Berlin. Der Wein aus einer Gruft lag 2000 Jahre lang mit Menschenknochen in einer Urne. Trotzdem probierte ihn ein mutiger Wissenschaftler.
Je älter der Wein, desto besser? Ein rund 2000 Jahre alter Wein aus Spanien lässt an dieser These zweifeln. Archäologen hatten ihn in einer römischen Gruft in der andalusischen Stadt Carmona nahe Sevilla entdeckt. Der Weißwein ist der älteste jemals gefundene Wein, der noch im flüssigen Zustand vorhanden war. Besonders ungewöhnlich ist das Gefäß, in dem der Wein aufbewahrt wurde.
Demnach war die Flüssigkeit in einer Urne zusammen mit eingeäscherten menschlichen Knochen eingelegt worden. Eine rötlich-braune Mixtur in der Urne stellte sich bei genauerer Analyse zur Überraschung der Chemiker als ein Sherry-artiger Wein heraus. Ihre Ergebnisse veröffentlichte ein spanisches Forschungsteam der Universität Córdoba im Fachjournal „Journal of Archaeological Science: Reports“.
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Archäologie: Versteckte Gruft entging der Plünderung durch Grabräuber
Der älteste jemals zuvor gefundene flüssige Wein stammt aus der Nähe von Speyer und wurde in einem römischen Grab entdeckt, das auf das Jahr 325 n. Chr. datiert wird. Die Gruft in Spanien entdeckte eine Familie auf ihrem Grundstück zufällig, als sie Arbeiten an ihrem Haus durchführen wollte.
„Die Römer waren sogar im Tode stolz und bauten Grabdenkmäler wie beispielsweise Türme über ihre Gruften, damit die Menschen sie wahrnahmen“, sagte Co-Autor José Rafael Ruiz Arrebola, ein organischer Chemiker, gegenüber „The Guardian“. Weil die Gruft allerdings versteckt war, entging sie über die Jahrtausende der Aufmerksamkeit von Grabräubern und ihre Schätze überlebten.
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Eingeäscherte Knochen waren mit fünf Liter Wein vermischt
In der Gruft waren acht Grabnischen in die Felswand geschlagen, in denen sechs Urnen aus Glas, Blei, Kalkstein und Sandstein platziert waren. Jede der Urnen enthielt die Überreste einer einzelnen Person, auf zwei von ihnen waren sogar die Namen der Eingeäscherten zu lesen: Senicio und Hispanae. Auch fanden die Forscher ein kleines Glas, das mit Parfum aus Patschuliöl gefüllt war.
Die Urne mit dem Wein war mit fünf Litern der Flüssigkeit sowie den eingeäscherten Knochen und einem Goldring gefüllt. Auf dem Ring ist der zweiköpfige römische Gott Janus abgebildet, der Gott allen Ursprungs, des Anfangs und des Endes sowie aller Türen und Pforten.
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Forscher probierte 2000 Jahre alten Wein
Nach einer chemischen Analyse der Flüssigkeit, waren sich die Wissenschaftler sicher, dass es sich um Weißwein aus der Region Andalusien handeln muss. Der Wein habe große Ähnlichkeiten zu den Weinen aus dem dortigen Weinbaugebiet Montilla-Moriles gehabt. Insbesondere die Sherry-artigen Weinen aus der Stadt Jerez sowie der trockene Weißwein Manzanillaa aus Sanlúcar glichen dem 2000 Jahre alten Wein chemisch.
Die Flüssigkeit aus der Gruft ist theoretisch trinkbar, sagten die Forscher. „Es ist kein bisschen giftig“, versicherte Ruiz Arrebola in „The Guardian“. Trotzdem verbot sich der Wissenschaftler eine Probe des guten Tropfens, der 2000 Jahre lang mit menschlichen Überresten in Kontakt war.
Doch ein anderer Kollege zeigte sich mutiger. „Der Geschmack ist salzig, was nicht überraschend ist angesichts der chemischen Zusammensetzung“, beschrieb Ruiz Arrebola in „All that‘s interesting“ die Erfahrung seines Co-Autoren Daniel Cosano, der den Wein probierte.