Berlin. Der Fund von 2100 Jahre alten Knochen in der Schweiz stellt die Forscher vor neue Fragen. Woran starben die Menschen?
Ein internationales Forschungsteam hat skelettale Überreste von 20 Kelten aus den Sechzigerjahren erneut untersucht und im Rahmen einer Studie die beiden gängigsten Hypothesen dazu geprüft. Eine Interpretation der archäologischen Funde ist ein Unfall von vor über 2100 Jahren. Über den Schweizer Fluss Zihl, nahe der Gemeinde Cornaux, führte eine Holzbrücke. Gebaut hatten sie die dort angesiedelten Kelten. Auf der etwa 90 Meter langen Überführung herrschte reger Verkehr – bis sie eines Tages zusammenbrach und 20 Menschen in den Tod riss. Neben der Unfall-Theorie ist die zweite: Der Platz am Flussbett diente den Kelten als Opferstätte.
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Ein starkes Indiz für ein plötzliches Brückenunglück ist der außergewöhnlich gute Erhaltungszustand der menschlichen Überreste. Bei fünf der Opfer konnten sogar noch Gehirnreste im Schädel nachgewiesen werden, was darauf hindeutet, dass sie sehr schnell von Sedimenten bedeckt wurden. Zudem waren einige der Überreste eng mit Brückenteilen verknüpft, was ebenfalls auf ein abruptes Ereignis schließen lässt.
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Jedoch ist die Situation nicht eindeutig geklärt. DNA-Analysen zeigen, dass die Opfer eine bemerkenswerte Homogenität in Bezug auf Alter und Geschlecht aufweisen. Unter den Toten befanden sich drei Kinder und 17 junge Erwachsene, von denen vermutlich 15 junge Männer waren. Diese Verteilung lässt laut den Forschenden zwei mögliche Szenarien zu: Entweder befand sich eine Gruppe junger Soldaten oder Händler auf der Brücke, als sie einstürzte, oder die jungen Männer waren Sklaven, die im Rahmen von Opferritualen an dieser Stelle bestattet wurden.
Archäologischer Fund: Das spricht für keltische Opferrituale
Die Entdeckung einer gefalteten Schwertscheide an der Fundstelle unterstützt die zweite Hypothese. Die Kelten praktizierten bekanntermaßen rituelle Opfergaben, zu denen auch Waffen gehörten, die häufig am oder im Wasser niedergelegt wurden. Es ist daher möglich, dass dies auch in diesem Fall geschah. Zusätzlich sind die Ergebnisse der Radiokarbondatierungen der Knochen nicht eindeutig. Sie deuten darauf hin, dass die Todesfälle möglicherweise nicht gleichzeitig, sondern über einen Zeitraum verteilt im 3., 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. eingetreten sind.
Laut Marco Milella von der Universität Bern, Co-Leiter des Projekts, könnten beide Thesen zutreffen: „Bei Berücksichtigung all dieser verschiedenen Elemente lässt sich vermuten, dass sich in Cornaux ein heftiges, schnelles Unglück ereignet hat“, sagt er. „Doch die Brücke könnte vorher bereits eine Opferstätte gewesen sein.“
Trotz der Unsicherheiten liefert die Studie eine klare Erkenntnis: Die Untersuchungen der Knochen belegen eine beträchtliche genetische Vielfalt unter den Kelten an diesem Standort in der Schweiz. Dies deutet darauf hin, dass es eine hohe Mobilität zwischen den verschiedenen keltischen Gruppen gab.
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