Kolonien. In mindestens vier britischen Kolonien in Amerika – Massachusetts, Connecticut, Rhode Island und New Hampshire – gab es solche Wahltage, an denen ein König oder Gouverneur gewählt wurde. Dabei fand die Wahl am selben Tag wie die der Weißen statt.

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